Deutschland

Sozialverbände lehnen Rente mit 63 ab

Die geplante Rente mit 63 bevorzugt die Generation 50 plus, sagt Sozialverbands-Präsident Bauer. Die Regierung solle die Versicherten nicht gegeneinander ausspielen. Bauer fordert die komplette Aussetzung der Rente mit 67.
23.01.2014 16:10
Lesezeit: 1 min

Nach der Wirtschaft gehen auch führende Sozialverbände auf Distanz zur geplanten Rente ab 63. Das neue Modell schaffe neue Ungerechtigkeiten. Das Renten-Paket der Bundesregierung umfasst neben der Rente mit 63 auch eine höhere Mütterrente und Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente.

Da die von der großen Koalition angepeilte Altersgrenze von 63 befristet gelten solle, könnten nur wenige Arbeitnehmer davon profitieren, sagte der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer, am Donnerstag zu Reuters.

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider, hatte in der Berliner Zeitung kritisiert, die Rente mit 63 schaffe neue Ungleichbehandlungen zwischen Arbeitnehmern. Mit der „fragwürdigen Konstruktion“ werde die Generation 50 plus und damit die Kernklientel der Gewerkschaften gegenüber dem Rest der Versicherten bessergestellt.

Wie der Paritätische Gesamtverband sprach sich der SoVD dafür aus, die Rente ab 63 fallenzulassen. Erforderlich seien wirksame Ausnahmeregelungen von der Rente mit 67. SoVD-Präsident Bauer forderte als Alternative gar die komplette Aussetzung der Rente ab 67.

Arbeitnehmer sollen nach den Plänen von Arbeitsministerin Andrea Nahles künftig ab dem 1. Juli mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen können, wenn sie 45 Versicherungsjahre aufweisen. Auch Zeiten der Arbeitslosigkeit sollen angerechnet werden - allerdings nur, wenn Arbeitslosengeld I bezogen wurde.

Die Rentenversicherung kann nach eigenen Angaben im Zeitraum von 1978 bis 2001 nicht zwischen dem Bezug von Arbeitslosengeld I und der inzwischen abgeschafften Arbeitslosenhilfe unterscheiden. Daher müssen die Versicherten den Nachweis erbringen und bis zu 40 Jahre alte Dokumente liefern (mehr hier).

Die Daten, die derzeit als nicht vorhanden gälten, seien Andrea Nahles zufolge „selbstverständlich zu organisieren“.

Der CDU-Rentenexperte Peter Weiß warnte vor einer Frühverrentungs-Welle. Es müsse verhindert werden, dass Unternehmen langjährig versicherte Arbeitnehmer früher entlassen, weil sie wüssten, dass diesen mehrere Jahre Arbeitslosigkeit angerechnet würden.

Wirtschaftverbände hatten kritisiert, mit dem Paket würden die bisherigen Anstrengungen zur Sicherung der langfristigen Finanzierbarkeit der Rentenversicherung in großen Teilen zunichtegemacht. Der Industrie-Spitzenverband BDI sprach von einem „starken Ausbau sozialer Wohltaten“.

Die Deutschen müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, künftig bis mindestens zum 70. Lebensjahr zu arbeiten. Kommende Generationen werden vermutlich überhaupt nicht mehr wissen, was eine „Rente“ ist. Die Devise heißt: Arbeiten bis zum Umfallen (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Geldpolitik ohne Zentralbank: Wie Solana über Inflation abstimmen lässt
27.04.2025

Ohne Leitzins, aber mit Weitblick: Die Solana-Community entscheidet selbst über Inflation und Ertragsverteilung. Zwei aktuelle...

DWN
Technologie
Technologie Gesundheit wird Geschäft: Apple verkauft mit der Apple Watch Hoffnung – nicht nur Technologie
27.04.2025

Die Apple Watch feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Doch unter dem glänzenden Aluminium-Gehäuse der meistverkauften Smartwatch der Welt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Werbungskosten: Das alles können Sie von der Steuer absetzen
27.04.2025

Werbungskosten sind ein großer Hebel, um bei der Steuererklärung richtig Geld zu sparen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber, was alles...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Handelskrieg vertreibt Bitcoin-Miner aus Asien – Kryptoindustrie unter Schock
27.04.2025

Mit Strafzöllen auf Importe aus Südostasien erschüttert Trump die globale Krypto-Lieferkette. Die Folgen: Chaos, Millionenverluste und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel 2025: Wenn Freelancer retten – aber selbst untergehen
27.04.2025

Freelancer halten den deutschen Arbeitsmarkt am Laufen – und geraten dabei selbst unter die Räder. Eine neue Studie zeigt: Sie sind...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Scheitern als Strategie: Wie ein US-Forscher Unternehmer lehrt, aus Fehlern Kapital zu schlagen
27.04.2025

US-Professor Dean Shepherd zeigt, wie Misserfolg zum unternehmerischen Wendepunkt wird – und warum nur wer fällt, wirklich wachsen kann.

DWN
Politik
Politik TAURUS für die Ukraine? Hoher Aufwand, fraglicher Nutzen
27.04.2025

Die Lieferung des TAURUS-Lenkflugkörpers an die Ukraine ist technisch derzeit problematisch, da ukrainische Flugzeuge das System weder...

DWN
Politik
Politik Waffenruhe Ukrainekrieg: Bringt der Tod von Papst Franziskus Frieden?
26.04.2025

Historisches Treffen bietet Chance für Durchbruch bei Friedensverhandlungen: Neben dem US-Präsidenten hat sich auch Frankreichs...