Deutschland

Baerbock mit Eiern beworfen: Proteste und Übergriffe bei Wahlkampfauftritten häufen sich

Die Wahlkampfauftritte führender Politiker werden zunehmend von Protesten überschattet.
09.05.2022 10:00
Aktualisiert: 09.05.2022 10:38
Lesezeit: 2 min

Bei einem Wahlkampfauftritt für die Grünen in Nordrhein-Westfalen ist auf Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit einem rohen Ei geworfen worden. Bei der Veranstaltung am Sonntagnachmittag in Wuppertal habe das Ei sein Ziel verfehlt, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Die Personalien der Eierwerferin seien aufgenommen und es sei eine Strafanzeige ausgestellt worden.

Sicherheitsbeamte liefen nach dem Eierwurf auf die Bühne, um die Ministerin abzuschirmen. Die Politikerin setzte danach aber ihren Auftritt fort und hielt der Werferin vor, beim Recht auf Meinungsfreiheit einen zweifelhaften Weg zu gehen.

Die Bundesregierung steht in Kreisen von Friedensaktivisten und auch in anderen Teilen der Bevölkerung in der Kritik, weil sie die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland in die Ukraine befürwortet. Die Grünen waren jahrzehntelang gegen Waffenlieferungen, beteiligten sich dann aber 1999 umso rascher am völkerrechtswidrigen Bombenkrieg gegen Serbien. Russlands völkerrechtswidriger Angriffskrieg hat bei führenden Grünen-Vertretern zu einem Umdenken geführt.

Proteste nehmen zu

Unbekannte hatten in Lübeck durch das Versprühen von Buttersäure einen für den 1. Mai geplanten Wahlkampfauftritt von Außenministerin Annalena Baerbock verhindert, berichtet die dpa. Die beißend riechende Säure war an der Freilichtbühne verteilt, wo die Grünen-Politikerin später zur Landtagswahl am 8. Mai sprechen sollte. Aus Sicherheitsgründen sei die Veranstaltung abgesagt worden, sagte eine Polizeisprecherin.

«Wir lassen uns von solchen feigen, hinterhältigen Attacken nicht einschüchtern», sagte die Politische Bundesgeschäftsführerin Emily Büning dazu. «Das sind Angriffe auf den freien, demokratischen Diskurs.» Die Grünen wollten dafür nur umso lauter diskutieren.

Am Abend sprach Baerbock in Ahrensburg bei Hamburg. Etwa 150 Menschen versuchten nach Polizeiangaben, die Veranstaltung auf dem Rathausplatz mit Sirenengeheul und Rufen wie «Kriegstreiberin» und «Lügnerin» zu stören.

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) musste Ende April bei einem Wahlkampfauftritt in Bielefeld ein Pfeifkonzert über sich ergehen lassen.

Scholz kontert Störer: «Schreit ruhig»

Die dpa berichtete am 2. April: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bei einer Rede über die Solidarität der Menschen in der Corona-Krise und mit den Flüchtlingen aus der Ukraine emotional auf Pfiffe und Störungen reagiert. Beim Auftakt für den Landtagswahlkampf der SPD am Samstag in Essen knöpfte er sich verbal eine Gruppe von mutmaßlichen Corona-Kritikern vor.

Er sei stolz auf die Solidarität der Bürger mit den Flüchtlingen aus der Ukraine, sagte der Kanzler. Solidarität gelte auch, «wenn wir über Gesundheit reden. Wenn wir darüber reden, wie wir uns miteinander schützen können. Zum Beispiel in der ganzen Zeit der Corona-Pandemie», erklärte Scholz, während Pfiffe und Zwischenrufe immer lauter wurden. «Und ich sage das, weil da hinten ja einige laut rumschreien: Hallo! Schreit ruhig, denn das ist doch wofür wir kämpfen und wofür die Bürgerinnen und Bürger in der Ukraine kämpfen. Dass man seine Meinung laut sagen kann, ohne Angst haben zu müssen.»

Scholz lenkte den Fokus auf die Meinungsfreiheit in einer Demokratie wie Deutschland: «Darum akzeptiere ich den bösen Zynismus nicht, mit dem einige sagen, hier könne man ja seine Meinung zu diesem Thema nicht sagen. Es ist eine Lüge! Schaut euch um in den Diktaturen dieser Welt, dann wisst ihr, was das bedeutet», rief der 63-Jährige. «Nur weil man laut brüllt, hat man auch nicht recht. Sondern dafür braucht man schon ein paar Argumente. Und zu diesen Argumenten zählt, dass die Corona-Pandemie eine große Bedrohung ist für die ganze Menschheit.»

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...