Finanzen

Banken-Aufsicht genehmigt Euro-Banken Teilnahme am Finanz-Kasino

Die EZB kommt den Banken erneut entgegen und beschließt eine weltweit einheitliche Definition für die maximale Verschuldungsquote. Die Begründung: Europäische Banken sollen nicht schlechter gestellt sein als US-Banken. Der Denkfehler: Die gewaltigen Risiken, die die Banken mit Wetten eingehen, sind mit 3 Prozent Eigenkapital nicht abzufangen. Die Entscheidung ist ein Bekenntnis zum globalen Schneeballsystem.
12.01.2014 21:47
Lesezeit: 2 min

Die Bankenregulierer wollen Nachteile europäischer Großbanken bei der Erfüllung der kritischen Verschuldungsquote gegenüber der US-Konkurrenz verhindern. Die Notenbankgouverneure und Chef-Bankenaufseher, die den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht überwachen, nickten am Sonntag eine weltweit einheitliche Definition für die maximale Verschuldungsquote (Leverage Ratio) ab. Wie diese genau aussieht, sollte im Lauf des Abends veröffentlicht werden.

Der Ansatz ist grundsätzlich falsch, wie die US-Ökonomin Anat Admati aufgezeigt hat: Die gewaltigen Risiken, die die Banken mit den Derivaten aufgehäuft haben, müssen langfristig und transparent bewertet werden. Nur dann bekommt man einen Eindruck von der tatsächlichen Gefährdung des Finanzsystems (wie Admati genau argumentiert - hier).

Die Aufseher wollen im Jahr 2017 letzte Hand an die Verschuldungsquote legen. Von 2018 soll sie für alle Großbanken verbindlich sein. Die hohe Verschuldung der Banken wurde als ein wesentlicher Faktor für die Finanzkrise identifiziert. Das geben selbst die Banken zu (mehr hier).

Die Leverage Ratio war auf drei Prozent festgelegt worden. Das bedeutet, dass Banken von 2018 an Eigenkapital in Höhe von mindestens drei Prozent der Bilanzsumme vorhalten müssen, unabhängig davon, wie riskant die damit verbundenen Geschäfte sind. Die Bank darf sich also bis zum 33-Fachen ihres Kapitals verschulden. Mit dieser Quote, die zusätzlich zu den am Risiko ausgerichteten Eigenkapitalquoten nach dem Basel-III-Regelwerk gilt, wollen die Aufseher verhindern, dass sich Banken über Gebühr aufblähen und wegen ihrer schieren Größe gefährlich für das System werden.

Doch die Bilanzsumme, die der Quote zugrunde liegt, wird in der US-Rechnungslegung (US-GAAP) anders kalkuliert als nach dem in Europa gültigen IFRS-Bilanzstandard. Das betrifft vor allem den Umgang mit Derivaten. Während US-GAAP die Verrechnung der Positionen zur Absicherung von Risiken auf beiden Seiten der Bilanz erlaubt (Netting), müssen die Papiere in Europa offen ausgewiesen werden, was die Bilanzsumme aufbläht und damit die Erfüllung der Verschuldungsquote erschwert. „Die Festlegung eines international einheitlichen Maßstabs für die Verschuldung von Banken ist ein bedeutender Schritt zur vollen Umsetzung von Basel III“, sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, der dem Aufsichtsgremium vorsitzt.

In Deutschland betrifft das vor allem die Deutsche Bank. Sie ist die einzige Großbank mit einem großen Derivate-Buch. Dadurch kommt sie nach US-GAAP auf eine Bilanzsumme von rund 1,2 Billionen Euro, nach IFRS sind es rund zwei Billionen. Ohne eine Vereinheitlichung hätte sie damit deutlich mehr Kapital gebraucht als ihre US-Konkurrenten wie JP Morgan, um die Leverage Ratio einzuhalten.

Die USA wollen die Derivate aus dem geplanten Freihandels-Abkommen mit der EU (TTIP) ausgliedern. Der Grund: Die großen Investment-Banken wollen nicht riskieren, sich über europäische Rechtsvorschriften ärgern zu müssen (hier).

Die nun neuerlich aufgeweichte Regulierung leistet einen Beitrag zur ungestörten Weiterentwicklung des globalen Schneeball-Systems, von dem die Finanzindustrie bisher so glänzend profitiert hat.

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