Deutschland

Finanz-Konzerne wollen Abschaffung des Bargelds beschleunigen

Lesezeit: 2 min
23.01.2014 00:06
Die Banken treiben die Verbreitung von kontaktlosen Geldkarten voran. Im deutschen Handel gibt es bereits 35.000 Karten-Lesegeräte, 300.000 weitere sind geplant. Die Banken halten die Technologie für „sicher, schnell und kostengünstig“. Die Bürger können sich dem Wandel zum elektronischen Zahlen nicht entziehen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Neue kontaktlose Geldkarten sollen in Deutschland Schritt für Schritt das Bargeld ersetzen. Kunden müssen ihre Karten beim Bezahlen dabei nur kurz an ein Lesegerät halten. Nach einem schleppenden Start gewinnt das kontaktlose Bezahlen in Deutschland zunehmend an Akzeptanz, sagen der Kartenanbieter Visa Europe und die Bankenverbände übereinstimmend.

Hauptgrund für den Aufwärtstrend sei, dass die Deutschen in immer mehr Geschäften kontaktlos ihre Rechnung begleichen können, sagte Visa-Deutschland-Geschäftsführer Ottmar Bloching am Mittwoch in einer Starbucks-Filiale in Frankfurt. Dort ist diese schnelle Zahlungsweise bereits möglich.

„Wir gewinnen täglich neue Händler hinzu, weil das kontaktlose Bezahlen von Kleinbeträgen für den Handel sicher, schnell und kostengünstig ist“, sagte Bloching.

Laut Visa Europe ist kontaktloses Zahl im Handel in Deutschland mittlerweile an 35.000 Terminals möglich. Neben Starbucks ist dies unter anderem bei Tengelmann, Karstadt, Kaufhof und Aral-Tankstellen möglich. In den nächsten Jahren erwartet Bloching einen weiteren Schub. Dann müssten 200.000 bis 300.000 Lesegeräte ausgetauscht werden. „Wir gehen davon aus, dass die neuen Terminals dann so ausgestattet sind, dass an ihnen kontaktloses Bezahlen möglich ist.“

Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die die Technik in Pilotprojekten getestet haben, ziehen ebenfalls eine positive Zwischenbilanz. „Kontaktloses Bezahlen wird sich als logische technische Weiterentwicklung der Kartentechnik sukzessive am Markt etablieren“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft (DK), dem gemeinsamen Sprachrohr der fünf deutschen Bankenverbände.

Das kontaktlose Bezahlen hat sich in Deutschland bisher langsamer als in anderen europäischen Ländern verbreitet. Mittlerweile sei kontaktloses Bezahlen aber auch hierzulande auf dem Vormarsch, so Visa Europe. Der Konzern hat die Zahl der Karten, mit denen kontaktloses Bezahlen möglich ist, in Deutschland 2013 mehr als verdreifacht auf 1,7 Millionen. Zu den Abnehmern zählen unter anderem die Postbank, Comdirect und die DKB.

Visa Europe gehört Banken aus 37 europäischen Ländern, die Visa-Karten ausgeben. Mit dem börsennotierten Kreditkartenkonzern Visa Inc verbindet den Konzern nur ein Lizenzvertrag. In den kommenden Jahren will Visa Europa in Deutschland mit weiteren Neuerungen wachsen.

Seit Ende 2013 bietet der Konzern mit Vodafone eine Technologie an, mit der Bezahlen über das Smartphone möglich ist. Wenn Kunden sich ein Mobiltelefon mit einer entsprechend ausgestatteten SIM-card anschaffen, können sie das Gerät beim Einkauf - wie bisher die Bankkarte - an das Lesegerät halten. In den kommenden Wochen wollen die Unternehmen das Angebot, das es bisher nur in Düsseldorf gibt, auf weitere deutsche Großstädte ausweiten.

Europaweit arbeitet der Kartenanbieter zudem an einem Zahlungssystem für den Online-Handel - und macht damit der Ebay-Tochter PayPal und Google Wallet Konkurrenz. In Deutschland will Visa Europe die digitale Geldbörse „V.me“, die es in Frankreich, Großbritannien, Polen und Spanien gibt, im vierten Quartal 2014 einführen.

Die deutschen Sparkassen wollen bis 2015 alle 45 Millionen SparkassenCards mit der girogo-Funktion ausrüsten, mit der Einkäufe bis 20 Euro kontaktlos bezahlt werden können. Die Technologie soll bundesweit durchgesetzt werden. Geldkarten ohne die girogo-Technologie wird es dann nicht mehr geben (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...