Deutschland

Turbine für Nordstream 1 steckt offenbar noch in Deutschland fest

Große Verwirrung um die wohl bekannteste Turbine der Welt. Es scheint ausgemacht, dass diese nun in Deutschland ist. Doch eine Sache soll den Weitertransport nach Russland momentan verhindern.
22.07.2022 08:23
Lesezeit: 2 min
Turbine für Nordstream 1 steckt offenbar noch in Deutschland fest
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck weiß, wo die Turbine ist, will es aber offenbar nicht sagen. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Die fehlende Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 steckt Insidern zufolge nach ihrer Wartung in Kanada in Deutschland fest. Russland habe die Genehmigung für einen Weitertransport in das Land noch nicht erteilt, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Turbine, wegen deren verzögerter Rückführung nach russischen Angaben weniger Gas durch die Pipeline fließen kann, sei am 17. Juli von der Logistikfirma Challenge Group von Montreal nach Köln geflogen worden. Es sei unklar, wann die rund zwölf Meter lange Turbine nach Russland gebracht werden könne. Es könne Tage oder auch noch Wochen dauern, sagten die Insider.

Von Challenge Group war zunächst keine Stellungnahme zu erreichen. Das Wirtschaftsministerium wollte sich dazu nicht äußern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Donnerstag allerdings, die „Kabalen um die Turbine aus Kanada“ seien ein Beispiel für die Politisierung technischer Fragen durch Russland. „Man hat manchmal den Eindruck, Russland will sie gar nicht mehr zurücknehmen“, sagte der Grünen-Politiker. Bisher habe Moskau nicht die notwendigen Dokumente für einen Import der von Siemens Energy gebauten Turbine zur Verfügung gestellt, sagte einer der Insider.

Dokumente fehlen, doch wer trägt die Schuld?

Die Darstellung von russischer Seite fällt jedoch genau andersherum aus: Russlands Energieriese Gazprom, deren Tochter Nord Stream AG die Turbine gehört, nennt seinerseits fehlende Unterlagen als Grund für die Verzögerung.

Siemens Energy erklärte, die Wartung von Turbinen sei unter normalen Umständen ein absoluter Routinevorgang. „Natürlich wollen wir die Turbine so schnell wie möglich wieder an ihren Einsatzort transportieren. Wie lange das dauert, liegt aber nicht ausschließlich in unserem Einflussbereich.“ Auch von Gazprom war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Turbine war zu einer routinemäßigen Wartung in Kanada. Das Land hatte sich mit Blick auf die internationalen Sanktionen gegen Russland zunächst gegen eine Rückgabe gesperrt. Auf Druck der Bundesregierung wurde die Turbine aber nach Deutschland gebracht, um von dort nach Russland transportiert zu werden. Die Regierung in Moskau hatte die reduzierten Gasflüsse über die Nord Stream 1 Pipeline mit dem Fehlen der Turbine begründet. Die Bundesregierung hielt dies für ein vorgeschobenes Argument, setzte sich aber dennoch für eine Lieferung der Turbine ein, um Russland keinen Vorwand zu liefern.

Wirtschaftsminister Habeck ließ offen, wo sich die Turbine befindet: „Die Turbine war Anfang der Woche in Deutschland. Und wenn sie russisches Gebiet erreicht hat und Gazprom übergeben wurde, dann werden wir das mitteilen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Nachhaltige KI: Künstliche Intelligenz kann mehr, wenn der Mensch wieder mitentscheidet
21.07.2025

Künstliche Intelligenz kann nur dann Vertrauen schaffen, wenn sie nachvollziehbar ist. Wie Unternehmen KI nachhaltig, sicher und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Börsen: Wall Street nach Trumps Angriff auf die Fed im Zangengriff
21.07.2025

Trump attackiert die Fed, der Dollar wankt und Investoren wetten auf die große Börsenrallye – doch was passiert, wenn sich die Bullen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Politökonom Mark Blyth: Inflation bleibt – weil sich die Welt strukturell verändert
21.07.2025

Die Inflation ist nicht mehr temporär – sie ist strukturell. Politökonom Mark Blyth erklärt, warum Zinsen versagen, Angebotspolitik...

DWN
Politik
Politik Deutscher General Freuding: Russland plant Angriff auf Ukraine mit 2.000 Drohnen
21.07.2025

Russland rüstet zum massiven Drohnenschlag: 2.000 unbemannte Flugkörper sollen gleichzeitig auf die Ukraine losgelassen werden – ein...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg eskaliert: EU zahlt, doch Amerika blutet
21.07.2025

Donald Trump diktiert neue Zölle, Brüssel verhandelt im Nebel – und Europas Wirtschaft steht vor einem Scherbenhaufen. Sollte das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche-Börse-Chef Leithner fordert: Mehr privates Kapital für die Rente
21.07.2025

Privates Kapital könnte zum entscheidenden Hebel für die Rentensicherung in Deutschland werden. Doch wie lässt sich die Beteiligung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen YT Industries: Insolvenzverfahren von Mountainbike-Hersteller eingeleitet – Kampf ums Überleben
21.07.2025

YT Industries, einst gefeierter Star der deutschen Bike-Branche, steckt in wirtschaftlichen Turbulenzen. Trotz globaler Nachfrage muss der...

DWN
Technologie
Technologie Microsoft SharePoint: Sicherheitslücke von Hackern ausgenutzt – Behörden und Unternehmen bedroht
21.07.2025

Ein massiver Hackerangriff auf die Software Microsoft SharePoint erschüttert Behörden und Unternehmen weltweit. Die Angreifer nutzen eine...