Mit 7,4 Prozent im April bewegt sich die Teuerungsrate hierzulande auf einem Rekordniveau. Und was für Deutschland gilt, gilt auch international. In der Eurozone insgesamt lag sie zuletzt bei 7,5 Prozent, in den USA nun bereits den zweiten Monat in Folge bei über acht Prozent. Bei einer solchen Inflationsrate zwischen fünf und zehn Prozent spricht man auch von einer schleichenden Inflation. Erst bei höheren Raten wäre die Teuerung beschleunigt, galoppierend, oder würde es sich um Hyperinflation handeln.
Zwar ist davon auszugehen, dass die unter anderem durch Lieferkettenprobleme nach der Corona-Pandemie sowie insbesondere durch den Preisanstieg bei Öl und Gas (eine Folge des Krieges in der Ukraine) hervorgerufene Inflation temporär ist und sich folglich auch wieder abschwächen wird. Dennoch, darin sind sich fast alle Experten einig, wird die Inflationsrate in naher Zukunft im Durchschnitt höher ausfallen als in den vergangenen Jahrzehnten. Und das hat eine ganze Reihe von Auswirkungen.
Am direktesten spürbar ist das beim täglichen Konsum. So kostet eine Kugel Eis dann zum Beispiel nicht mehr einen Euro, sondern 1,10 Euro. Das heißt: Bargeld verliert real an Wert, weil sich Verbraucher mit dem gleichen Betrag nicht mehr so viel leisten können wie zuvor. Konkret bedeutet das: Bei der aktuellen Inflationsrate von 7,4 Prozent haben 1.000 Euro Bargeld nach einem Jahr nur noch einen realen Wert von 926 Euro. In einem Jahr kann man sich, in heutigen Preisen gerechnet, nur noch Waren oder Dienstleistungen in diesem Wert kaufen und nicht mehr für 1.000 Euro.
Interessanterweise nehmen Verbraucher die Inflation aber sehr unterschiedlich wahr. So wird die offiziell ausgewiesene Inflationsrate anhand der Veränderung der Preise eines bestimmten Warenkorbes gemessen. Doch dieser Warenkorb unterscheidet sich in aller Regel vom persönlichen Verbrauch des einzelnen. Die gefühlte Inflation stimmt mit der offiziell ausgewiesenen Teuerung deshalb auch nicht überein, wie Umfragen immer wieder zeigen. Laut der Europäischen Zentralbank sind die Verbraucherpreise in Deutschland von 2004 bis 2015 nach Wahrnehmung der Befragten im Schnitt um 6,6 Prozent pro Jahr gestiegen. Offiziell ausgewiesen wurden in diesem Zeitraum im Schnitt aber nur 1,8 Prozent.
Aber nicht nur beim Konsum, sondern auch bei der Geldanlage wirkt sich die Inflation aus. Auch dies lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Angenommen, jemand hat 10.000 Euro unverzinst auf einem Sparbuch. Beträgt die Inflationsrate in den kommenden zehn Jahren nur zwei Prozent im Schnitt, dann hat das Geld nach diesem Zeitraum nur noch einen realen Wert von rund 8.200 Euro. Das entspricht einem Verlust von 18 Prozent. Liegt die Inflation bei vier Prozent, dann sinkt die reale Kaufkraft sogar auf nur noch rund 6.750 Euro (ein Verlust von 32,5 Prozent, also fast einem Drittel).
Zwar steigen inzwischen die Zinsen, doch ist die Inflationsrate – wie eingangs erläutert – auf einem solch hohen Niveau, dass die reale Rendite, also Zinssatz abzüglich Inflationsrate, auch bei einer Verzinsung von einem oder zwei Prozent noch deutlich negativ ist. Jeder, der sein Geld in Anlageformen wie Festgeld oder Sparbüchern liegen hat, ist deshalb davon besonders stark betroffen.
Was können Anleger tun? In der Regel empfehlen Experten, in einem stark inflationären Umfeld Sachwert-Investments gegenüber niedrig verzinsten Anlagen den Vorzug zu geben, da sie einen gewissen Schutz vor Inflation bieten können. Dazu zählen beispielsweise auch Aktien, da Anleger sich damit an Unternehmen und somit an einem Sachwert beteiligen. Langfristig bringen Aktien mit die höchsten Renditen. Seit 1975 lag deren Wertentwicklung bei etwa 7,4 Prozent pro Jahr – und das nach Inflation.
Allerdings gibt es eine solche Rendite nicht umsonst. Anleger müssen hier, wie sich aktuell auch zeigt, enorm hohe Kursschwankungen aushalten können. Kurseinbrüche von 30 oder 40 Prozent und mehr sind jederzeit möglich. Aus diesem Grund sind eine breite Streuung und ein langfristiger Anlagehorizont von wenigstens zehn, besser 15 Jahren entscheidend. Schließlich erholten sich die Aktienmärkte in der Vergangenheit von starken Kursverlusten auch immer wieder, doch manchmal brauchte es auch einige Zeit.
So lässt sich am Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts ablesen, dass es im schlimmsten Fall zwölf Jahre waren, bis ein Anleger wieder im Plus war. Wer also lange Zeiträume einkalkuliert und zwischenzeitlich starke Kursschwankungen aushalten kann, sollte ein Aktieninvestment angesichts der rekordhohen Inflationsraten in Erwägung ziehen.
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