Immobilien

Stärkster Anstieg der Baupreise in Deutschland seit 1970

Bauen wird immer kostspieliger. Insbesondere der Materialmangel treibt die Preise in die Höhe. Entspannung ist nicht in Sicht.
10.01.2022 16:04
Aktualisiert: 10.01.2022 16:04
Lesezeit: 2 min
Stärkster Anstieg der Baupreise in Deutschland seit 1970
Die Preise für Bauherren steigen massiv. (Foto: iStock.com/artea18) Foto: artea18

Harte Zeiten für Bauherren: Vor allem gestiegene Kosten für Materialien wie Holz, Stahl oder Dämmstoffe treiben die Preise in die Höhe. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude verteuerte sich im November 2021 so stark wie seit 1970 nicht mehr. Die Baupreise legten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,4 Prozent zu. Ein stärkerer Anstieg wurde nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Montag zuletzt im August 1970 mit damals 17,0 Prozent gemessen.

Im vorangegangenen Berichtsmonat, dem August 2021, waren die Preise im Vorjahresvergleich um 12,6 Prozent gestiegen.

Holz, Stahl, Dämmstoffe und anderes Baumaterial ist in den vergangenen Monaten knapp geworden. Begrenzte Transportkapazitäten und eine hohe internationale Nachfrage im Zuge der Konjunkturerholung nach dem Corona-Krisenjahr 2020 sorgen für Engpässe. Überdurchschnittlich stark verteuerten sich im November den Angaben zufolge Zimmer- und Holzbauarbeiten, die aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Bauholz im In- und Ausland 38,9 Prozent mehr kosteten als ein Jahr zuvor.

Keine Entspannung in Sicht

Eine baldige Entspannung an der Preisfront ist nach Einschätzung von Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer nicht zu erwarten. „Bauen wird zukünftig teurer werden, nicht nur weil die Löhne steigen, sondern weil die Preise für Materialien steigen“, sagte Wollseifer jüngst. „Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Preise – selbst bei einer Entspannung bei den Materialengpässen – nicht wieder vollständig auf das Vorkrisenniveau sinken werden.“

Ähnlich sieht es das Münchner Ifo-Institut. Folge des Materialmangels würden voraussichtlich weiter steigende Baupreise sein. Im Hochbau klagten nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts im Dezember 31,3 Prozent der Baufirmen über Lieferprobleme. Das waren etwas weniger als im November (34,5 Prozent), aber im langfristigen Vergleich immer noch sehr viele.

Im Tiefbau ist die Lage etwas besser: 23,1 Prozent der Unternehmen berichteten über Nachschubmangel, nach 28,7 Prozent im November. „Trotz der aktuellen Verbesserungen bleibt die Lage angespannt. Die Werte sind im langfristigen Vergleich immer noch außergewöhnlich hoch“, erläuterte Ifo-Fachreferent Felix Leiss.

Kein Corona-Bonus mehr

Neben den gestiegenen Materialkosten trieb auch die Rücknahme der befristeten Mehrwertsteuersenkung die Preise im November im Vergleich zum Vorjahr nach oben. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Sätze, Waren und Dienstleistungen wurden im Jahresvergleich also tendenziell teurer. Ohne den Mehrwertsteuereffekt wären die Baupreise im November 2021 nach Angaben der Statistiker rechnerisch aber immer noch um 11,6 Prozent gestiegen.

Die Branche erwartet trotz der Belastungen durch Materialengpässe gute Geschäfte. Angesichts gefüllter Auftragsbücher sahen der Zentralverband des deutschen Baugewerbes und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zuletzt Spielraum für einen nominalen Umsatzanstieg von etwa 5,5 Prozent auf 151 Milliarden Euro im Bauhauptgewerbe in diesem Jahr. Unter Berücksichtigung der Preissteigerung bleibe real ein Zuwachs von 1,5 Prozent.

Für das abgelaufene Jahr wird mit einem leichten Umsatzplus von nominal 0,5 Prozent auf 143,5 Milliarden Euro gerechnet. Im Oktober 2021 stieg der Umsatz im Bauhauptgewerbe nach Angaben des Bundesamtes um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In den ersten zehn Monaten lagen die Erlöse nominal um 1,0 Prozent höher.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Immobilien Neu Gedacht

***

Immobilien-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und beschäftigt sich mit den Themen Hauskauf und Hausbau in allen Facetten.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...