Politik

Türkei: Säuberung nun auch bei der Telekom

Auch am Montag kommt die türkische Polizei nicht zur Ruhe. Nach einer weiteren Absetzungswelle am Sonntag, wurden im Verlauf des Tages erneut mehrere Polizisten ihrer Ämter enthoben. Seinen Posten abgeben musste unterdessen auch der Chef der türkischen Aufsichtsbehörde für Telekommunikation (TİB). Er wurde durch einen dem Geheimdienst Nahestehenden ersetzt.
23.12.2013 19:24
Lesezeit: 1 min

Zu Wochenbeginn geht es in der Türkei weiter Schlag auf Schlag. Den 25 entlassenen Polizeichefs vom Sonntag folgten nun ohne Unterbrechung weitere Kollegen nach. Neu besetzt wurde auch der Chefsessel der türkischen Aufsichtsbehörde für Telekommunikation (TİB). Unterdessen geht die türkische Anwaltsvereinigung (TBB) auf die Barrikaden. Seit dem Wochenende gilt keine Geheimhaltung innerhalb der Institutionen bei polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen mehr.

Gleich in mehreren türkischen Provinzen mussten in den vergangenen Tagen Polizeiposten geräumt werden. An diesem Montagnachmittag wurden zunächst zwei weitere Polizeichefs aus Ankara ihrer Position enthoben. İsmail Öztürk und Lokman Kırcılı übten ihre Ämter denkbar kurz aus. Erst vor einer Woche sollen ihnen die Stellen zugteilt worden sein. Am Abend dann die nächste Welle: 15 weitere Polizeichefs wurden in Ankara ihrer Ämter enthoben und auf andere Positionen versetzt.

Obendrein stehen Vorwürfe im Raum, dass der Chef der Informationsabteilung der Istanbuler Polizei, Ahmet Arıbaş, Dokumente der Korruptionsuntersuchungen herausgegeben haben soll. Das berichtet die türkische Zeitung Zaman.

Am Sonntagmorgen wurden im Zuge der anhaltenden Korruptionsuntersuchungen in der Türkei 25 Polizeifunktionäre aus Istanbul und Ankara abgesetzt. Mit den aktuell gemeldeten Fällen steigt die Zahl der suspendierten oder versetzten Beamten nunmehr auf rund 87 Personen. Die türkische Hürriyet spricht in diesem Zusammenhang von einer „massiven Säuberungsaktion“ bei der Polizei.

Erst am Wochenende kam es in der Hauptstadt zu einem Suizid in Polizeikreisen:

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Neuer TİB-Chef dem Geheimdienst nahe

Andernorts rollten ebenfalls Köpfe. So wurde zu Wochenbeginn auch der Chef der türkischen Aufsichtsbehörde für Telekommunikation (TİB) ausgetausch. Neu auf diesem Posten ist der Miliyet zufolge nun Ahmet Cemaleddin Çelik. In die Schlagzeilen geriet die TİB bereits im Mai 2011. Damals setzte die Behörde ein noch nie da gewesenes Ausmaß an Zensur durch und sperrte die Verwendung von 138 Worten und Begriffen in Internetadressen mit der Landeskennung .tr.

Çelik wird nachgesagt, dem Geheimdienstler Hakan Fidan nahe zu stehen. Er absolvierte die Fakultät für politische Bildung in Ankara und arbeitete viele Jahre als Berater in der Rechtsabteilung des Ministerpräsidiums. Celik, der auch die Sicherheitsabteilung des Ministerpräsidiums geleitet hat, kam erst nach Fidan zum MİT. Dass nun ausgerechnet jemand, der beim Geheimdienst und im Ministerpräsidium gearbeitet hat, diesen Posten erhält, habe am Montag für nicht wenig Aufsehen gesorgt, so das Blatt weiter.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Geheimhaltung bei Ermittlungen aufgehoben

Unterdessen hat die türkische Anwaltsvereinigung (TBB) den Staatsrat dazu aufgefordert, ein am Freitag erlassenes Dekret wieder zurück zu nehmen, so die Hürriyet. Seither werden Polizeichefs dazu angehalten, ihre Vorgesetzten über alle Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft zu informieren - und zwar bevor diese eingeleitet würden. In Kraft getreten war das Dekret am Samstag. Nach Ansicht der TBB verstoße es jedoch gegen das Gebot der Geheimhaltung während einer Untersuchung. Betroffen sind auch die Staatsanwälte. Sie müssen nun den Generalstaatsanwalt in der jeweiligen Stadt über ihre Ermittlungen informieren.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....