Politik

ZDF-Lanz gegen Wagenknecht: Hinrichtung gescheitert, System blamiert

Lesezeit: 2 min
22.01.2014 02:03
Der Versuch von Markus Lanz, Sahra Wagenknecht lächerlich zu machen, endete im Fiasko. Der Versuch der Diffamierung zeigt, dass sich die Getreuen der Regierung bereits für den EU-Wahlkampf aufwärmen. Im System herrscht offenkundig Panik.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bereits 42.000 Unterschriften hat eine Petition gesammelt, die die Trennung des ZDF von Moderator Markus Lanz fordert.

Doch Lanz ist das falsche Ziel der Kritik.

Nicht Lanz ist das Problem, sondern das System, das ihn trägt.

In der Talkshow (Video am Ende des Artikels) war Lanz nur das ausführende Organ einer Redaktion von GEZ-Journalisten, die in Sachen Andersdenkender in EU-Fragen schon einmal bei einer Lanz-Sendung mit extremer Härte vorgegangen war: Damals war Lanz darauf programmiert worden, Silvio Berlusconi – der zu dem Zeitpunkt schon am Ende war – niederzumachen und die Italiener, die diesen Menschen gewählt hatten, pauschal als nur bedingt zurechnungsfähig abzuqualifizieren.

Ähnlich war die ARD gegen den AfD-Chef Lucke vorgegangen.

Für Anprangerung von Leuten, die es wagen, an der Politik der EU zu zweifeln, stellt man beim ZDF Lanz stets Gehilfen zur Seite. Damals war es Martin Schulz, SPD, vom EU-Parlament.

Bei der beispiellosen Inquisition im Falle Sahra Wagenknecht stellte sich der „Politikerklärer“ (O-Ton Lanz) Hans-Ulrich Jörges in den Dienst der guten Sache. Jörges versuchte, der Sendung seinen Stempel aufzudrücken, indem er – von Lanz mit keinem Wort unterbrochen – ein beispiellos unkritisches Loblied auf die Große Koalition sang.

Schließlich knöpfte sich Lanz Wagenknecht vor. Man muss kein Freund der Linken sein um zu bestätigen: Sie hat sich brillant geschlagen. Sie antwortete auf alle Peitschenhiebe – das waren keine Fragen – von Lanz mit ausgesuchter Höflichkeit und versuchte, zwischen das wüste Gekeife des politisch reichlich unbeleckten Moderators vernünftige Antworten zu platzieren.

Das war für den Zuseher wertvoll, weil Wagenknecht trotz der Unterbrechungen einen klaren Gedankengang formulieren konnte.

Die Diskussion ist mittlerweile Gegenstand heftiger Diskussionen. Das ZDF entschuldigte sich, um den Schaden zu begrenzen.

Interessant ist jedoch die Methode, weil sie zutiefst antidemokratisch ist: Lanz und Jörges diffamierten Wagenknecht – wie sie es sich wohl nur bei einer Frau getrauen. Obwohl Wagenknecht deutlich vernehmbar sagte, dass sie nicht gegen den Euro sei, bestanden Lanz und Jörges darauf, dass Wagenknecht gegen den Euro sei. Lanz forderte ein Bekenntnis Wagenknechts zu Europa. Sie lieferte es ausdrücklich. Lanz sagte, Wagenknecht wolle sich nicht zu Europa bekennen.

Abgesehen von der Tatsache, dass es unerfreulich ist, dass man solche Attacken mit Zwangsgebühren finanzieren muss, kann die Sendung dennoch als sehr lehrreich bezeichnet werden: Sie zeigte, dass die Sender keine intellektuellen EU-Verteidiger mehr aufbieten können. Das enge Geflecht der alten Eliten steht mit dem Rücken zur Wand. So gehässig operieren Systeme, die in Panik geraten sind.

Das sind Endzeit-Symptome – und das ist gut so. Den Beweis dazu lieferte der Bestseller-Autor Phillip Möller, der Wagenknecht mit einem einzigen Satz zur Siegerin machte, indem er alle Propaganda von Lanz&Jörges vom Tisch wischte und sagte, er wolle nicht in den USE (United States of Europe) leben. Er glaube nicht, dass die Politik entschieden gegen die dramatische Kinderarmut vorgehen werde.

Lanz blieb ein mattes Stottern.

Ulrich Jörges ist im Übrigen nicht immer so aufbrausend.

Über einen Besuch des Star-Journalisten bei der SPD Pfeddersheim berichtet die Website des Ortsverbandes: Jörges habe alle anwesenden SPD-Mitglieder mit seinen innovativen Aussagen begeistert. Und damit nicht genug:

„Es gelte aber neue Formen der politischen Teilhabe zu finden, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in diejenigen, die politische Verantwortung übertragen bekommen haben wieder zurück gewinnen. Keiner der Anwesenden hatte sein Kommen bereut und Oberbürgermeister Michael Kissel bedankte sich zum Abschluss der Veranstaltung für die überzeugende Rede und die Analyse des Spannungsfeldes Politik – Medien – Vertrauen.“

Das traute Zusammensein mit der SPD Pfeddersheim endete in absoluter Übereinstimmung der SPD mit Jörges:

„Uwe Franz übergab Hans-Ulrich Jörges, der Sammler von Armbanduhren ist, eine Uhr des Wormser Dombauvereins mit einem im Ziffernblatt eingelassenen Teil eines original Dombausteins. Zudem bedankte er sich bei dem alternativen Bläserensemble "Wood Worms" für die musikalischen Begleitung des Abends und beim Weingut Dirk Wendel für die Präsentation eines Spätburgunders und einer Rivaner/Weißburgunder-Cuveé aus deren Wein-Sortiment.“

Armbanduhren als Geschenke (mehr dazu beim Kodex des Presserats), Weißburgunder-Cuveé, Dombausteine.

„Politikerklärer“ müsste man sein!

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesanleihe verzeichnet höchste Rendite seit 2011
25.09.2023

Anleger haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der hohen Zinsen aufgegeben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt auf dem...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten verhindern Deutschlands strengere Abgasnorm
25.09.2023

Deutschland konnte sich in der EU mit Forderungen nach der Abgasnorm Euro 7 nicht durchsetzen. Die anderen Staaten lehnten die strengeren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsklima sinkt nur minimal - Geht es jetzt wieder bergauf?
25.09.2023

Der Ifo-Index zum Geschäftsklima ist den 5. Monat in Folge gefallen, aber nur minimal. Der Pessimismus nimmt ab. Ist das Schlimmste für...

DWN
Politik
Politik Westen fürchtet Wahlen in der Slowakei
25.09.2023

Bei den Wahlen in der Slowakei am Samstag steht Ex-Premierminister Fico vor einem möglichen Comeback, der "keine einzige Patrone in die...

DWN
Politik
Politik Eklat um SS-Veteran beim Selenskyj-Besuch in Kanada
25.09.2023

Das kanadische Parlament hat beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen "Kriegsveteranen" mit Jubel und stehendem Applaus gewürdigt. Nach...

DWN
Immobilien
Immobilien Das plant die Regierung gegen die Wohnungsmisere
25.09.2023

Die Bau-Branche gibt sich positiv überrascht von den Beschlüssen der Bundesregierung, fordert nun aber eine schnelle Umsetzung. Denn die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...