Politik

Taiwan: Lage spitzt sich zu

Während sich die Lage in Taiwan zuspitzt und weitere US-Kongressabgeordnete das Land besuchen, operieren chinesische Flugzeuge und Schiffe weiter verstärkt in der Meerenge zwischen China und dem Inselstaat.
Autor
26.08.2022 12:50
Aktualisiert: 26.08.2022 12:50
Lesezeit: 2 min
Taiwan: Lage spitzt sich zu
Aufgrund der chinesischen Bedrohung erhöht Taiwan seine Verteidigungsausgaben im nächsten Jahr. (Foto: dpa) Foto: Johnson Lai

Während die deutsche Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) Berichten zufolge, keine Pläne für eine Reise nach Taiwan habe, weil sie der Ansicht sei, den Taiwanesen nicht zu helfen, wenn ein Besuch eine diplomatische Verwicklung mit China auslöse und es keine Beziehung zwischen dem Bundestag und dem Parlament in Taiwan gebe, scheinen sich US-Politiker zuletzt in Taiwan die Klinke in die Hand zu drücken.

Allein im Zeitraum von einem Monat haben die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, eine fünfköpfige Gruppe von Kongressabgeordneten unter der Leitung des demokratischen Senators Ed Markey sowie jetzt die republikanische Senatorin Marsha Blackburn die um seine Unabhängigkeit fürchtende Insel besucht. Dabei ist davon auszugehen, dass jeder einzelne Schritt eines US-Politikers auf den Boden Taiwans von China als eine Provokation gewertet wird. Bekanntlich betrachtet China die demokratische Inselrepublik als eigenes Territorium und lehnt offizielle Beziehungen anderer Länder zu Taipeh vehement ab.

Dessen ungeachtet begrüßt das Außenministerium von Taiwan die Besuche der US-Politiker, und man ist erfreut darüber, „dass Mitglieder des US-Kongresses durch Besuche ihre starke Unterstützung und ihr Engagement für Taiwan demonstrieren, während China weiter seine Drohung gegenüber Taiwan verstärkt und Spannungen in der Region verschärft.“

Erhöhung des Verteidigungsetats

Aber allein mit den Besuchen ausländischer Politiker ist es nicht getan. Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch China plant Taiwan eine Erhöhung seiner Verteidigungsausgaben im nächsten Jahr um rund 14 Prozent. Danach soll nach dem Haushaltsentwurf der Regierung der Militäretat auf 586 Milliarden Taiwan-Dollar ansteigen. Das entspricht umgerechnet 19 Milliarden Euro und 2,4 Prozent der Wirtschaftszeitung des Landes.

Seit dem Besuch von Nancy Pelosi und dem groß angelegten Militärmanöver operieren chinesische Flugzeuge und Schiffe weiter verstärkt in der 130 Kilometer breiten Meerenge, auch dringen bereits seit einem Jahr verstärkt chinesische Militärmaschinen in Taiwans Luftüberwachungszone (ADIZ) ein, um die Luftabwehr zu testen und den Druck zu erhöhen.

Hilferuf aus der Ukraine

Trotzdem lässt es sich die Regierung in Taipeh nicht nehmen, einen Hilferuf der Ukraine zu erhören, und laut Berichten von polnischen und taiwanischen Medien dem von Russland angegriffenen Land über Umwege moderne Kampfdrohnen zukommen. Wohl auch als Zeichen der Solidarität und in der Voraussicht, dass Taiwan dasselbe Schicksal ereilen könnte, und das Land selbst künftig auf alle möglichen Hilfen aus dem Ausland angewiesen sein würde, um von einem mutmaßlichen Aggressor China nicht überrollt zu werden.

Auf jeden Fall sollen 800 Drohnen des Typs Revolver 860 des taiwanischen Herstellers DronesVision über den Umweg nach Polen an die Ukraine geliefert worden sein.

Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte der taiwanischen Nachrichtenseite „CM Media“, dass das Unternehmen Kunden in Polen habe – und dass Revolver-860-Drohnen in der Ukraine eingesetzt worden seien.

Zudem bestätigte ein Sprecher des Unternehmens, dass die Bestellungen der Produkte des Unternehmens durch polnische Firmen seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine stark zugenommen haben.

Die Revolver-860-Drohnen

Bei den Revolver-860-Drohnen handelt es sich um sogenannte Quadrokopter mit vier Propellern, die ein Mörsergeschütz tragen, das acht Geschosse von bis zu 60 Millimeter Kaliber verschießen kann. Laut Angaben von DronesVision sind die Drohnen dafür konzipiert, „gegnerische Bodentruppen anzugreifen, indem diese mit Mörsergeschossen beworfen werden“. Die Revolver 860 seien aufgrund ihrer schweren Bewaffnung „ideal für Spezialoperationen geeignet“.

Die Kampfdrohnen wiegen beladen 42 Kilogramm und haben eine Reichweite von etwa 20 Kilometern bei einer Flugzeit von 20 bis 45 Minuten. Das bedeutet, dass die elektrisch betriebenen Drohnen für den Fronteinsatz geeignet sind und nicht für Luftoperationen aus der Ferne.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aktienmärkte drehen ins Plus: Trump gibt im Zollstreit nach – aber nicht gegenüber China
09.04.2025

Die wirtschaftspolitische Linie des US-Präsidenten bleibt unklar. Gerade eingeführte US-Zölle werden plötzlich ausgesetzt – ein...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD steht: Industriestrompreis kommt, Bürgergeld wird verschärft, Heizungsgesetz soll weg
09.04.2025

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen steht der neue Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU fest. 45 Tage nach der Bundestagswahl...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
09.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD: Wirtschaft sieht Licht und Schatten im Koalitionspapier
09.04.2025

Das Regierungsabkommen von CDU, CSU und SPD stößt in der Wirtschaft auf eine differenzierte Resonanz. Verschiedene Branchenvertreter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diversitätsprogramme: Sollen sich deutsche Unternehmen Trumps Agenda anpassen?
09.04.2025

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert, das sich mit jedem Tag weiter zuspitzt. Die Financial...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Azubi-Recruiting: Wie Unternehmen Auszubildende finden und was Personaler beachten sollten
09.04.2025

Der War of Talents existiert nicht nur bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften, sondern auch bei der Suche nach passenden...

DWN
Politik
Politik Zollstreit mit Trump: EU stimmt für erste Gegenzölle auf US-Produkte - Levi’s, Rice Krispies und Brillo-Pads im Fokus
09.04.2025

Die EU ist bereit, Zölle von bis zu 25 Prozent auf Hunderte von US-Produkten zu erheben, darunter Nicorette-Kaugummi, Brillo-Pads,...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Kräftige Verluste zum Start in den Mittwochshandel - Trumps Zollpaket belastet
09.04.2025

Der DAX ist am Mittwoch mit kräftigen Verlusten in den Börsenhandel gestartet. Trumps zweites Zollpaket ist in Kraft getreten und erhöht...