Politik

Spanien: Rajoy kündigt 65-Milliarden-Sparpaket an

Lesezeit: 1 min
11.07.2012 10:57
Um den Anforderungen für das Banken-Bailout nachzukommen, will der spanische Premierminister in den kommenden zweieinhalb Jahren 65 Milliarden Euro einsparen. Steuererhöhungen, Gehaltskürzungen und Kürzungen bei der Arbeitslosenunterstützung stehen auf dem Programm.
Spanien: Rajoy kündigt 65-Milliarden-Sparpaket an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

„Ich wende außergewöhnliche Maßnahmen auf außergewöhnliche Umstände an", begründete der spanische Premier Mariano Rajoy sein neues Sparprogramm im Parlament und verwies auf die untragbaren Zinsen für spanische Anleihen. Zudem betonte er, ein Ende der spanischen Probleme werde nicht so schnell kommen. 65 Milliarden Euro will die spanische Regierung in den kommenden zweieinhalb Jahren einsparen.

Der spanische Premierminister hat sich entgegen seiner eigenen Versprechen nun doch für eine Steuererhöhung entschieden. Die im Januar wiedereingeführte steuerliche Vergünstigung für den Wohnungskauf wird abgeschafft. Im Zuge der angekündigten Sparmaßnahmen soll die normale Mehrwertsteuer von 18 auf 21 Prozent und die reduzierte Mehrwertsteuer von 8 auf 10 Prozent angehoben werden. Zudem soll eine Öko-Steuer eingeführt und die Tabaksteuer erhöht werden. Bisher wehrten sich Mariano Rajoy und die Minister gegen eine solche Erhöhung. Sie würde die Konsumausgaben schwächen und die Wirtschaft noch weiter in die Rezession führen, hieß es. Doch die Verpflichtungen gegenüber der EU sind mit Blick auf das Banken-Bailout nun doch etwas wichtiger.

Neben einer Reduzierung der lokalen Abgeordneten, sollen aufgrund des neuen Sparprogramms auch die Zahl der lokalen, öffentlichen Unternehmen verringert und die Weihnachtsgelder im öffentlichen Dienst gestrichen werden. Diese entsprechen in Spanien einem Monatsgehalt. Das Budget der Minister soll um 600 Millionen gekürzt werden. Die Anzahl Stadt- und Gemeinderäte soll um 30 Prozent verringert werden und die Subventionen für Parteien und Gewerkschaften um 20 Prozent sinken.

Aber es trifft auch die Arbeitslosen bzw. Arbeitssuchenden. Derzeit erhalten Arbeitssuchende zunächst 70 Prozent des Gehalts, das sie in den letzten sechs Monaten ihrer Beschäftigung verdient haben, und nach einem halben Jahr 60 Prozent dessen. Nun soll die Arbeitslosenunterstützung nach sechs Monaten bereits auf 50 Prozent des vorherigen Gehalts reduziert werden. Ein Großteil der steuerlichen Vergünstigungen bei Neueinstellungen fällt ebenfalls weg. Die Sozialversicherungsbeiträge sollen 2013 und 2014 um 1 Prozent sinken.

Betrachtet man den Umfang des Sparpakets fallen die geplanten Kürzungen der Leistungen für Parteien und Gewerkschaften vergleichsweise klein aus. Der normale Bürger ist deutlich stärker von den Einsparungen betroffen. Spanien erleide „die zweittiefste Rezession seiner Geschichte“ und der Einbruch der Wirtschaft werde sich auch ein weiteres Jahr fortsetzen, warnte Mariano Rajoy, um die Notwendigkeit des Sparprogramms zu unterstreichen. Nach seiner Rede im Parlament erhielt er von seiner eigenen Partei sogar einen Dauerapplaus. Viel kann die Opposition nicht ausrichten. Neuwahlen sind erst in rund vier Jahren vorgesehen und Mariano Rajoy genießt eine absolute Mehrheit im Parlament.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...