Unternehmen

Versorger Uniper wird teilverstaatlicht

Erst waren es nur Gerüchte, jetzt ist es offiziell: Das Retttungspaket für Uniper steht. Der Staat – respektive der Steuerzahler – soll im großen Stil einsteigen. Die KfW soll den Kreditrahmen auf acht Milliarden vervierfachen.
20.07.2022 12:09
Aktualisiert: 20.07.2022 12:09
Lesezeit: 2 min

Die Bundesregierung will den angeschlagenen Gas-Importeur Uniper mit einer Bundesbeteiligung in Milliardenhöhe retten und zugleich ermöglichen, dass höhere Einkaufspreise für Gas direkt an die Kunden weitergereicht werden können. Davon unterrichtete das Wirtschaftsministerium den Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie vor einer Sitzung am Mittwoch. „Zur Deckung der aufgelaufenen Verluste ist (eine) Kombination aus Kapitalerhöhung mit Zielbeteiligung des Bundes von 30 Prozent an Uniper und weiterem hybriden Eigenkapital geplant“, heißt es in dem Reuters vorliegendem Papier. Zudem werde von einer Preisweitergabe gemäß dem Energiesicherungsgesetz ausgegangen. Abschließende Entscheidungen stehen demnach noch aus. Diese Stützungsmaßnahmen für Uniper seien „in Prüfung/Verhandlung“.

Deutschlands größter Gas-Importeur ist durch ausbleibende Gas-Lieferungen aus Russland unter Druck geraten. Das Unternehmen muss die gesunkenen Mengen durch teure Zukäufe am Gas-Markt ersetzen und macht dadurch hohe Verluste. Diese „täglich auflaufenden Verluste aus Ersatzbeschaffung“ sollen laut der Ausschuss-Unterrichtung nun durch eine Preisweitergabe an die Kunden gestoppt werden. Insidern zufolge könnte das Rettungspaket nun die Möglichkeit für Uniper umfassen, einige Kosten weiterzureichen. Die Bundesregierung hatte sich mit dem Energiesicherungsgesetz dafür ein Instrument geschaffen, mit einer Umlage die Höhe der Preisweitergabe zu steuern.

Milliardenkredit von KfW

Bis zum 25. Juli müsse das Paket geschnürt sein, sonst drohten dem Düsseldorfer Konzern noch größere Liquiditätsengpässe, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Laut Ausschuss-Unterrichtung soll die öffentliche Förderbank KfW ihren Kreditrahmen für Uniper von zwei auf acht Milliarden Euro heraufsetzen, da das Unternehmen den bisherigen Kreditrahmen bereits ausgeschöpft hat. Uniper-Aktien legten um knapp 13 Prozent zu.

Wie dramatisch sich die Lage bei Uniper entwickelt, hängt auch von der Pipeline Nord Stream 1 ab. Insider hatten Reuters gesagt, durch diese solle nach ihrer Wartung wieder Gas geleitet werden - wenn auch in vermindertem Umfang. Russlands Präsident Wladimir Putin warnte, die Kapazitäten könnten vermindert werden. Die Wartung soll am Donnerstag enden.

Uniper hatte den Staat um Hilfe gebeten. Eine staatliche Beteiligung und frisches Geld sollen verhindern, dass Uniper sein Investmentgrade-Rating verliere, hatten Insider gesagt. Auch die finnische Regierung dringt auf eine rasche Übereinkunft. Sie ist mehrheitlich am Versorger Fortum beteiligt, der seinerseits die Mehrheit an Uniper hält.

Fortum-Chef Markus Rauramo hatte vorgeschlagen, die „systemkritischen deutschen Unternehmensteile“ Unipers rund um das Gas-Geschäft unter die Kontrolle des deutschen Staates zu stellen. In deutschen Regierungskreisen war indes vor einer Rosinenpickerei der Finnen gewarnt worden. Den Insidern zufolge wird dieses Szenario als zu komplex und zu langwierig angesehen.

Derweil setzte sich das Gerangel um eine Turbine für Nord Stream 1 fort. Die Rücküberführung der Turbine, die zur Wartung in Kanada war, habe direkte Auswirkungen auf den sicheren Betrieb der Pipeline, erklärte der russische Gaskonzern Gazprom. Siemens habe aber noch keine Dokumentationen für den Wiedereinbau geliefert. Nach Medienberichten soll die Turbine mittlerweile in Deutschland angekommen sein. Bislang ist nicht bekannt, ob sie auf dem Weg nach Russland ist.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Finanzen
Finanzen Buffetts Abgang, Zölle, Milliardenflucht: Steht der Markt vor einem Wendepunkt?
13.05.2025

Turbulente Zeiten an der Wall Street: Während Großinvestoren Milliarden abziehen und Strategen vor dem Ende des Booms warnen, stürmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lateinamerika im Fokus: Chinas Milliardenoffensive gegen Washingtons Einfluss
13.05.2025

Chinas Regierung sucht neue Verbündete – nicht aus Not, sondern mit Strategie. Während die USA auf Konfrontation setzen, stärkt Peking...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelskrieg mit Ansage: Warum Europas Vergeltung Washington teuer zu stehen kommen könnte
13.05.2025

Die EU zieht die Reißleine: Mit einem neuen Maßnahmenpaket über 95 Milliarden Euro kontert Brüssel die US-Strafzölle – und trifft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Munich Re: Milliardenschaden durch Waldbrände in Kalifornien
13.05.2025

Flammen wüten immer wieder durch Kalifornien – und hinterlassen nicht nur verkohlte Wälder, sondern auch tiefe Spuren in den Bilanzen...

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...