Als nachhaltig klassifizierte „grüne“ Aktienfonds in Europa investieren verstärkt in Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche. Dies geht aus einer Studie der Bank of America hervor, aus der Bloomberg-Reporter Tim Quinson zitiert.
Demnach hatten mit dem Label ESG (Environmental, Social and Governance) gekennzeichnete europäische Aktienfonds im Jahr 2021 überhaupt nicht in fossile Energiekonzerne investiert, im laufenden Jahr seien es jedoch bereits sechs Prozent. Unter anderem hätten Shell und der spanische Energiekonzern Repsol Zuflüsse von ESG-Fonds erhalten, so Quinson.
Mit dem Label „ESG“ werde Fonds ausgezeichnet, die sich bei ihrer Wertanlage an strenge Umwelt- und Klimaschutzrichtlinien (Environmental), gesellschaftlich verträgliche (Social) und unternehmerisch verantwortungsvolle (Governance) Prinzipien halten.
Ein Grund für die Investitionen ist Quinson zufolge, dass die Energiemärkte seit einigen Monaten eine massive Nachfrage verzeichnen. Die Folgen der Corona-Lockdowns sowie der Sanktionen gegen Russland haben das Angebot verknappt, Lieferketten unter Druck gesetzt und zu deutlichen Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen und Industriemetallen geführt. Von diesem Preisauftrieb wollen einige ESG-Fonds nun offenbar profitieren.
Aber es gibt auch noch eine andere Erklärung: Demnach investieren ESG-Fonds eigenen Angaben zufolge auch bewusst in fossile Branchenvertreter, um dort als aktivistische Investoren für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu werben. So jedenfalls begründete der Robeco QI Emerging Conservative Equities-Fonds seine Beteiligungen an den chinesischen Energieriesen China Petroleum & Chemical Corp. (Sinopec) and PetroChina Co.