Politik

Merkels Verhandlungskraft auf dem Prüfstand: Gespaltene Reaktionen auf den Gipfel-Deal

Lesezeit: 1 min
29.06.2012 12:15
In einer Sondersitzung des Bundestags müsse Merkel ihre Kurswende beim EU-Gipfel erklären, fordert Carsten Schneider. Während SPD und Grüne die Direkthilfen zur Bankenrettung begrüßen, bleibt die Linke insgesamt skeptisch.
Merkels Verhandlungskraft auf dem Prüfstand: Gespaltene Reaktionen auf den Gipfel-Deal

Direkthilfen für Banken und eine zentrale Bankenaufsicht - Das sei zwar „eine gute Nachricht für die privaten Gläubiger, aber keine gute Nachricht für die Steuerzahler“, erklärte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wofgang Bosbach zu den Ergebnissen des EU-Gipfels.

Merkel musste beim Gipfel klare Zugeständnisse machen, bis zuletzt hatte sie versucht, eine direkte Bankenrettung zu verhindern. Genau diese Entwicklung begrüßt Andrea Nahles, SPD-Generalsekretärin. Dass Merkel in einigen Punkten nachgeben musste, sei „inhaltlich durchaus begründet“ gewesen. Die Grünen sind ähnlich zufrieden mit der erzwungenen Kursabweichung. „Monti - Merkel 2:1, könnte man sagen. Die Kanzlerin musste erneut einstmals als rote Linien definierte Positionen aufgeben“, sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. „Uns freut das." In einer Sondersitzung des Hausthaltsausschusses im des Bundestag müsse Merkel den neuen Kurs erklären, verlangt jedoch SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider.

Gerade für Spanien seien die Beschlüsse des EU-Gipfels enorm wichtig gewesen, erklärt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. „Das hilft. Ab Ende des Jahres können die Banken Geld aus dem Rettungsfonds bekommen, ohne dass damit die spanischen Staatsschulden nach oben gehen. Deutschland ist Spanien erheblich entgegengekommen“, meint Schmieding.

Für Gysi ist und bleibt die Bankenrettung allerdings der falsche Weg. Auch die neuen Beschlüsse seien keine Hilfe für die Länder insgesamt, sondern es gehe wieder nur um die Banken und Hedgefonds „bloß, dass es jetzt direkter geht“, so Gysi.

Die CDU verteidigt den Schritt Merkels. Generalsekretär Hermann Gröhe meint, Merkel habe sich „mit einem klaren Nein zu fragwürdiger Vergemeinschaftung durchgesetzt“. „Da, wo es jetzt Hilfe gibt, bleibt es auch bei den Banken bei unseren Grundsätzen - nämlich, dass die Haftung der Kontrolle folgt“, so Gröhe.

Jean-Claude Juncker hatte sich zwar von den Ergebnissen des EU-Gipfels „mehr gewünscht“, es sei allerdings „mehr erreicht“ worden, als er zuvor gedacht hätte. Entgegen der Berichte meint der Eurogruppen-Chef, Merkel sei auch ohne Sarkozy nicht isoliert gewesen. Andere hätten einfach nur „andere Auffassungen“ gehabt.

 

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...