Deutschland

Teilverstaatlichte Uniper braucht weitere Milliarden vom Steuerzahler

Der Gas-Riese hat seine Kreditlinien ausgeschöpft und braucht dringend neues Geld. Mit staatlicher Hilfe solle die kurzfristige Liquidität des Unternehmens sichergestellt werden.
29.08.2022 15:09
Lesezeit: 2 min

Der angeschlagene Energiekonzern Uniper muss immer neue Löcher stopfen und hat den Staat um weitere Hilfen gebeten. Uniper habe zwei Milliarden Euro aus der bestehenden Kreditfazilität der staatlichen KfW Bank in Anspruch genommen und damit die Summe von neun Milliarden vollständig ausgeschöpft, teilte das Unternehmen Montag mit. Darüber hinaus habe Uniper eine Erweiterung der KfW-Kreditlinie in Höhe von vier Milliarden Euro beantragt. Damit solle die kurzfristige Liquidität des Unternehmens sichergestellt werden. Der Versorger ist unter anderem durch die Gaslieferkürzungen Russlands in Schieflage geraten.

Erst im Juli hatte der Bund ein 15 Milliarden Euro schweres Hilfspaket für den größten deutschen Gasimporteur gezurrt. Dies sah neben den KfW-Milliarden auch den Einstieg des Staates mit rund 30 Prozent vor. Die Details müssen der Bund und Uniper unter anderem noch mit dem finnischen Mutterkonzern Fortum klären. Ab Oktober erhofft sich Uniper Erleichterung durch die geplante Gasumlage, mit der die Gaskunden Uniper und weitere unter Druck geratene Versorger stützen sollen. Uniper muss für die ausgefallenen Gaslieferungen Russlands kurzfristig teuren Ersatz am Spotmarkt einkaufen, um seinen Kunden gerecht zu werden.

Sicherheitsleistungen erhöhen den Druck

Seit dem 14. Juni erhalte Uniper nur einen Teil der vertraglichen Gasliefermengen aus Russland, erklärte das Unternehmen Die Minderlieferungen belaufen sich mittlerweile auf 80 Prozent. Durch die hohen Preise für Ersatz fahre der Konzern täglich Verluste von deutlich über 100 Millionen Euro am Tag ein. „Uniper trägt die anfallenden Verluste nahezu allein seit Beginn der Lieferkürzungen im Juni dieses Jahres“, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach. „Wir sprechen Stand Mitte August von insgesamt über fünf Milliarden Euro – und seitdem weiter anwachsend.“ Der Konzern arbeite mit der Bundesregierung mit Hochdruck an der dauerhaften Lösung für diese Notlage, weil Uniper sonst seine systemkritische Funktion für Deutschland und Europa nicht weiter erfüllen könne.

Hinzu komme, dass Uniper für einen großen Teil seiner Verkaufsgeschäfte für Gas und Strom Sicherheitsleistungen, so genanntes Margining hinterlegen müsse, betonte der Versorger. Deren Höhe hänge vom aktuellen Energiepreisniveau im Vergleich zum Preisniveau bei Abschluss des Verkaufgeschäfts ab. Durch die stark gestiegenen Preise sowohl für Gas als auch für Strom seien auch die Sicherheitsleistungen in die Höhe geschossen. Auch wenn diese Zahlungsmittelabflüsse nur temporär seien – Uniper erhält die geleisteten Sicherheitsleistungen zum Zeitpunkt der Lieferung zurück – werde Unipers Liquidität hierdurch stark beeinflusst.

Die Bonität des Energie-Riesen war Berichten zufolge auch der Grund für die umstrittene Gasumlage: Auf Druck von Rating-Agenturen schrieben die Konzerne an der Verordnung mit, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten berichteten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi erhöht Druck auf Momox: Warnstreik in Leipzig geht weiter
15.12.2025

Im Tarifkonflikt beim Online- und Versandhändler Momox Services setzt die Gewerkschaft Verdi ihre Proteste fort. Für Montag und Dienstag...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Gipfel in Berlin: Wege zu einem möglichen Friedensschluss
15.12.2025

In Berlin könnten die Gespräche über ein Ende des Krieges in der Ukraine in eine entscheidende Phase treten. Die wichtigsten...