Deutschland

Agrarchemie-Branche: Deutsche Düngerproduktion braucht russisches Gas

Ein Gas-Embargo gegen Russland könnte fatale Folgen für die deutsche Düngerproduktion haben.
11.05.2022 11:00
Lesezeit: 1 min
Agrarchemie-Branche: Deutsche Düngerproduktion braucht russisches Gas
Die Düngerpreise explodieren bereits – ein Gas-Embargo gegen Russland könnte die ohnehin angespannte Lage auf dem Markt noch verschärfe. (Foto: dpa)

Angesichts von rasant gestiegenen Düngerpreisen warnt die Agrarchemiebranche vor einem Gas-Embargo gegen Russland. Ohne russisches Gas ließen sich Düngemittel in Deutschland kaum produzieren, sagte Marco Fleischmann, Vorsitzender des Fachbereichs Pflanzenernährung im Industrieverband Agrar (IVA), am Dienstag in Frankfurt. Dann müsse man Ammoniak, ein Grundstoff für die allermeisten Stickstoff-Dünger, importieren und sich so wieder stark von Russland abhängig machen. Denn das Land sei ein wichtiger Exporteur auch von Ammoniak.

Stickstoffdünger, aber auch Kali- und Phosphatprodukte haben sich wegen der hohen Energiepreise seit vergangenem Jahr stark verteuert. Darunter leiden die Bauern. Der Gaspreis macht bei Stickstoffdünger 80 bis 90 Prozent der Produktionskosten aus. Russland spielt eine doppelte Rolle auf dem Weltmarkt – als wichtiger Lieferant sowohl von Erdgas als auch von Stickstoff, Phosphat und Kali.

Manche Chemieunternehmen haben schon Anlagen für Ammoniak gedrosselt, weil sie höhere Energiepreise nicht an Kunden weitergeben konnten. Eine Prognose, ob sich Düngemittel wegen des Ukraine-Kriegs noch weiter verteuern, wollte der IVA nicht abgeben. Der Verband vertritt Agrarchemiefirmen, darunter Konzerne wie Bayer und BASF.

Der Angriff auf die Ukraine habe die Agrarmärkte geschockt, sagte IVA-Präsident Michael Wagner. "Zu den Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft stellen muss, hat sich eine fast schon überwunden geglaubte zurückgemeldet: der Kampf gegen den Hunger." Um die Versorgung mit Nahrung zu sichern und zugleich Biodiversität und Klima zu schützen, brauche es einen Wandel der Landwirtschaft.

Die Ziele der "Farm-to-Fork-Strategie", mit der die EU eine umweltfreundlichere Landwirtschaft mit weniger Dünger und Pestiziden durchsetzen will, seien "außerordentlich ambitioniert, aber nicht unerreichbar", sagte Wagner. Die Digitalisierung helfe durch eine zielgenauere Ausbringung etwa ein Viertel der Menge an Pflanzenschutzmitteln ohne Verlust an Produktion einzusparen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...