In Europa steht eine Welle der Banken-Konsolidierung bevor. Das bedeutet: Die großen Banken werden sich die wichtigsten Assets schnappen, die von den kleinen übrigblieben.
Diese Entwicklung läuft nach einem Plan ab, dessen Mechanismen man im Grunde bereits bei der Lehman-Pleite deutlich erkennen konnte (mehr zu diesem Krimi - hier). In Europa bereiten sich die internationalen Großbanken bereits seit längerem auf diesen Prozess vor (hier und hier).
Vor allem die großen Investment-Banken wie JP Morgan oder Goldman Sachs hoffen, sich im Zuge der Konsolidierung am Markt bedienen zu können.
Nun bestätigt auch die EZB, die vom ehemaligen Goldman-Banker Mario Draghi geleitet wird, diesen Trend.
Wie die EZB in ihrer neuesten Statistik mitteilte, gibt es im Euroraum derzeit insgesamt noch 6.790 Kreditinstitute. Dies bedeutet einen Rückgang der ansässigen Banken um 3,8 Prozent (mehr hier).
Bereits während des Zeitraums 2008 bis 2012 reduzierte sich die Zahl der Kreditinstitute in der Eurozone um 592 bzw. um 9 Prozent.
Wenig überraschend ist, dass Spanien, Griechenland, Portugal und Zypern das größte Bankensterben aufweisen.
Wie die EZB Ende des vergangenen Jahres in ihrem Banking Structures Report mitteilte, ist die Bereinigung das Ergebnis eines laufenden Rationalisierungsprozesses. Dies sei daran ablesbar, dass die Banken ihre Filialnetze wesentlich reduziert hätten.
Indessen ist absehbar, dass die gestiegenen Kapitalkosten und der anhaltende Druck auf die Margen auch in Zukunft die Geldhäuser vor große Probleme stellen. Eine Marge ist die Differenz zwischen Kunden- und Refinanzierungs-Zinssatz. Hochglanz-Broschüren allein werden da nicht weiterhelfen.
Zuletzt waren Sparkassen und Volksbanken ins öffentliche Visier geraten, da ihr Geschäftsmodell wegen eines dichten Filialnetzes, der Niedrigzinspolitik der EZB und des hohen bürokratischen Aufwands infolge der neuen strengeren Regeln der Finanzaufsicht nicht mehr tragfähig sei (hier).
Aufgrund der Finanzkrise gibt es bei den Banken auch keine dramatischen Wachstumsmöglichkeiten mehr, sagte der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vor geraumer Zeit.
Josef Ackermann hatte noch mit 25 Prozent Rendite für die Anleger geprahlt, unterdessen schrieb die größte deutsche Bank jedoch im 4. Quartal des Jahres 2013 rund 1,15 Milliarden Euro vor Steuern Verlust (hier).
Insgesamt macht den deutschen Banken auch die Konkurrenz im Euroraum zu schaffen. Die Direktbank ING-DiBa etwa betreibt keine eigenen Filialen, dafür jedoch 1200 Bankautomaten. Deshalb ist sie in der Lage, Kunden mit weit höheren Zinsen zu locken als die meisten Konkurrenten. Darüber hinaus bietet die ING-DiBa ihren Kunden kostenlose Bargeldabhebungen an beinahe allen Bankautomaten in Deutschland an. Die ING-DiBa überweist den jeweiligen Banken dafür pro Abhebung 1,74 Euro.
Die Gründe für das zukünftige Bankensterben für kleinere Institute liegen indessen auch im erhöhten regulatorischen Umfeld. Denn die auf die Banken zukommenden neuen Regeln hinsichtlich der Bankenaufsicht durch die EZB dürften zu einem hohen bürokratischen Aufwand führen und in diesem Sinne zu mehr Personal, um die neuen Vorschriften zu erfüllen.
Wesentlich gravierender ist jedoch die Tatsache, dass die Banken in der Eurozone insgesamt etwa 940 Milliarden Euro an faulen Krediten angehäuft haben, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young Ende Oktober 2013 feststellte (hier).
Allein diese Größenordnung macht es wahrscheinlich, dass im Zug der geplanten Abwicklungen von maroden Banken eine Verschiebung allein in „Bad Banks“ nicht zu bewerkstelligen ist. Diese mit faulen Krediten überlasteten Banken vor allem in den Krisenstaaten werden in absehbarer Zukunft zerschlagen.
Dass der geplante Bankenfonds von 55 Milliarden Euro, der ohnehin erst ab 2016 eingerichtet werden soll, nicht mehr als ein Placebo ist, liegt auf der Hand.
Die Einführung der europäischen Bankenunion wird daher – ebenso wie die Einführung des Euro – der Lackmus-Test für die Steuerzahler.