Finanzen

Großbanken haben keinen Überblick mehr über gefährliche Risiken

Die 30 systemrelevanten Banken der Welt haben nach eigenen Angaben deutliche Defizite beim Risikomanagement. Doch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bezweifelt, dass die Selbsteinschätzung der Banken korrekt ist. Die tatsächlichen Risiken dürften noch viel höher liegen.
21.12.2013 01:31
Lesezeit: 1 min

Die systemrelevanten Banken haben Probleme beim Risikomanagement nach den neuen Regeln der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Dies geht aus einem Bericht der Baseler Institution vom Mittwoch hervor, in dem sie untersucht, wie die Banken die neuen Vorgaben zum Risikomanagement umgesetzt haben.

Im Januar dieses Jahres hatte die BIZ elf Prinzipien benannt, nach denen die Banken bei der Sammlung von Risikodaten und deren Weitergabe an die Aufsichtsbehörden vorgehen sollen. Die weltweit systemrelevanten Banken müssen diese Vorgaben bis 2016 umsetzen.

In den vergangenen Jahren stufte die BIZ 30 Banken als systemrelevant ein, darunter auch zwei deutsche Institute: die Deutsche Bank und die Commerzbank. Zehn dieser Banken sagen, dass sie die Baseler Vorgaben bis 2016 nicht in vollem Umfang werden erfüllen können. Hauptgrund dafür sind Probleme bei den Umstellungen in der Datenverarbeitung.

In einem ersten Schritt führte die BIZ eine anonymisierte Umfrage durch. Die großen Banken sollten auf einer Skala von 1 (voll erfüllt) bis 4 (nicht erfüllt) einschätzen, wie ihr Stand bei der Umsetzung der elf Baseler Prinzipien ist.

Am schlechtesten schätzten die Banken ihre Fortschritte bei der Datenarchitektur und IT-Infrastruktur ein (Prinzip 2). Mehr als die Hälfte der Banken sagt, dass sie die Vorgaben nicht oder in erheblichem Maße nicht erfüllt. Die Banken müssten ihre IT-Systeme zum Risikomanagement deutlich verbessern, so die BIZ.

Die BIZ sagt, dass die Selbstbewertung der Banken den tatsächlichen Stand der Umsetzung möglicherweise „nicht akkurat“ widerspiegelt. So gebe es Belege dafür, dass viele Banken nur bestimmte Risiko-Arten berücksichtigen, etwa Kreditrisiko und Marktrisiko. Andere mögliche Risiken wie Liquiditätsrisiko oder operationales Risiko würden nicht behandelt.

Zudem hätten nur sehr weniger Banken die Definitionen angegeben, mit denen sie bei der Risikobewertung arbeiten. Daraus könnten sich bei der Selbstbewertung bessere Noten ergeben haben als tatsächlich gerechtfertigt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...