Deutschland

Die Hochpreisinsel Deutschland: extrem energieanfällig

Eine Studie zeigt, dass die Energieprobleme Deutschlands, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erheblich einschränkt.
28.06.2022 11:00
Lesezeit: 1 min
Die Hochpreisinsel Deutschland: extrem energieanfällig
Zahlreiche Strommasten auf den Feldern vor dem Braunkohle-Kraftwerk Niederaußem Foto: Federico Gambarini

Nicht nur bei Erdgas: Das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kommt bei einer Analyse, die sie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen durchgeführt hat, zu dem Schluss, dass sich die Bundesrepublik neben den Niederlanden bei der Stromversorgung zu einer Hochpreisinsel entwickelt hat. Was die Anfälligkeit für ausbleibende Lieferungen betrifft, so ist Deutschland gemeinsam mit EU-Partner Italien besonders verwundbar.

Neben der deutschen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen, sind das zwei Punkte, die die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands für Industriezweige mit hohem Energieverbrauch erheblich einschränken.

Insgesamt nahm das ZEW die Energieversorgung von 21 Industriestaaten unter den Gesichtspunkten unter die Lupe, wie sehr die Volkswirtschaften unter Preisanstieg und Lieferengpässen leiden würden. Die Ökonomen verglichen 16 EU-Staaten, außerdem die USA, Japan, Kanada, Großbritannien und die Schweiz.

Demnach ist die Versorgungssicherheit der drei außereuropäischen großen Volkswirtschaften wegen des Ukraine-Kriegs nicht gefährdet. Die Preissteigerungen seien dort bislang „ausgesprochen moderat ausgefallen oder ganz ausgeblieben“, heißt es in dem Papier.

In Europa hingegen ist die große Mehrheit der Länder bei ausbleibenden Energielieferungen weniger verwundbar als das von russischem Gas besonders abhängige Deutschland.

„Die Preiseffekte der Energiekrise bei Strom und Gas sind weitgehend auf europäische Standorte beschränkt“, erklärte Studienautor Friedrich Heinemann. Dabei gäbe es aber innerhalb von Europa große Unterschiede. „Deutschland wird zusammen mit den Niederlanden immer stärker zu einer Hochpreisinsel.“ Nicht nennenswert gestiegen sind hingegen die Strompreise etwa in Frankreich und in der Schweiz.

Im Falle einer Gasrationierung würden die Bereiche Metallverarbeitung, Chemie und Papier den größten Schaden nehmen. Erhebliche Schäden in weiteren Branchen wären laut ZEW wegen dann fehlender Vorprodukte nicht ausgeschlossen.

„Die Wettbewerber in Übersee haben kein Problem", resümierte Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer.

Einhergehend mit der Studie appellierten das ZEW und die Stiftung Familienunternehmen an die Bundesregierung, so schnell wie möglich Antworten zur Energieversorgung zu finden, damit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands für energieintensive Unternehmen erhalten werden kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...