Politik

Dammbruch der Verseuchung: EU stellt Weichen für Gen-Mais

Lesezeit: 1 min
07.11.2013 02:17
Die EU-Kommission hat den Weg für einen neuen Gen-Mais freigemacht. Ist der Mais einmal ausgesät, wird er sich mit ursprünglichen Sorten kreuzen und weiterverbreiten. Die Folgen für das Öko-System in Europa könnten weitreichend sein.
Dammbruch der Verseuchung: EU stellt Weichen für Gen-Mais

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Europäische Kommission hatte am Mittwoch die Chance, sich klar gegen den Anbau von Gen-Mais auszusprechen. Das passierte nicht. Stattdessen wurde die Abstimmung über die Zulassung an den Ministerrat weitergeleitet. 1998 wurde mit MON 810 der Firma Monsanto die bisher einzige Gen-Maissorte in der EU zugelassen. Nach 15 Jahren steht nun mit „Mais 1507“ eine weitere kurz vor der Zulassung.

Darüber werden nun die EU-Agrarminister entscheiden. Und die Vergangenheit zeigt: Entweder die Agrarminister einigen sich für einen Anbau von Gen-Mais. Oder sie kommen zu keiner klaren Entscheidung (mehr hier).

Damit wäre die Kommission wieder am Zug. Und die hat ihre Zustimmung bereits geäußert. Dabei beruft sie sich auf die Lebensmittelbehörde EFSA, die dem Gen-Mais für unbedenklich hält.

Pioneer, der Hersteller von „Mais 1507“, hatte den Antrag zur Zulassung bereits im Jahr 2001 gestellt und sich über das verzögerte Zulassungsverfahren beschwert. Der Europäische Gerichtshof hatte die Beschwerde im September zugelassen.

Die möglichen Folgen für Umwelt, Konsumenten und Bauern werden dabei außer Acht gelassen. Denn „Mais 1507“ produziert ein Insektengift. Dabei werden nicht nur Schädlinge wie der Maiszünsler getötet, sondern auch nützliche Tiere wie Schmetterlinge oder Falter, so Global 2000. Die Auswirkungen auf Honig- und Wildbienen wäre nicht abschätzbar.

„Die Kommission wäre mit einer Ablehnung den Anliegen der Mehrheit der europäischen Bürger nachgekommen, denn die lehnen Gentechnik ab. Stattdessen haben sie wieder einmal der Agrar-Industrie Vorschub geleistet. Das ist eine völlig falsche Richtung“, sagt Heidemarie Porstner von Global 2000 den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Sollte der Anbau erlaubt werden, wird der Gen-Mais sowohl als Futter- und als Lebensmittel zugelassen. Das würde bedeuten, dass etwa Honig aus zugelassenen Gen-Mais-Pollen in Zukunft verkauft werden darf. In Bayern musste in einem ähnlichen Fall eine ganze Jahresernte Honig vernichtet werden. Der Unterschied: Der bayrische Genmais stammte von einem Versuchsfeld und war noch nicht zugelassen (hier).

Einzige Hoffnung ist, dass sich die Agrarminister überraschend doch auf eine Ablehnung einigen. „Wir werden in den nächsten Wochen den österreichischen EU-Kommissar und den österreichischen Landwirtschaftsminister einmal mehr darin bestärken, auf ihre internationalen Kollegen einzuwirken. Auch unsere Partnerorganisationen werden weiter auf ihre Entscheidungsträger einwirken, damit dieser Gentech-Mais in Europa keine Chance hat,“ so Porstner.

Derzeit verhandeln EU und USA über ein gemeinsames Freihandelsabkommen, bei dem die Agrarkonzerne profitieren würden (hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...