Politik

Skandal: Umstrittene Gasumlage wurde von Konzernen selbst geschrieben

Die Gasumlage sorgt für ordentlich Krach in der Regierung, jetzt sorgt ein Detail für weiteren Wirbel: Laut Berichten wurde die Gasumlage von den Energie-Konzernen mitgeschrieben. Diese Lobbyarbeit passierte offenbar auf Druck von Ratingagenturen.
29.08.2022 10:40
Aktualisiert: 29.08.2022 10:40
Lesezeit: 2 min
Skandal: Umstrittene Gasumlage wurde von Konzernen selbst geschrieben
Die neuen Erkenntnisse rund um die Gasumlage werfen kein gutes Licht auf Wirtschaftsminister Robert Habeck. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Mit der umstrittenen Gasumlage hat die Koalition bisher ein Trauerspiel abgeliefert: Erst nachdem die neue Verordnung angekündigt wurde, machten sich die Verantwortlichen Gedanken um eine mögliche Mehrwertsteuer und damit erneut höheren Kosten für die Verbraucher.

Offiziell wollte man darauf verzichten, die Watsche aus Brüssel folgte sofort: Die Mehrwertsteuer auf die Gasumlage kann nicht ausgesetzt werden.

Was aber nun Recherchen des Business Insiders offenlegen, verschlägt einem wirklich die Sprache. Offenbar wurde die Gasumlage von den Konzernen mitgeschrieben. Der Druck kam von Seiten der Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit des zuvor strauchelnden und mit Steuergeldern geretteten Gas-Riesen Uniper herunterstufen wollten.

Im Juli wurde Uniper mit einem milliardenschweren Rettungspaket vom Steuerzahler aufgefangen. Zuvor war das Unternehmen durch die steigenden Einkaufspreise für Gas massiv unter Druck geraten, die Verluste beliefen sich auf 50.000 Euro – pro Minute.

Kreditwürdigkeit in Gefahr

Was im Hintergrund passierte, kommt jetzt jedoch langsam ans Licht: „Fragt man diejenigen, die an den Tagen im Juli in Berlin und Düsseldorf dabei waren, sei das durch die Hektik der damaligen Tage verursacht worden. Denn hinter den Kulissen sollen die Ratingagenturen im Juli plötzlich mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit Unipers gedroht haben, da sie kein dauerhaftes Geschäftsmodell mehr in Uniper sahen. Wäre das eingetreten, fürchteten Beteiligte im Wirtschaftsministerium ein „Lehman-Brothers-Szenario“: Dutzende Stadtwerke, die Uniper beliefert, hätte ebenfalls eine Pleite gedroht. Eine gefährliche Kettenreaktion mit massiven Folgen für die deutsche Wirtschaft“, berichtet der Business Insider.

Der eigentliche Knackpunkt der Verhandlungen sei jedoch gewesen, wie man die Verbraucher an den Kosten beteiligen könne. Eine individuelle Kostenerhöhung für einzelne Kunden sei vor allem von den anderen Energiekonzernen abgelehnt worden. Aus dem Uniper-Umfeld und den Ratingagenturen sei dann die Gasumlage ins Spiel gebracht worden.

„An den rechtlichen Details der Verordnung tüftelten aber nicht nur die Beamten aus Wirtschafts- und Finanzministerium sowie Vertreter Unipers, sondern sogar die Bosse zweier großer Energiekonzerne persönlich. Die Begründung: Nur die Umlage würde sicherstellen, dass alle Gaskunden gleichermaßen einen Beitrag leisten,“ berichtet der Business Insider. Angeblich habe man damals nicht die Gefahr gesehen, dass sich auch jene Unternehmen an der Gasumlage bereichern können, denen es wirtschaftlich gut gehe, heißt es weiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

 

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...