Deutschland

Karlsruhe: Eltern mit mehr Kindern sollen nicht länger benachteiligt werden

Das Bundesverfassungsgericht hält es für grundgesetzwidrig, dass die Kinderanzahl bislang keine Auswirkung auf die Höhe der Beiträge zur Pflegeversicherung hatte.
25.05.2022 11:05
Lesezeit: 1 min
Karlsruhe: Eltern mit mehr Kindern sollen nicht länger benachteiligt werden
Schon 2001 hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Eltern bei der Pflegeversicherung gegenüber Kinderlosen benachteiligt werden. (Foto: dpa)

Das Bundesverfassungsgericht hat es für grundgesetzwidrig erklärt, dass die Zahl der Kinder bei den Beiträgen zur Pflegeversicherung nicht berücksichtigt wird. Der Gesetzgeber muss nun bis zum 31. Juli des kommenden Jahres die Beiträge nach der Kinderzahl staffeln. Mit der am Mittwoch bekanntgegebenen Entscheidung gab der Erste Senat zwei Verfassungsbeschwerden teilweise statt. Erfolglos waren die Kläger allerdings mit ihrer Forderung, dass die Kinderzahl auch in der Renten- und Krankenversicherung zu geringeren Beiträgen führen müsse.

Momentan zahlen Kinderlose, aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2001, bei der Pflegeversicherung höhere Beiträge als Eltern; die Kinderzahl wurde bisher aber nicht berücksichtigt. Das wurde nun vom Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichts beanstandet. Denn damit würden "Eltern mit mehr Kindern gegenüber solchen mit weniger Kindern benachteiligt, weil der mit steigender Kinderzahl anwachsende Erziehungsmehraufwand in geltenden Beitragsrecht keine Berücksichtigung findet", so die Begründung wörtlich.

In der Rentenversicherung und der Krankenversicherung werde dagegen der Erziehungsaufwand hinreichend kompensiert, so die Entscheidung weiter. In der Krankenversicherung sind alle Kinder beitragsfrei mitversichert. In der Rentenversicherung erhält der erziehende Elternteil für jedes Kind bis zu drei Rentenpunkten zusätzlich gutgeschrieben. (AZ: 1 BvL 3/18, 1 BvR 717/16 u.a.)

Bei den Klägern handelt es sich um drei Elternpaare aus Baden-Württemberg. Unterstützung erhalten sie vom Familienbund der Katholiken und dem Deutschen Familienverband. Die erste Klage erfolgte schon 2006 vor dem Sozialgericht Freiburg. Gerade in Anbetracht der sich zunehmend zuspitzenden Fachkräftemangels und der anhaltenden Diskussion um die Rente mit 70 bleibt zu hoffen, dass das Urteil Signalwirkung entfaltet und eine nachhaltige Korrektur der demografischen Entwicklung anstößt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen beendet Fahrzeugproduktion: Umbaupläne für Gläserne Manufaktur in Dresden
10.12.2025

Die VW-Fahrzeugproduktion in Dresden endet aus wirtschaftlichen Gründen nach mehr als 20 Jahren. Über die Zukunft des ehemaligen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...