Politik

Nach russisch-chinesischem Manöver: Japan und USA setzen auf Abschreckung

Der Konflikt im Indopazifik schaukelt sich zunehmend hoch.
27.05.2022 17:23
Aktualisiert: 27.05.2022 17:23
Lesezeit: 2 min
Nach russisch-chinesischem Manöver: Japan und USA setzen auf Abschreckung
US-amerikanische und japanische Flugzeuge über dem Japanischen Meer. (Foto: Gemeinsamer Stab der japanischen Selbstverteidigungskräfte)

Japan und die USA haben ein gemeinsames Flugmanöver durchgeführt und damit möglicherweise auf das jüngste russisch-chinesische Luftmanöver über dem Westpazifik reagiert. Doch laut zwei US-Beamten, die anonym bleiben wollten, gibt es auch eine andere Interpretation des Geschehens: Tokio und Washington wollten nach den jüngsten Raketenstarts Nordkoreas ihre gemeinsame Entschlossenheit unter Beweis stellen. Nordkorea hatte am Mittwoch für neuerliche Spannungen in Ostasien gesorgt, als es drei Raketen auf das Japanische Meer abfeuerte, wenige Stunden nachdem US-Präsident Joe Biden Tokio nach einem Treffen mit führenden Politikern aus Japan, Indien und Australien verlassen hatte. Nach Angaben südkoreanischer Beamter handelte es sich bei einer der Raketen offenbar um Pjöngjangs größte ballistische Interkontinentalrakete (ICBM) mit einer geschätzten Reichweite von etwa 15 000 Kilometern, die theoretisch sogar in der Lage wäre, die USA zu erreichen.

Motive der Muskelschau in hohen Lüften unbekannt

Eine vom US-Militär herausgegebenen Pressemitteilung bleibt unspezifisch und offen für Interpretationen. Dort heißt es lapidar, die Übung sollte "die gemeinsamen Fähigkeiten zur Abschreckung und Abwehr regionaler Bedrohungen demonstrieren". Weiter heißt es lediglich noch, dass die Übung der Demonstration "der schnellen Reaktionsfähigkeit, der hohen Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte, der engen Koordinierung, der bilateralen Interoperabilität und der glaubwürdigen Abschreckungsfähigkeit" der beiden Nationen diene. Zudem seien die Vereinigten Staaten und Japan weiterhin entschlossen, sich gemeinsam für die "Gewährleistung von Frieden und Sicherheit im gesamten indopazifischen Raum" einzusetzen.

An dem Flug von acht Flugzeugen von Stützpunkten in Japan aus waren nach Angaben der japanischen Luftwaffe vier amerikanische F-16- und vier japanische F-15-Kampfjets beteiligt.

Was auch immer der Grund für die japanisch-chinesische Übung gewesen ist: Die Lage im Indopazifik ist weiterhin brenzlig. Vor allem das chinesisch -amerikanische Verhältnis verschlechtert sich - aller beiderseitigen Friedensbeteuerungen zum Trotz.

China stößt in den Pazifik vor, schließt Bündnisse

China reagierte kürzlich pikiert auf Warnungen seitens westlicher Staaten an eine Reihe von Pazifik-Inseln, nicht zu enge Beziehungen zur Volksrepublik einzugehen. So warf der chinesische Außenamtssprecher Wang Wenbin den USA am heutigen Freitag vor, sich in innere Angelegenheiten Chinas einzumischen und dessen Innen- und Außenpolitik zu diskreditieren. Die USA wiederum dürften sich bereits auf potenzielle Invasionsszenarien wie in der Ukraine vorbereiten. Nicht umsonst rüsten die Vereinigten Staaten sowohl Taiwan als auch Japan mit Waffen aus.

Biden unterstricht diese Woche bei einem "Quad"-Treffen, wie wichtig die Zusammenarbeit mit indopazifischen Bündnispartnern für die USA seien. Fakt ist: Die Fronten sind verhärtet, von seiner Position abrücken oder Zugeständnisse machen dürfte vorerst niemand. Kommende Woche dürfte sich entscheiden, ob das Vorhaben Chinas, ein Sicherheitsabkommen mit einer ganzen Reihe von pazifischen Inselstaaten abzuschließen, am Ende von Erfolg gekrönt sein wird.

LESEN SIE AUCH:

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/519781/Russische-und-chinesische-Bomber-fuehren-gemeinsame-UEbungsfluege-durch-Frage-stellt-sich-immer-mehr-Wer-ist-Freund-wer-Feind

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...