Finanzen

Das große Fressen: Kleine Banken in Europa werden aussortiert

In der Eurozone sterben die kleinen Banken, weil die Kosten infolge der Banken-Regulierung schneller steigen als die Erträge. Doch auch die großen Banken stehen vor enormen Problemen. Denn die eigentliche Bedrohung für die Branche sind die faulen Kredite in Höhe von 940 Milliarden Euro. Nun hoffen vor allem die internationalen Investment-Banken auf verwertbare Assets von den kleinen Banken.
22.01.2014 00:20
Lesezeit: 2 min

In Europa steht eine Welle der Banken-Konsolidierung bevor. Das bedeutet: Die großen Banken werden sich die wichtigsten Assets schnappen, die von den kleinen übrigblieben.

Diese Entwicklung läuft nach einem Plan ab, dessen Mechanismen man im Grunde bereits bei der Lehman-Pleite deutlich erkennen konnte (mehr zu diesem Krimi - hier). In Europa bereiten sich die internationalen Großbanken bereits seit längerem auf diesen Prozess vor (hier und hier).

Vor allem die großen Investment-Banken wie JP Morgan oder Goldman Sachs hoffen, sich im Zuge der Konsolidierung am Markt bedienen zu können.

Nun bestätigt auch die EZB, die vom ehemaligen Goldman-Banker Mario Draghi geleitet wird, diesen Trend.

Wie die EZB in ihrer neuesten Statistik mitteilte, gibt es im Euroraum derzeit insgesamt noch 6.790 Kreditinstitute. Dies bedeutet einen Rückgang der ansässigen Banken um 3,8 Prozent (mehr hier).

Bereits während des Zeitraums 2008 bis 2012 reduzierte sich die Zahl der Kreditinstitute in der Eurozone um 592 bzw. um 9 Prozent.

Wenig überraschend ist, dass Spanien, Griechenland, Portugal und Zypern das größte Bankensterben aufweisen.

Wie die EZB Ende des vergangenen Jahres in ihrem Banking Structures Report mitteilte, ist die Bereinigung das Ergebnis eines laufenden Rationalisierungsprozesses. Dies sei daran ablesbar, dass die Banken ihre Filialnetze wesentlich reduziert hätten.

Indessen ist absehbar, dass die gestiegenen Kapitalkosten und der anhaltende Druck auf die Margen auch in Zukunft die Geldhäuser vor große Probleme stellen. Eine Marge ist die Differenz zwischen Kunden- und Refinanzierungs-Zinssatz. Hochglanz-Broschüren allein werden da nicht weiterhelfen.

Zuletzt waren Sparkassen und Volksbanken ins öffentliche Visier geraten, da ihr Geschäftsmodell wegen eines dichten Filialnetzes, der Niedrigzinspolitik der EZB und des hohen bürokratischen Aufwands infolge der neuen strengeren Regeln der Finanzaufsicht nicht mehr tragfähig sei (hier).

Aufgrund der Finanzkrise gibt es bei den Banken auch keine dramatischen Wachstumsmöglichkeiten mehr, sagte der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vor geraumer Zeit.

Josef Ackermann hatte noch mit 25 Prozent Rendite für die Anleger geprahlt, unterdessen schrieb die größte deutsche Bank jedoch im 4. Quartal des Jahres 2013 rund 1,15 Milliarden Euro vor Steuern Verlust (hier).

Insgesamt macht den deutschen Banken auch die Konkurrenz im Euroraum zu schaffen. Die Direktbank ING-DiBa etwa betreibt keine eigenen Filialen, dafür jedoch 1200 Bankautomaten. Deshalb ist sie in der Lage, Kunden mit weit höheren Zinsen zu locken als die meisten Konkurrenten. Darüber hinaus bietet die ING-DiBa ihren Kunden kostenlose Bargeldabhebungen an beinahe allen Bankautomaten in Deutschland an. Die ING-DiBa überweist den jeweiligen Banken dafür pro Abhebung 1,74 Euro.

Die Gründe für das zukünftige Bankensterben für kleinere Institute liegen indessen auch im erhöhten regulatorischen Umfeld. Denn die auf die Banken zukommenden neuen Regeln hinsichtlich der Bankenaufsicht durch die EZB dürften zu einem hohen bürokratischen Aufwand führen und in diesem Sinne zu mehr Personal, um die neuen Vorschriften zu erfüllen.

Wesentlich gravierender ist jedoch die Tatsache, dass die Banken in der Eurozone insgesamt etwa 940 Milliarden Euro an faulen Krediten angehäuft haben, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young Ende Oktober 2013 feststellte (hier).

Allein diese Größenordnung macht es wahrscheinlich, dass im Zug der geplanten Abwicklungen von maroden Banken eine Verschiebung allein in „Bad Banks“ nicht zu bewerkstelligen ist. Diese mit faulen Krediten überlasteten Banken vor allem in den Krisenstaaten werden in absehbarer Zukunft zerschlagen.

Dass der geplante Bankenfonds von 55 Milliarden Euro, der ohnehin erst ab 2016 eingerichtet werden soll, nicht mehr als ein Placebo ist, liegt auf der Hand.

Die Einführung der europäischen Bankenunion wird daher – ebenso wie die Einführung des Euro – der Lackmus-Test für die Steuerzahler.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....