Finanzen

Vorboten des „Finanzsturms“? Gewinne der US-Bankriesen brechen ein

Die Gewinne der US-Großbanken JPMorgan und Morgan Stanley schrumpfen massiv. Gleichzeitig fürchten sie sich vor großflächigen Kreditausfällen. Sind das die Vorboten des Finanzsturms, den der JP-Morgan-Chef Jamie Dimon befürchtet?
14.07.2022 18:40
Aktualisiert: 14.07.2022 18:40
Lesezeit: 2 min
Vorboten des „Finanzsturms“? Gewinne der US-Bankriesen brechen ein
Jamie Dimon, CEO der größten US-Bank J.P. Morgan Chase, hat Investoren im vergangenen Monat vor einem „Finanzsturm“ gewarnt. (Foto: dpa) Foto: Michael Reynolds

Die US-Banken zollen dem drohenden Abschwung der Weltwirtschaft Tribut: Milliarden-Rückstellungen für drohende Kreditverluste und maue Geschäfte mit Fusionen und Übernahmen haben die Gewinne der US-Großbanken JP Morgan und Morgan Stanley deutlich schrumpfen lassen. Der US-Branchenprimus JP Morgan erzielte im zweiten Quartal einen Überschuss von 8,6 Milliarden Dollar - ein Rückgang von 28 Prozent, wie der Finanzkonzern am Donnerstag mitteilte. Die Bank setzte zudem geplante Aktienrückkäufe aus. Auch beim Rivalen Morgan Stanley fielen die Gewinne kräftig. Der Ergebnisrückgang bei beiden Instituten war zudem größer als von Analysten erwartet. Bei Investoren kam das nicht gut an: JP-Morgan-Aktien büßten an der Wall Street 4,8 Prozent ein, Morgan-Stanley-Aktien verloren 2,9 Prozent.

Angesichts der gestiegenen Rezessionsrisiken brachte JP Morgan 1,1 Milliarden Dollar an Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle in der Quartalsbilanz unter. Noch vor einem Jahr hatte die Bank im Zuge des US-Wirtschaftsaufschwungs drei Milliarden Dollar an Risikovorsorge aufgelöst. Analysten erwarten, dass die vier größten US-Geldhäuser, JP Morgan, Citi, Wells Fargo und Bank of America, in diesem Quartal zusammen Rückstellungen für drohende Kreditausfälle in der Größenordnung von 3,5 Milliarden Dollar gebildet haben.

JP-Morgan-Chef Jamie Dimon wies auf die Notwendigkeit hin, Kapitalreserven auszubauen. Zudem zählte er mehrere Risiken für das globale Wirtschaftswachstum auf, darunter den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und eine bislang nie dagewesene Straffungspolitik der Notenbanken. Die US-Wirtschaft wachse allerdings weiterhin, der Arbeitsmarkt, der Konsum und die Ausgabenfähigkeit der Verbraucher blieben gesund, sagte er. „Wir sind auf alles vorbereitet und werden unsere Kunden weiterhin auch in den schwierigsten Zeiten betreuen.“ Die Nettoerträge legten im Quartal um ein Prozent auf 30,72 Milliarden Dollar zu.

Investmentbankgeschäfte brechen ein

Trübe sah es bei JP Morgan im Investmentbankgeschäft aus. Dort sanken die Erträge um 61 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Niedrigere Einnahmen aus Fusionen und Übernahmen sowie aus dem Geschäft mit der Emission von Aktien und Anleihen lasteten auf der Sparte. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die Furcht vor einer Rezession bremsten zuletzt weltweit die Fusions- und Übernahmeaktivitäten. Ein Lichtblick blieb das Handelsgeschäft. Die Erträge stiegen um 15 Prozent, wobei sowohl der Anleihen- als auch der Aktienhandel kräftige Zuwächse erzielten. Die Nettozinserträge der Bank legten um 19 Prozent auf 15,2 Milliarden Dollar zu.

Beim Rivalen Morgan Stanley sank der Überschuss im zweiten Quartal um 30 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar. Gleich dem Branchenprimus bekam auch Morgan Stanley den nachlassenden Appetit der Unternehmen auf Fusionen und Übernahmen zu spüren. Die Erträge im Investmentbanking schrumpften um 55 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. „Insgesamt lieferte das Unternehmen ein solides Quartal in einem so volatilen Marktumfeld wie lange nicht mehr“, erklärte Bankchef James Gorman zum Zahlenwerk.

Das Vermögensverwaltungsgeschäft, das für den Finanzkonzern sonst stets eine stabile Ertragsquelle ist, trug im Quartal wenig dazu bei, den Einbruch im Investmentbanking auszugleichen. Die Einnahmen hieraus fielen um sechs Prozent. Insgesamt sanken die Nettoerträge des Finanzkonzerns um elf Prozent auf 13,13 Milliarden Dollar. Ob es im Fusions- und übernahmegeschäft in den nächsten Monaten wieder besser laufen wird, steht in den Sternen. Laut Morgan-Stanley-Finanzchefin Sharon Yeshaya wird das vor allem von der Preisfindung und davon abhängen, wie sich die Märkte in den nächsten sechs Monaten entwickeln. Insgesamt sei es schwer vorauszusagen, wie das zweite Halbjahr ausfallen werde.

Am Freitag wollen die Rivalen Citigroup und Wells Fargo ihre Zahlen für das Frühjahrsquartal vorlegen. Am Montag folgen dann Goldman Sachs und die Bank of America. Wie die Deutsche Bank abgeschnitten hat, dürfte am 27. Juli klar werden. Dann will der deutsche Branchenprimus seinen Zwischenbericht für das zweiten Quartal veröffentlichen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...