Finanzen

Dax dank Chinas Notenbank deutlich im Plus

Lesezeit: 2 min
20.05.2022 12:32
Konjunkturhilfen in China haben die Stimmung an Europas Börsen nach den jüngsten Verlusten wieder deutlich aufgehellt. Der Dax handelt deutlich im Plus.
Dax dank Chinas Notenbank deutlich im Plus
Der Dax liegt am Freitag deutlich im Plus. (Foto: dpa)
Foto: Arne Dedert

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit ihren konjunkturstützenden Maßnahmen hat die chinesische Notenbank zum Wochenschluss wieder für mehr Optimismus an Europas Aktienmärkten gesorgt. Der Dax gewann nach seinen jüngsten Verlusten 1,9 Prozent auf 14.147 Zähler. Der EuroStoxx rückte um 1,6 Prozent vor.

Für Auftrieb sorgte, dass China einen Schlüsselzinssatz im Immobiliensektor für langfristige Kredite überraschend stark gesenkt hat. Die Behörden versuchen damit den Häusermarkt anzukurbeln und einer deutlichen Konjunkturabschwächung infolge der strengen Null-Covid-Politik mit zahlreichen Beschränkungen entgegenzusteuern.

Die sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Carlos Casanova, Ökonom bei der Union Bancaire Privee in Hongkong. An der Börse in Shanghai wurde die Ankündigung der Zentralbank mit einem Plus von 1,6 Prozent honoriert.

Einige Analysten zweifelten allerdings am Nutzen dieser Maßnahme. Sie dürfte nur der Tropfen auf den heißen Stein einer Rezessionsgefahr im Reich der Mitte sein, urteilte Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Solange die massiven Einschränkungen anhalten, dürfte Chinas Wirtschaft Mühe haben, wieder die von ihr gewohnte Fahrt aufzunehmen und damit auch die Weltwirtschaft mitzuziehen."

Zhiwei Zhang, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management, rechnet in den nächsten Monaten mit weiteren Zinssenkungen. "Ich erwarte auch mehr politische Maßnahmen in den Bereichen Fiskal-, Eigentums- und Plattformökonomie."

NOTENBANKEN IN DER ZWICKMÜHLE

Neben der Entwicklung in China treibt die Anleger derzeit jedoch auch die Frage um, ob die US-Notenbank Fed wie auch die Europäische Zentralbank (EZB) es schaffen werden, die Teuerung zu bremsen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. "Das Wachstum wird sich weiter abschwächen, die Inflation aber vorerst hoch bleiben – die Notenbanken stecken in der Zwickmühle", sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck.

Während die Fed die Zinswende schon vollzogen hat, nimmt nun aus Sicht von Commerzbank-Analyst Ralph Solveen auch auf die EZB der Druck zu, schon bald die Zinsen anzuheben. Die noch einmal gestiegenen deutschen Produzentenpreise ließen "befürchten, dass auch bei den Verbraucherpreisen zumindest die Kernrate den Hochpunkt noch lange nicht erreicht hat."

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte kletterten im April binnen Jahresfrist um durchschnittlich 33,5 Prozent. Sie gelten als Vorläufer für die allgemeine Inflation. Aktuell ist die Inflationsrate mit 7,4 Prozent bereits so hoch wie seit 1981 nicht mehr.

Spekulationen auf eine baldige Zinswende im Euroraum trieben die Gemeinschaftswährung am Donnerstag um mehr als ein Prozent in die Höhe. Zum Wochenschluss notierte der Euro kaum verändert bei 1,0586 Dollar.

LUXUSWERTE NACH RICHEMONT-ZAHLEN UNTER DRUCK

Unter den Einzelwerten machten vor allem die Luxuswerte von sich Reden, nachdem Richemont mit seinem Gewinn hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.Read full story Hermes, LVMH, Moncler und Kering gaben zeitweise zwischen 3,4 und 1,7 Prozent nach. Im MDax notierten Hugo Boss gut 2 Prozent schwächer. Die Aktien des Schweizer Luxusgüterkonzerns Richemont rutschen um fast 14 Prozent ab.

Im Dax gingen zahlreiche Titel, die seit Jahresbeginn stark gefallen waren, auf Erholungskurs. An der Spitze des standen die Aktien des Kochboxen-Versenders HelloFresh, die knapp 7 Prozent zulegten. Sie kommen seit Anfang Januar auf ein Minus von fast 50 Prozent. Der Dax selbst hat im selben Zeitraum 12,6 Prozent an Wert eingebüßt.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...