Wirtschaft

Russlands Automarkt kollabiert

Nachdem die ausländischen Auto-Hersteller das Land verlassen haben, kämpft Russlands Autoindustrie mit massiven Problemen.
09.06.2022 14:54
Lesezeit: 1 min
Russlands Automarkt kollabiert
Ein Lada auf dem Fließband des russischen Autobauers AvtoVaz in der Wolgastadt Togliatti. (Foto:dpa) Foto: Thomas Körbel

Russischer Automarkt bricht ein: Nach Angaben des russischen Wirtschaftsverbandes AEB ging der Absatz von Fahrzeugen im Monat Mai im Vergleich zum Vorjahr um 83,5 Prozent auf nur noch 24.268 Fahrzeuge zurück. Der Grund: Sanktionen, Materialengpässe und der Rückzug fast aller internationalen Autobauer.

Im Vergleich dazu hat allein Volkswagen im Mai in Deutschland 38.000 Neuwagen verkauft. Dabei befindet sich auch der EU-Markt in einer schweren Absatzkrise.

Die Menge, der auf dem russischen Markt verkauften Neuwagen entspricht in etwa der in Deutschland von Opel und Skoda zusammen erreichten.

Sollten die Russen keine entsprechenden Märkte für die Beschaffung von Ersatzteilen und anderem Auto-Zubehör finden, werden in einigen Jahren – zumindest nach Meinung von Experten - wieder mehr Russen zu Fuß oder mit schrottreifen Autos unterwegs sein. Bereits jetzt steht fest, dass künftig russische Autos ohne Sicherheitssysteme gebaut werden sollen.

Deutsche Hersteller bauen und verkaufen keine Autos mehr in Russland. Und auch die Kooperation von Daimler mit dem russischen LKW-Hersteller Kamaz wurde als Reaktion auf den Krieg und die Sanktionen beendet.

Allerdings will der russische Autobauer AvtoVaz nach einer kurzen Schließung des Werkes – er baut alle Lada-Modelle - die Produktion wieder teilweise aufnehmen. Vom Band laufen sollen ältere Modelle, die dann nur noch der Abgasnorm Euro 2 entsprechen und auf ABS, Airbags oder elektrische Fensterheber verzichten.

Technisch ist das ein gewaltiger Rückschritt, denn eigentlich waren die Lada-Fahrzeuge durch die mittlerweile eingestellte Kooperation mit Renault auf einem relativ modernen Niveau, das in etwa dem von Dacia entsprach.

Der russischen Regierung scheint das egal zu sein: Wohl, um auch die letzten Verbindungen mit dem Westen zu kappen, will Russland nun sogar eine alte Sowjet-Automarke wiederbeleben, nämlich den Moskwitsch.Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin kündigte an, dass das sowjetische Kultauto künftig wieder produziert werden solle. Geplant sind angeblich günstige Benzinfahrzeuge sowie einfache Elektroautos. Ihnen dabei helfen sollen chinesische Autokonzerne. Ob die Chinesen sich auf eine Zusammenarbeit einlassen, steht noch in den Sternen. Denn Chinas Autoindustrie sucht vor allem neue Absatzmärkte im Westen, wo man bevorzugt Elektroautos verkaufen will - da käme eine Zusammenarbeit mit dem russischen Regime wohl eher ungelegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rentenkommission startet: Experten sollen Reform ohne feste Vorgaben prüfen
16.12.2025

Nach langem Hin und Her um das erste Rentenpaket nimmt ein neues Gremium seine Arbeit auf. Die Kommission aus Fachleuten soll Vorschläge...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Impfschäden: Wann haften Hersteller für Gesundheitsfolgen?
16.12.2025

Kopfschmerzen, Fieber oder sogar Hörverlust – treten nach einer Corona-Impfung gesundheitliche Probleme auf, suchen Betroffene häufig...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...