Deutschland

Energie-Krise weitet sich aus: Steigende Rohölnachfrage erwartet

Lesezeit: 2 min
11.08.2022 15:09  Aktualisiert: 11.08.2022 15:09
Der Rohölpreis ist zuletzt gesunken, Heizölkäufer profitieren davon bisher nicht – und bald könnte die weltweite Nachfrage nach Rohöl steigen. Klar ist: Heizen wird diesen Winter fast unbezahlbar.
Energie-Krise weitet sich aus: Steigende Rohölnachfrage erwartet
Keine Entspannung auf dem Heizöl-Markt. (Foto: dpa)
Foto: Christian Charisius

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Heizölkäufer müssen weiter tief in die Tasche greifen, obwohl der Rohölpreis zuletzt gesunken ist. Während auch der als Produkt sehr ähnliche Treibstoff Diesel seit Wochen billiger wird, bewegen sich die Heizölpreise kaum, wie aus Zahlen des Portals HeizOel24 hervorgeht. Für den Donnerstag meldete es beim Kauf von 3000 Litern einen Literpreis von 1,51 Euro. Seit etwa einem Monat schwanken die Preise um 1,50 Euro. Geht man zwei Monate zurück, ergibt sich sogar ein Anstieg um einige Cent pro Liter. Ganz anders bei Diesel: Laut ADAC-Daten sank der Preis für den Kraftstoff seit Mitte Juni um rund 14 bis 15 Cent pro Liter.

Als wichtigster Treiber beim Rückgang des Dieselpreises gilt der gesunkene Ölpreis. Hatte die für Europa wichtige Nordseesorte Brent Anfang und Mitte Juni noch um die 120 Dollar pro Fass (159 Liter) gekostet, lag sie zuletzt unter 100 Dollar. Warum dieser Rückgang beim Heizöl nicht angekommen ist, ist unklar. Eine Möglichkeit wäre eine steigende Nachfrage: Nach Angaben des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie stellen zahlreiche Betriebe aus Angst vor ausbleibenden Gaslieferungen derzeit auf Heizöl um.

Verschiebung von Gas zu Öl

Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht eine Verschiebung von Gas zu Öl. Die im Zuge des Ukraine-Kriegs verursachte Gaskrise mit einem starken Preisanstieg für Erdgas habe dazu geführt, dass Industrieunternehmen und Kraftwerke ihre Anlagen verstärkt mit Öl betreiben, heißt es in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht.

Die IEA hat daher ihre Prognose für das Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Rohöl angehoben. Die Agentur erwartet für das laufende Jahr nun eine Nachfrage von 99,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Das sind 380.000 Barrel mehr als in der vorangegangenen Prognose. Für das kommende Jahr erwartet sie dann eine Nachfrage von täglich 101,8 Millionen Barrel. Die höhere Nachfrage nach Rohöl sei vor allem in den Regionen Europa und Naher Osten zu erwarten, heißt es in dem Monatsbericht.

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) nannte am Donnerstag für dieses Jahr nahezu dieselbe Prognosezahl: Sie rechnet mit einer durchschnittlichen täglichen Nachfrage nach Rohöl von 100 Millionen Barrel. Bislang war sie allerdings von minimal mehr ausgegangen.

In Deutschland ist die Nachfrage nach Heizöl in den ersten Monaten nach Kriegsbeginn trotz sehr hoher Heizölpreise nicht drastisch eingebrochen. Die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gemeldeten Zahlen zur Inlandsablieferung liegen für die Monate März bis Mai 2022 im Vergleich zu den Vorjahren zwar eher niedrig, 2021 waren sie allerdings noch niedriger. Werte für Juni und Juli liegen noch nicht vor.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...