Wirtschaft

Hitze und Dürre in Spanien treiben den Preis für Olivenöl

Die hohen Temperaturen in Spanien werden in diesem Sommer auch die Olivenölproduktion beeinträchtigen. Dies treibt die Preise und heizt die Inflation weiter an.
Autor
20.08.2022 14:47
Aktualisiert: 20.08.2022 14:47
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Hitze und Dürre in Spanien treiben den Preis für Olivenöl
Wegen der schlechten Ernte in Spanien werden Oliven und Olivenöl dieses Jahr zum Luxusartikel. (Foto: dpa) Foto: Christophe Gateau

Die Preise für die meisten Speiseöle sind im Zuge des Kriegs in der Ukraine bereits deutlich gestiegen. Denn das verknappte Angebot an Sonnenblumenöl hat die Käufer dazu veranlasst, fürs Kochen und als Zutat in Lebensmitteln alternative Öle zu nutzen.

Nun werden die Preise für Olivenöl noch zusätzlich in die Höhe getrieben, weil befürchtet wird, dass die heiße und trockene Witterung in Spanien die kommende Olivenernte beeinträchtigt. Fast die Hälfte des weltweiten Olivenöls wird in Spanien produziert.

Laut Kyle Holland, einem Marktanalysten des Datenanbieters Mintec, ist der Marktpreis für natives Olivenöl extra aus Spanien im vergangenen Monat um etwa 7 Prozent gestiegen. "Die Ernte sieht im Moment ziemlich schlecht aus", sagte er dem Wall Street Journal.

Spanien erwartet schwache Olivenöl-Ernte

Der Analyst Kyle Holland rechnet mit einem Rückgang der spanischen Olivenölerträge um fast 30 Prozent, wenn sich die Bedingungen in den kommenden Wochen nicht schnell verbessern sollten. Die spanische Olivenernte beginnt normalerweise im Oktober.

Eine schlechte Ernte könnte dazu führen, dass die Preise von derzeit etwa 3,80 Euro pro Kilogramm auf 4 bis 4,25 Euro pro Kilogramm steigen, sagt Holland. Dies wäre der höchsten Stand für diesen Rohstoff, seit Mintec vor 20 Jahren mit der Datenerhebung begonnen hat.

Auch in anderen großen Olivenöl produzierenden Ländern wie Italien, Tunesien und Portugal wird derzeit eine schlechte Ernte erwartet, was die Sorgen im Hinblick auf das weltweit geringe Angebot weiter verschärft.

Zwar gedeihen Olivenbäume in heißem, trockenem Klima gut. Doch in diesem Jahr leiden sie in Spanien unter extremen Bedingungen, vor allem im spanischen Süden, wo sich die meisten Olivenhaine des Landes befinden. Die Temperaturen stiegen zeitweise auf bis zu 46 Grad Celsius.

Zugleich hat der Mangel an Regen dazu geführt, dass die Wasserstände in den Reservoirs auf ein Rekordtief gesunken sind. In einigen Regionen wurde daher die Wassernutzung eingeschränkt. Doch wenn Olivenbäume nicht genug Wasser bekommen, können die Früchte schrumpfen oder sogar abfallen.

Die Cooperativas Agro-alimentarias, eine Genossenschaft, die spanische Landwirte vertritt, prognostiziert für dieses Jahr einen erheblichen Rückgang der Olivenölproduktion. Demnach könnte die Produktion in diesem Jahr auf unter 1 Million Tonnen sinken, nachdem das Land in den letzten Jahren etwa 1,5 Millionen Tonnen produziert hat.

"Es ist wichtig, dass es in den kommenden Monaten regnet, um die Ernte zu retten, die wir derzeit schätzen", sagte Rafael Sánchez de Puerta, Präsident der Olivenölabteilung der Genossenschaft. "Wenn diese Regenfälle ausbleiben, wird das Problem darin bestehen, dass die Schätzung für die laufende Kampagne nicht erreicht werden kann".

De Puerta zufolge werden die Auswirkungen der extremen Hitze in diesem Sommer durch den trockenen Winter und Herbst im letzten Jahr noch verschärft. Wenn es in den nächsten Monaten nicht genug regnet, könnte auch die Ernte des nächsten Jahres beeinträchtigt werden, fügte er hinzu.

Öl-Mangel verschärft die Inflation

Die schwache Ernte wird die ohnehin schon hohen Olivenölpreise weiter in die Höhe treiben. Den am Mittwoch veröffentlichten offiziellen britischen Inflationsdaten zufolge stiegen die Verbraucherpreise für Olivenöl im vergangenen Monat um 23,6 Prozent und trugen damit zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise um 12,8 Prozent bei.

Die Olivenölproduzenten haben bereits höhere Produktions- und Transportkosten zu zahlen. Miguel Colmenero, Exportmanager von Acesur, einem großen Hersteller mit Sitz in Sevilla, rechnet mit einem Anstieg der Rohstoffkosten um 20 bis 25 Prozent. Dies werde sich in einigen Monaten in den Verkaufsregalen bemerkbar machen, sagt er.

Auch die italienische Salov Group, die einen Teil ihres Olivenöls aus Spanien bezieht und die Marke Filippo Berio herstellt, rechnet nach Angaben ihres Geschäftsführers Fabio Maccari in den kommenden Monaten mit einem Preisanstieg für eine Flasche Olivenöl, wobei die schwache Ernte eine entscheidende Rolle spiele.

Viele der frühen Blüten an den Olivenbäumen seien von der Sonne verbrannt worden, und die verbleibenden Oliven seien entweder vertrocknet oder hätten weniger Fruchtfleisch als normal, sagte Maccari. Wegen des rasanten Anstiegs der Temperaturen könnten sich die Olivenbäume nicht an die neue Situation anpassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Spahn und Miersch: Solidaritätsbesuch in der Ukraine
01.09.2025

Ein seltener gemeinsamer Solidaritätsbesuch führt Jens Spahn und Matthias Miersch nach Kiew. Inmitten eskalierender Angriffe beraten sie...

DWN
Politik
Politik Putin beim China-Gipfel der SOZ: Alte Weltordnung am Ende
01.09.2025

Beim China-Gipfel der SOZ in Shanghai skizziert Wladimir Putin eine neue Weltordnung. Russland und China treten geschlossen auf, während...

DWN
Politik
Politik Vermögenssteuer treibt Europas Millionäre in die Flucht
01.09.2025

Die Debatte um die Vermögenssteuer spaltet Europa: Während Politiker Milliarden erhoffen, zeigt das Beispiel Norwegens, wie Reiche und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mehr Arbeit – weniger Erfolg? Warum lange Arbeitswochen schaden
01.09.2025

Die Bundesregierung prüft längere Arbeitszeiten – theoretisch könnten Beschäftigte künftig bis zu 73,5 Stunden pro Woche arbeiten....

DWN
Finanzen
Finanzen Saab-Aktie: Neue Drohnenkiller-Rakete Nimbrix soll den Markt revolutionieren
31.08.2025

Saab hat eine neue Waffe entwickelt, die Drohnen und ganze Schwärme zerstören soll. Mit dem Projekt „Nimbrix“ hofft der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Stagnation und Rezession: Was es konkret heißt, dass die deutsche Wirtschaft schrumpft
31.08.2025

Deutschlands Wirtschaft steckt weiter fest: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft stärker als erwartet, die Rezession dauert an. Während...

DWN
Immobilien
Immobilien House Flipping: Wie Sie mit sanierungsbedürftigen Objekten Geld machen können
31.08.2025

Der USA-Trend findet auch hierzulande immer mehr Anklang: Beim House Flipping geht es darum, möglichst günstig Immobilien zu erwerben,...

DWN
Technologie
Technologie Fachkräftemangel? Roboter bauen schon heute Häuser – schneller, günstiger, sicherer
31.08.2025

Die Baustelle der Zukunft: Roboter, Drohnen und autonome Helfer übernehmen Aufgaben rund um den Bau – präzise, effizient und 24 Stunden...