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Umfrage: Immer mehr Unternehmer greifen zu energiesparenden Maßnahmen

Lesezeit: 3 min
09.01.2014 00:21
Kleine und mittlere Unternehmen reagieren auf die hohen Energiepreise. Über 1,2 Millionen Betriebe haben bereits Maßnahmen ergriffen, um ihre Effizienz zu steigern. Beliebteste Maßnahme, die auch Privat-Haushalten zu empfehlen ist: Einfach den Anbieter wechseln. Nur über den Wettbewerb haben Firmen- und Privatkunden die Chance, einen fairen Preis zu erhalten.

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Jeder dritte Mittelständler hat bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergriffen. Das größte Ziel ist die Einsparung von Energiekosten. Bei fast jedem zweiten kleinen oder mittelgroßen Unternehmen liegen die Energiekostenanteile bei über 5 Prozent von den Gesamtkosten. Bei jedem fünften KMU sind es über 10 Prozent. Generell gilt: Je größer das Unternehmen, desto höher der Stellenwert von energiesparenden Maßnahmen. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage der KfW-Bankengruppe zur Energieeffizienz der KMU.

Steigende Preise zwingen die Unternehmen zum Sparen. Um das zu erreichen, wechseln Mittelständler den Energieversorger oder ändern ihren Tarif. Größere Unternehmen investieren häufiger in energieeffiziente Produktionsanlagen und Geräte. 73 Prozent der Unternehmen mit 50 oder mehr Mitarbeitern sehen das Thema Energieeffizienz als wichtig oder sehr wichtig an.

Bei den kleinen Unternehmen gibt es allerdings noch „Luft nach oben“: über 2 Millionen Betriebe haben noch keine energiesparenden Maßnahmen durchgeführt. 91 Prozent dieser Betriebe haben weniger als zehn Mitarbeiter. Die kleinen Mittelständler fordern von der Politik eine bessere Beratung und einen sicheren Rechtsrahmen.

Der KfW zufolge ist die Energiewende bereits im Mittelstand angekommen. „Die sparsame und effiziente Energienutzung hilft, die unter Druck stehende internationale Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands zu sichern“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner zu den Ergebnissen der Studie.

Das ist auch dringend notwendig. Nach der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes von Energie- und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel werden weniger Unternehmen von den Kosten der EEG-Umlage befreit. „Die energieintensive Industrie, die im internationalen Wettbewerb steht, braucht auch in Zukunft die Befreiung von der Öko-Strom-Umlage. Viele andere, die durch die alte Bundesregierung auch eine Befreiung bekommen haben, brauchen sie allerdings nicht“, sagte Gabriel der Welt.

Diese Ankündigung setzt die Unternehmen, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen, schon jetzt unter Druck. Sollte die Befreiung von der EEG-Umlage wegfallen, werden sie den Gürtel enger schnallen müssen. „Nur auf günstigen Einkauf, Subventionen oder die Befreiung von Umlagen zu setzen, reicht auf Dauer nicht aus“, sagte Thomas Denk, Geschäftsführer von 2b-green.

Eine Reform der Energiewende soll es auch bei den CO2-Zertifikaten geben. Die Stromförderung aus Braunkohle hat trotz Energiewende den höchsten Stand seit 1990 erreicht. Etwa 1,2 Kilogramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde Strom fallen im Schnitt in Braunkohlekraftwerken an. Eigentlich sollten die Energieunternehmen durch den Erwerb von Emissionsrechten an den Kosten der Umweltverschmutzung beteiligt werden.

Das System funktioniert aber nicht, weil die CO2-Zertifikate zu billig sind, als dass der Emissionshandel funktionieren könnte. Die Stromkonzerne haben dennoch die Preise für ihre privaten und geschäftlichen Kunden erhöht, obwohl sie der Emissionshandel nicht im Wettbewerb benachteiligt hat. „Viele Stromversorger liegen mit ihrer Erhöhung deutlich über der Erhöhung der Erneuerbare-Energien-Umlage“, sagte der ehemalige Energieminister Altmaier bereits vor einiger Zeit. „Das ist schwer zu verstehen, weil die Börsenstrompreise seit dem letzten Jahr auf breiter Front gesunken sind.“

Im April 2014 hat Sigmar Gabriel einen Entwurf zur Reform der EEG-Umlage vorgestellt. Zur Reform des Emissionshandels haben sich die EU-Staaten auf eine allmähliche Reduzierung von Verschmutzungsrechten geeinigt. In diesem Jahr sollen dem Markt bis zu 400 Millionen CO2-Zertifikate entzogen werden, sagten mit den Verhandlungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Bis es so weit ist, können RWE, Vattenfall und die Mibrag AG ihre Braunkohlekraftwerke Tag und Nacht laufen lassen. Damit tragen sie dazu bei, dass Deutschland einen Stromüberschuss produziert, der die Preise auf dem Finanzmarkt nach unten drückt, während Unternehmen und private Haushalte mit steigenden Preisen zu kämpfen haben.

An Weihnachten 2013 rutschten die Preise für Strom an der Börse sogar in den negativen Bereich. Großabnehmer an der Leipziger Börse bekamen sogar noch Geld dazu, wenn sie kurzfristig Strom abnahmen. Wolfgang Pomrehn, Autor bei Heise, beobachtet einen „Preiskrieg“ auf dem Strommarkt. Kleinere Betreiber von Steinkohle- und Gaskraftwerken sollen dadurch zugunsten der Braunkohle im Wettbewerb ausgestochen werden.

Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, als ihre energiesparenden Maßnahmen voranzutreiben. Dabei handelt es sich um eine „bereichsübergreifende Disziplin“, sagte 2b-green-Chef Denk im Presseanzeiger. „Kein Unternehmen in Deutschland ist heute in der Lage, die Wechselwirkung in Sachen Energieverbrauch zwischen IT, Produktion, Gebäude und Mitarbeitern darzustellen. Genau hier liegen aber die eigentlichen Potenziale.“

Der nächste Schritt sei die Etablierung eines professionellen Energiemanagements auf Dienstleistungsseite, so Denk. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis in den Unternehmen eine solche Systematik eingefordert wird.

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