Finanzen

Banken-Rettung in Spanien: Kleine Sparer werden Milliarden verlieren

Erste Konturen der spanischen Banken-Rettung zeigen: Tausende Kleinanleger müssen mit dem kompletten Verlust ihrer Ersparnisse rechnen. Premier Rajoy sagte, den Sparern hätten die komplexen Produkte niemals verkauf werden dürfen.
11.07.2012 00:59
Lesezeit: 2 min

Nach der Zusage der EU, den spanischen Banken in einem ersten Schritt mit 30 Milliarden Euro unter die Arme zu greifen (mehr hier), werden nun die Konturen der Banken-Rettung etwas deutlicher. Auch wenn die großen Linien noch nicht verbindlich abgesteckt sind, zeigt sich: Tausende spanische Bürger werden ihre Ersparnisse komplett verlieren.

Denn die EU hat einem Bericht der FT zufolge zur Bedingung für die Rettung gemacht, dass die „Investoren“ an den Verlusten der spanischen Banken beteiligt werden. Die Regelung ist in einem Memorandum zwischen EU und Spanien festgelegt. Der Schuldenschnitt trifft allerdings zunächst nicht die großen institutionellen Investoren, sondern vor allem einfache Anleger, denen Händler offenbar im großen Stil nachrangige Schuldverschreibungen angedreht haben. Die spanische Notenbank schätzt das Volumen solcher Papiere auf 67 Milliarden Euro. Daragh Quinn von Nomura sagte, dass diese Papiere Leuten angedreht wurden, „die vermutlich nicht genau gewusst haben, worin sie da investieren“.

Damit wird deutlich, dass es jetzt ans große Aufräumen geht. Betroffen werden davon die „kleinen Leute“ sein, die ihren Bank- und Anlageberatern vertraut haben und das Kleingedruckte nicht gelesen haben. Allerdings: Selbst wenn sie es gelesen hätten, hätten sie es ohne juristischen Beistand vermutlich nicht verstanden.

Damit werden die Kleinanleger ein weiteres Mal ausgenommen: Bereits bei der Verstaatlichung der Bankia haben die Sparer Milliarden verloren (hier). Nun wappnet sich die spanische Politik für einen Proteststurm: Wirtschaftsminister Luis de Guindos hatte bereits im Mai eingeräumt, es sei ein „Fehler“ gewesen, den Leuten diese Schrottpapiere zu verkaufen.

Regierungschef Mariano Rajoy hat unterdessen seinen Widerstand gegen eine öffentliche Untersuchung des Bankia-Skandals aufgegeben: Nun soll eine Untersuchungskommission aufklären, wie es zu dem Desaster kommen konnte. Die spanische Staatsanwaltschaft hat gegen 33 Manager der Bankia Anklage erhoben (mehr hier).

Die große Frage, ob die Gelder für die spanische Bankenrettung auch den Haushalt in Madrid belasten werden, ist indes noch völlig offen. EU-Währungskommissar Olli Rehn will, dass die Banken aus dem ESM direkt gerettet werden dürfen. Bundesfinanzminister Schäuble sagte dagegen nach dem Treffen der Euro-Gruppe, Spanien müsse vermutlich mit Garantien für die Rettung haften. Schäubles Aussage ist jedoch deutlich nuancierter als frühere Aussagen: Die Bundesregierung schließt demnach eine Haftung für die spanischen Banken durch den deutschen Steuerzahler nicht mehr kategorisch aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...