Politik

Schlappe für die USA: Putin reist zu G20-Gipfel nach Bali

Russlands Präsident Putin wird nach Bali zum G20-Gipfel reisen. Damit sind Forderungen der USA, den Kremlchef von dem Treffen auszuschließen, gescheitert.
Autor
19.08.2022 12:55
Aktualisiert: 19.08.2022 12:55
Lesezeit: 2 min

Kremlchef Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping wollen beide im November zum G20-Gipfel nach Bali reisen. Bemühungen der USA, Putin von dem Treffen auszuschließen sind damit offenbar gescheitert.

Der gastgebende indonesische Präsident Joko Widodo sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem am Freitag veröffentlichten Interview: "Xi Jinping wird kommen. Präsident Putin hat mir auch gesagt, dass er kommen wird."

Widodo hatte Putin eingeladen, der Kreml jedoch die persönliche Teilnahme Putins bislang offen gelassen. Bestätigungen für die Reisepläne erhielt Bloomberg allerdings zunächst weder von offizieller russischer noch chinesischer Seite. Indonesien hat derzeit den G20-Vorsitz inne.

Im Westen gilt eine Beteiligung Putins am Gipfel als problematisch, wo auch der Präsident der Ukraine Wolodymyr Selenskyj eingeladen ist. Wegen des Kriegs gegen das Nachbarland soll Russland politisch isoliert werden. Mehrere Staaten haben ihre Teilnahme infrage gestellt, sollte Putin persönlich erscheinen.

US-Präsident Joe Biden hatte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine den Ausschluss Russlands aus der G-20 gefordert, und US-Beamte hatten zuvor Indonesien unter Druck gesetzt, Putin vom Bali-Gipfel auszuschließen.

Auch zwischen den USA und China hatten sich die Spannungen zuletzt noch einmal durch den Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan verschärft. Es war der ranghöchste Besuch aus den USA seit einem Vierteljahrhundert.

Kurz darauf reiste eine weitere Delegation des US-Kongresses nach Taipeh. Peking sprach von "Provokationen". Als Reaktion nahm Peking großangelegte Manöver um die demokratische Inselrepublik auf. Peking droht mit einer Einnahme der 23 Millionen Einwohner zählenden Insel.

Warum Indonesien Russland nicht aus G20 ausschließen will

Als derzeitiger G-20-Gastgeber hat Indonesien versucht, die Beziehungen zwischen den Großmächten auszugleichen und dem Druck widerstanden, Russland von den Treffen auszuschließen.

Widodo sagte, die Rivalität der großen Länder sei besorgniserregend. "Wir wollen, dass diese Region stabil und friedlich ist, damit wir ein Wirtschaftswachstum aufbauen können. Und ich denke, nicht nur Indonesien: Auch die asiatischen Länder wollen das gleiche."

In den fünf Jahren bis 2022 beliefen sich die US-Investitionen in Indonesien auf weniger als ein Viertel der 40 Milliarden Dollar, die China und Hongkong zusammen aufbrachten. Unternehmen aus China investierten in den Bau von Autobahnen und Hochgeschwindigkeitseisenbahnen und stellten Mittel für den Bau weiterer Rohstoffverarbeitungsanlagen zur Verfügung.

Während auf Russland nur ein geringer Teil der Investitionen entfällt, hat Indonesiens staatliches Energieunternehmen Pertamina ein Joint Venture mit Rosneft zum Bau einer 13,5 Milliarden Dollar teuren Raffinerie geschlossen.

Indonesien strebt Handel und Investitionen an, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln und das Leben der 275 Millionen Einwohner des Landes verbessern, sagte Jokowi und fügte hinzu, dass das Land keinem bestimmten Block beitreten wolle.

"Indonesien möchte mit allen befreundet sein", sagte er. "Wir haben keine Probleme mit irgendeinem Land. Jedes Land wird seinen eigenen Ansatz haben. Jeder Führer hat seinen eigenen Ansatz. Aber was Indonesien braucht, sind Investitionen und Technologien, die unsere Gesellschaft verändern werden." (dpa/gu)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Nato-Staaten? Deutsche Sicherheitsexperten warnen vor Panikmache
05.04.2025

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Sicherheitsexperten kritisieren Alarmismus wegen eines potenziellen russischen Angriffs. Ihre Kritik: Diplomatie...

DWN
Politik
Politik AfD-Kandidat erstmals ins Verfassungsgericht gewählt: Zweidrittelmehrheit im Thüringer Landtag
05.04.2025

Die AfD hat einen Kandidaten für den Thüringer Verfassungsgerichtshof durchgesetzt: Rechtsanwalt Bernd Falk Wittig wurde mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlindustrie: Aufrüsten für Deutschlands Sicherheit?
05.04.2025

Die deutsche Stahlindustrie befindet sich seit Jahren schon im Dauerkrisenmodus. Doch jetzt soll aufgerüstet werden, eventuell sogar mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social-Media-Recruiting: So gelingt die Talentsuche in sozialen Netzwerken
05.04.2025

Social-Media ist längst nicht mehr nur eine Privatangelegenheit, sondern wird auch von Unternehmen gezielt zur Bewerbung ihrer Produkte,...

DWN
Panorama
Panorama Seltene-Erden-ETFs: Welche Fonds sich jetzt lohnen
05.04.2025

KI, Rüstung, Energiewende: Seltene-Erden-ETFs gewähren Zugang zu einem boomenden Rohstoffsegment. Das gescheiterte Rohstoffabkommen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ORWO Kult-Fotofirma insolvent: DDR-Traditionsmarke und Cewe-Konkurrent
05.04.2025

Letzte Aufnahme? Dort, wo der erste Farbfilm der Welt entwickelt wurde, wird bis heute auf Fototechnologie gesetzt. Auch Drogerieketten...

DWN
Politik
Politik Strafgebühren im Gesundheitswesen? Wie verpasste Termine das System belasten
05.04.2025

Angesichts langwieriger Wartezeiten in Facharztpraxen wird nun verstärkt darüber diskutiert, ob finanzielle Sanktionen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland weiter attraktiv für westliche Firmen: Geschäfte mit Russland könnten deutschen Autobauern helfen
05.04.2025

Viertgrößte Volkswirtschaft der Welt: Nach Einschätzung eines Wirtschaftsexperten kann Russland nach einem Ende des Ukraine-Kriegs mit...