Politik

Polen rüstet sich mit Waffen aus Südkorea auf

Nachdem Polen Waffensysteme an die Ukraine abgegeben hat, hat Südkorea jetzt mit Deutschlands Nachbarn seinen größten jemals getätigten Waffendeal unter Dach und Fach gebracht.
Autor
18.08.2022 17:04
Aktualisiert: 18.08.2022 17:04
Lesezeit: 2 min
Polen rüstet sich mit Waffen aus Südkorea auf
Ein Exportschlager der südkoreanischen Rüstungsindustrie: Der FA-50-Jet (vorne) in Begleitung zweier US-amerikanischer Panzerabwehrflugzeuge des Typs A-10. (Foto: dpa) Foto: ---

Panzer, Artilleriegeschütze und Kampfjets aus Südkorea: Deutschlands Nachbar Polen hat zum Teil als Ersatz für die mehr als zweihundert Panzer und Panzerhaubitzen, die das Land an die Ukraine abgegeben hat, den für Südkorea größten Waffendeal seiner Geschichte eingefädelt.

Die Vereinbarung sieht nach Angaben des polnischen Verteidigungsministeriums die Lieferung von 980 Panzern vor, die auf das südkoreanische Modell K2 basieren, sowie von 648 Panzerhaubitzen des Typs K9 mit Eigenantrieb und 48 Kampfjets des Typs FA-50.

Die ersten 180 K2-Panzer, die von Hyundai Rotem hergestellt werden und mit selbstladenden 120-mm-Kanonen ausgestattet sind, sollen noch in diesem Jahr geliefert werden. Die Produktion von 800 aufgerüsteten Panzern soll nach Angaben des Ministeriums im Jahr 2026 in Polen beginnen.

Die ersten 48 Haubitzen des Typs K9 des Herstellers Hanwha Defense mit Firmensitz in Seoul werden ebenfalls noch in diesem Jahr erwartet. Die Lieferung einer zweiten Charge von 600 Stück soll hingegen im Jahr 2024 beginnen. Ab 2025 sollen auch diese in Polen produziert werden, so das Ministerium.

Bereits vor einiger Zeit twitterte der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak, dass das Geschäft "Polens Sicherheit und die Stärke der polnischen Armee erheblich erhöhen wird."

Auf Anfrage des US-amerikanischen Fernsehsenders CNN hat der ehemalige und sich jetzt im Ruhestand befindliche südkoreanische General Chun In-Bum gesagt, dass das Abkommen mit Polen der größte Waffendeal sei, den Seoul je abgeschlossen habe. Zudem meinte er, dass alle drei Systeme, zu den weltweit modernsten Waffen gehörten.

Südkorea als Waffenexporteur

Leif-Eric Easley, außerordentlicher Professor für internationale Studien an der Ewha Womans University in Seoul, wies darauf hin, dass der Waffendeal seine Wurzeln in der Amtszeit des früheren Präsidenten Moon Jae-in habe, der sich um große ausländische Aufträge bemühte, um die südkoreanische Rüstungsindustrie voranzutreiben.

Und: „Das lukrative Waffengeschäft“, so Easley „mit dem NATO-Mitglied Polen bedeutet für Südkorea die Last der Verteidigung der internationalen Ordnung mitzutragen.“ In diesem Zusammenhang erwarteten die USA und NATO von Südkorea, die Hilfe für die Ukraine zu erhöhen und die Sanktionen gegen Russland aufrecht zu erhalten.

Polen hingegen hat sich seit seinem NATO-Beitritt im Jahr 1999 zu einem wichtigen Mitglied der 30 Mitglieder zählenden Allianz gemacht, und ist bereits ein wichtiger Unterstützer der Regierung in Kiew.

Bei einem Besuch in Seoul im Mai dieses Jahres ließ der polnische Verteidigungsminister verlauten, dass der Krieg in der Ukraine zeige, dass Polen dringend Waffen aus Südkorea benötige. "Wir haben über die Beschleunigung der Lieferung dieser Waffen an die polnische Armee gesprochen. Warum das wichtig ist? Wegen des Krieges an unserer Ostgrenze. Es ist wichtig, dass die polnischen Streitkräfte mit moderner, bewährter Ausrüstung ausgestattet werden, und das ist die von Korea produzierte Ausrüstung", sagte Błaszczak. Weiter meinte er, dass sich Polen und Südkorea in einer ähnlichen Sicherheitslage befänden und daher auch ähnliche Waffen benötigten.

Der FA-50-Jet

Der FA-50-Jet, der von Korea Aerospace Industries in Zusammenarbeit mit dem US-Rüstungsriesen Lockheed Martin hergestellt wird, ist ein leichtes Überschallkampfflugzeug, das für Bodenangriffe und einige Luft-Luft-Einsätze geeignet ist.

Das Flugzeug, das seit 2013 von der südkoreanischen Luftwaffe eingesetzt wird, ist mit Sidewinder-Luft-Luft-Raketen, Maverick-Luft-Boden-Raketen und einer dreiläufigen 30-mm-Kanone für Beschusseinsätze bewaffnet. Es kann auch präzisionsgelenkte Bomben und Schwerkraftbomben einsetzen.

Neben Polen exportierte Südkorea den FA-50-Jet bereits nach Kolumbien, Indonesien, Irak, den Philippinen und nach Thailand.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...