Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hofft auf mehr Investitionen aus China. Die Gründung der chinesischen Handelskammer in Deutschland nannte Gabriel am Donnerstag bei ihrer Eröffnung in Berlin ein klares Signal, dass chinesische Firmen sich langfristig engagieren wollten. Chinesische Unternehmen betrachteten Deutschland offenbar als wichtigen Markt. "Chinesische Investoren .... sind in unserem Lande hochwillkommen", sagte der SPD-Vorsitzende. Man könne aber noch einiges dafür tun, um die stellenweise bestehende Skepsis gegen chinesische Engagements auszuräumen.
Gabriel kündigte an, im Februar eine Unternehmensdelegation für eine China-Reise zusammenzustellen. Die schon engen deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen müssten mit Dynamik fortentwickelt werden. Was chinesische Investitionen in Deutschland angehe, so seien sie im Interesses beider Seiten. Es gehe aber auch darum, das Missverhältnis zwischen umfangreichen deutschen Investitionen in China und nur bescheidenen chinesischen Investitionen in Deutschland zu korrigieren.
Mit Blick auf Handelsstreitigkeiten, wie es sie im vergangenen Jahr zwischen der EU und China über Billigimporte von Solarmodulen aus dem asiatischen Land gab, plädierte der Minister dafür, diese nach Möglichkeit am Verhandlungstisch zu lösen und nicht mit Handelsrestriktionen.
Der chinesische Handelsminister Ga Hucheng erklärte in einer schriftlichen Grußbotschaft: "Deutschland gehört zu den Lieblingsstandorten chinesischer Investoren." Die neue chinesische Handelskammer, der schon rund 100 Unternehmen angehören, solle Firmen der Landes in Deutschland unterstützen. Deutschland ist der mit Abstand größte Handelspartner Chinas in Europa. China wiederum ist für Deutschlands der wichtigste Handelspartner in Asien und der drittwichtigste weltweit.
Die Euphorie Gabriels ist ökonomisch nicht zu begründen: Der Ausverkauf Deutschlands an die Amerikaner, den viele mittelständische Unternehmen derzeit durch US-Finanzinvestoren erleben, wird nicht dadurch abgemildert, dass deutsche Mittelständler an Chinesen verkauft werden.
Tatsächlich arbeiten die Chinesen seit Jahren sehr geschickt daran, ihre eigene Position an den Weltmärkten auszubauen - um die chinesischen Unternehmen zu stärken. China betreibt eine geschickte Politik des Protektionismus. Die chinesische Doktrin der maximalen Vertretung der eigenen Interessen ist das glatte Gegenteil der deutschen Politik, die ihre eigenen Unternehmen bisher allzu oft tatenlos in ausländische Hände (Karstadt, WMF (hier in einer interessanten ARD-Doku), Hochtief) getrieben hat - zum schweren Nachteil der Traditions-Unternehmen und ihrer Mitarbeiter.