Finanzen

Deutsche Bank kündigt Ende von Negativzinsen auf Sparkonten an

Die Deutsche Bank hat eine schrittweise Aufhebung ihrer Strafzinsen angekündigt. Andere Geldhäuser bleiben noch vorsichtig.
13.06.2022 10:00
Aktualisiert: 13.06.2022 10:40
Lesezeit: 2 min
Deutsche Bank kündigt Ende von Negativzinsen auf Sparkonten an
Blick auf die Frankfurter Skyline. (Foto: dpa) Foto: Frank Rumpenhorst

Bankkunden in Deutschland können im Zuge der für Juli angekündigten Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ein Ende der Negativzinsen auf Giro- oder Tagesgeldkonto hoffen. «Die Höhe des Verwahrentgeltes richtet sich nach der sogenannten Einlagenfazilität der Europäischen Zentralbank. Wenn die EZB den Satz der Einlagenfazilität gemäß ihrer jüngsten Ankündigung im Juli um 0,25 Prozentpunkte anhebt, werden Deutsche Bank und Postbank diese Anpassung an ihre Privatkunden weitergeben und das Verwahrentgelt um 0,25 Prozentpunkte kurzfristig reduzieren», kündigte ein Sprecher des größten deutschen Geldhauses am Montag an.

Der EZB-Rat hatte am Donnerstag beschlossen, bei seiner nächsten Sitzung am 21. Juli die Leitzinsen im Euroraum um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Im September sei ein dann «ein größerer Zinsschritt» möglich. Derzeit müssen Banken noch 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Gelder bei der EZB parken. Die Kosten dafür geben etliche Institute an ihre Kundinnen und Kunden weiter.

«Wenn der Satz der Einlagenfazilität in einem zweiten Schritt auf null oder in den positiven Bereich angehoben wird, werden wir im Privatkundengeschäft kein Verwahrentgelt mehr erheben», teilte der Deutsche-Bank-Sprecher mit. «Der zweite Schritt der EZB wird für September erwartet, so dass Deutsche Bank und Postbank voraussichtlich im Oktober vollständig auf die Erhebung des Verwahrentgelts für ihre Privatkunden verzichten werden.»

Die Deutsche Bank erhebt seit Mitte Mai 2020 in ihrem Privatkundengeschäft sogenannte Verwahrentgelte. Derzeit müssen Kundinnen und Kunden dort ab 50 000 Euro auf Giro- und Anlagekonten sowie ab 25 000 Euro für Tagesgeld Negativzinsen zahlen. Ebenso ist es bei der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank.

Die Commerzbank legt sich weiterhin nicht fest, wann sie ihre Verwahrentgelte für Kunden mit hohen Einlagen zurückschrauben wird. Die Bank warte die nächsten EZB-Entscheidungen ab, sagte ein Sprecher des Frankfurter Instituts am Montag auf Anfrage. Commerzbank-Chef Manfred Knof hatte Mitte Mai gesagt: «Wenn die EZB reagiert, dann können und werden auch wir schnell reagieren.»

Die Direktbank ING Deutschland war am 10. Mai vorgeprescht und hatte sich darauf festgelegt, zum 1. Juli die Negativzinsen für fast alle ihrer Privatkunden abzuschaffen. Dem Vergleichsportal Verivox zufolge verlangen aktuell mindestens 451 von etwa 1300 ausgewerteten Kreditinstituten in Deutschland Negativzinsen von Privatkunden (Stand: 8. Juni 2022). Das Internet-Portal Biallo zählt sogar 582 Banken und Sparkassen, die Negativzinsen von Privatkunden kassieren (Stand 9. Juni 2022).

ING erwartet steigende Einnahmen

Die niederländische ING rechnet im Angesicht steigender Zinsen für die kommenden Jahre mit höheren Einnahmen. Die Gesamterträge dürften in der Zeit von 2022 bis 2025 im jährlichen Schnitt um drei Prozent steigen, teilte der Mutterkonzern der gleichnamigen deutschen Direktbank anlässlich einer Investorenveranstaltung am Montag in Amsterdam mit. Die Gebühreneinnahmen sollen jährlich sogar um fünf bis zehn Prozent zulegen. Unterdessen will die Bank ihre Kosten je eingenommenem Euro weiter senken.

So nimmt sich die ING-Führung um Konzernchef Steven van Rijswijk für das Jahr 2025 ein Kosten-Ertrags-Verhältnis zwischen 50 und 52 Prozent vor. Im vergangenen Jahr hatte die Quote noch bei 60,5 Prozent gelegen. Um einen Euro an Erträgen zu erzielen, musste das Institut also 60,5 Cent ausgeben. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kam 2021 auf ein Kosten-Ertrags-Verhältnis von 85 Prozent und will diese Quote bis zum Jahr 2025 auf unter 62,5 Prozent drücken.

Unterdessen rechnet die ING auch bei der Gewinnentwicklung mit weiteren Steigerungen: So soll die Rendite auf das Eigenkapital der Bank bis 2025 auf 12 Prozent klettern. Im vergangenen Jahr hatte sie bei 9,2 Prozent gelegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....