Wirtschaft

Preis-Hammer: So stark verteuerte sich Getreide seit über einem Jahrzehnt nicht mehr

UN-Experte über Getreide in der Ukraine: "Es ist eine nahezu groteske Situation, die wir im Moment in der Ukraine sehen."
13.05.2022 13:01
Lesezeit: 1 min
Preis-Hammer: So stark verteuerte sich Getreide seit über einem Jahrzehnt nicht mehr
Bereits vor dem Krieg hatten sich die Preise für importiertes Getreide verteuert. Der russische Krieg in der Ukraine hat die Preise jedoch auf die Spitze getrieben. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Der Krieg in der Ukraine treibt die Getreidepreise so stark nach oben wie seit elf Jahren nicht mehr. Die Einfuhrpreise legten im März um 53,6 Prozent zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. "Eine höhere Veränderungsrate hatte es zuletzt im Mai 2011 gegeben", hieß es dazu. Damals betrug das Plus sogar 74 Prozent, als es unter anderem wetterbedingt Ernteausfälle gab. Die Steigerungen ziehen sich durch alle Getreidearten: Weizen etwa kostete 65,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Gerste, Roggen, Hafer ebenfalls. Mais verteuerte sich mit 37,4 Prozent nicht ganz so stark.

"Die Preise für importiertes Getreide haben sich allerdings bereits vor dem Ukraine-Krieg deutlich verteuert", erklärten die Statistiker. Seit Januar 2021 lag der Aufschlag demnach durchweg im zweistelligen Bereich. "Die Gründe für den Preisanstieg sind vielfältig: eine hohe weltweite Nachfrage und ein verknapptes Angebot aufgrund schlechter Wetterbedingungen in wichtigen Anbauländern wie den USA, Kanada, Australien oder Südamerika, hohe Düngemittelpreise und steigende Transport- und Energiekosten", so das Bundesamt. "Der Ukraine-Krieg hat den Preisanstieg noch zusätzlich verstärkt."

So stecken in der Ukraine nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) knapp 25 Millionen Tonnen Getreide fest. "Es ist eine nahezu groteske Situation, die wir im Moment in der Ukraine sehen", sagte FAO-Experte Josef Schmidhuber. Die Getreidemenge könne eigentlich exportiert werde, "kann aber das Land nicht verlassen, einfach wegen der fehlenden Infrastruktur und der Blockade der Häfen".

2021 wurden mehr als elf Millionen Tonnen Getreide im Wert von 3,2 Milliarden Euro nach Deutschland importiert – davon kamen allerdings nur zwei Prozent aus der Ukraine und Russland. Wichtigstes Importgut beim Getreide ist demnach Weizen: Mit einer Importmenge von 3,9 Millionen Tonnen macht er mehr als ein Drittel der Getreideimporte aus. Tschechien, Polen und Frankreich waren 2021 die Hauptherkunftsländer von Weizen. 70,7 Prozent kamen aus diesen Ländern. Mais ist mit einem Anteil von 26,0 Prozent an den Importen zweitwichtigste Getreideart, gefolgt von Gerste mit 13,4 Prozent.

Während die Preise für Getreide-Einfuhren also zunehmend explodieren, stimmt der russische Präsident Wladimir Putin die Bevölkerung Russlands auf eine rekordträchtige Weizenernte ein. Die Ukraine hingegen beteuert, dass ein großer Teil dieser plötzlich angekündigten Rekord-Ernte schlichtweg aus der Ukraine gestohlen wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...