Deutschland

EU-Kommissar fordert Laufzeitverlängerung für deutsche AKW - und warnt Berlin

Ein hochrangiger EU-Kommissar fordert eine Laufzeitverlängerung der letzten aktiven Kernkraftwerke in Deutschland.
04.07.2022 15:00
Aktualisiert: 04.07.2022 15:10
Lesezeit: 1 min
EU-Kommissar fordert Laufzeitverlängerung für deutsche AKW - und warnt Berlin
Das Atomkraftwerk Isar 2. (Foto: dpa) Foto: Armin Weigel

Deutschland sollte aus Sicht von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton seine Atomkraftwerke länger am Netz lassen. "Es ist äußerst wichtig, die drei deutschen Kernkraftwerke, die noch in Betrieb sind, länger laufen zu lassen", sagte er dem Handelsblatt am Montag. "Zumindest für ein paar Monate und selbstverständlich auf sichere Weise." Die Laufzeitverlängerung der Atommeiler, die Ende des Jahres abgeschaltet werden sollen, sei im Interesse ganz Europas, argumentierte Breton. "Wladimir Putin setzt unsere Abhängigkeit als Waffe gegen uns ein." Vier Monate nach Beginn der Invasion in der Ukraine hat Russland seine Gaslieferungen nach Europa deutlich gedrosselt und damit eine Energiekrise auch in Deutschland ausgelöst.

Mit Blick auf die Bundesregierung, die weiter am Atomausstieg festhält, stieß der französische Kommissar eine unmißverständliche Warnung aus: "Wir können nicht sagen: Ich mache nicht, was ich machen könnte, aber erwarte, dass andere liefern, was ich brauche."

Der Umstieg auf Erneuerbare Energien müsse zwar beschleunigt werden. Dafür solle die EU aber sicherstellen, dass ihre Versorgung mit den dafür nötigen Mineralien, etwa Seltene Erden, abgesichert sei, so Breton. "Wir müssen verhindern, dass wir von einer Gasabhängigkeit von Russland in eine Solarabhängigkeit von China geraten." Die EU müsse daher den Abbau und die Verarbeitung von Rohstoffen in Europa fördern.

Ähnlich wie die Regierung in Paris sieht der französische EU-Kommissar großes Potenzial in der Atomkraft. Immer wieder spricht er sich für deren Nutzung aus und steht damit deutlich anders zu dem Thema als etwa Deutschland. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte im Februar sogar eine Renaissance der Atomkraft mit dem Bau sechs neuer und womöglich acht weiterer Kraftwerke angekündigt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...

DWN
Politik
Politik Regierung reagiert auf Cyberangriffe: Russlands Botschafter einbestellt
12.12.2025

Nach einer Reihe hybrider Angriffe, darunter Falschnachrichten, manipulierte Videos und eine Hacker-Attacke, hat die Bundesregierung...