Weltwirtschaft

Elon Musk rechnet mit Rezession in den USA

Lesezeit: 2 min
03.06.2022 13:45
Der Tesla-Chef reiht sich in die Reihe warnender Stimmen ein - und handelt.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Tesla-Chef Elon Musk äußert Sorge vor einer Rezession und will deshalb tausende Stellen bei dem Elektroautobauer streichen. In einer internen Mail an Führungskräfte vom Donnerstag, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, schreibt Musk, er habe ein "super schlechtes Gefühl", was die Wirtschaftsentwicklung angehe. Der US-Elektroautobauer müsse deswegen seine Belegschaft um rund zehn Prozent reduzieren. Überschrieben war die Mail mit "Einstellungsstopp". Tesla war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Im vorbörslichen Handel gaben die Tesla-Aktien knapp drei Prozent nach.

Ende 2021 beschäftigte Tesla weltweit rund 100.000 Menschen. Der Autobauer fährt derzeit die Produktion in seinem neuen Werk in Grünheide bei Berlin hoch und hat dazu Hunderte Stellen ausgeschrieben. Weltweit sind es auf der Job-Plattform LinkedIn rund 5000 offene Jobs, von Verkäufern in Tokio über Mechatronikern in Berlin bis zu IT-Spezialisten in Palo Alto.

Erst am Mittwoch hatte Musk damit Schlagzeilen gemacht, dass er seiner Belegschaft Homeoffice untersagt hatte. "Wenn jemand nicht erscheint, müssen wir davon ausgehen, dass diese Person das Unternehmen verlassen hat", hieß es in dem Schreiben ohne freundliche Anrede mit der Betreffzeile "um superklar zu sein". Auf Twitter lieferte sich Musk einen Schlagabtausch mit dem australischen Milliardär Scot Farquhar, der die Beorderung zurück ins Büro als "irgendwas aus den 1950er Jahren" bezeichnet hatte. Der Tesla-Chef antwortete darauf: "Rezessionen erfüllen eine wichtige wirtschaftliche Reinigungsfunktion."

Musk ist der erste Automanager, der sich besorgt über die Konjunktur zeigt. Die Branche profitiert derzeit von einer weltweit hohen Nachfrage nach Neu- und Gebrauchtwagen, auch bedingt dadurch, dass die Produktion wegen Chip-Engpässen oder Lockdowns seit 2020 unter Druck ist. Im ersten Quartal lieferte Tesla mit 310.048 Fahrzeugen so viele Autos aus wie nie zuvor, der Umsatz schnellte um 70 Prozent auf 18,8 Milliarden Dollar hoch. Die Produktion fiel aber hinter das Vorquartal zurück. Tesla musste wegen des Corona-Lockdowns sein Werk in Schanghai zeitweise schließen und kämpft derzeit damit, die Produktion wieder hochzufahren.

Zuletzt hatten sich in den USA mehrere hochrangige Firmenchefs besorgt über die Konjunkturentwicklung geäußert. Jamie Dimon, Chef der Investmentbank JPMorgan, sagte diese Woche, ein "Hurrikan ist auf dem Weg zu uns". Die Inflation in den USA ist derzeit so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die US-Notenbank Fed steht vor der Aufgabe, die Teuerung wieder in den Griff zu bekommen, ohne das Land in eine Rezession zu stürzen. "Das schlechte Gefühl, das Musk hat, wird von vielen Leuten geteilt", sagte Carsten Brzeski, Analyst bei der niederländischen ING-Bank. "Aber wir reden nicht von einer weltweiten Rezession. Wir rechnen mit einer Abkühlung der Weltwirtschaft gegen Jahresende."


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform: Entscheidung über Lauterbachs hoch umstrittenes Projekt heute im Bundesrat
22.11.2024

Krankenhausreform: Kommt sie jetzt doch noch? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht mit seinem hochumstrittenen Projekt vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...