Nur zwei Tage nach der möglichen Entdeckung des seit über 40 Jahren gesuchten Higgs-Partikels erreichte das Nationale Institut für Kernphysik (INFN) die schlechte Nachricht. Aufgrund von Budgekürzungen im Bereich der Wissenschaft müssen nun mehrere Forscher mit einer Entlassung rechnen. Dass die Wissenschaftler, an einer der bedeutendsten Entdeckung dieser Zeit, an den Forschungen zum Higgs-Teilchens, auf dem das gesamte Universum basiert, beteiligt sind, scheint der italienischen Regierung nicht sehr wichtig zu sein.
„Wir haben sehr viel zu diesen Experimenten beigetragen“, erklärt Institutspräsident Fernando Ferroni dem EUobserver. Rund 6.000 Wissenschaftler sind an den zwei Experimentem zum Higgs-Teilchen am Forschungszentrum CERN in der Schweiz beteiligt. 450 von ihnen kommen vom INFN. Anfang Juli teilte das CERN der Öffentlichkeit mit, dass es ein Teilchen gefunden habe, bei dem es sich wahrscheinlich um das gesuchte Higgs-Teilchen, auf dem die Elementarteilchen-Theorie basiert, handelt (im Interview mit den DWN erklärt Professor Achim Stahl vom CERN, warum die Entdeckung so bahnbrechend ist - mehr hier). Für den definitiven Nachweis seien nur noch wenige Monate nötig. Einige italienische Forscher werden allerdings nicht mehr dabei sein könne.
„Keiner hat uns gewarnt“, sagt Ferroni. Noch in diesem Jahr werden neun Millionen Euro vom 250 Millionen Euro Budget gekürzt. 2013 und 2014 werden zusätzlich jeweils weitere 24 Millionen Euro gestrichen. Rund 10 Prozent des technischen und administrativen Personals muss deshalb entlassen werden. Für fünf Forscher die gehen, könne nur ein neuer nachrücken.
Ferroni habe sich bereits in einem Schreiben an Italiens Präsident Giorgio Napolitano gewendet. Napolitano habe zwar versichert, die Entscheidung zu überdenken, doch jede mögliche Änderung der Kürzungen könne erst nach den Sommerferien greifen.
Mit den Kürzungen will die Regierung zwar die Staatsschulden (hier) in den Griff bekommen, doch damit werde an der falschen Stelle gespart, betont Ferroni. Denn die jungen Wissenschaftler, die wichtig für die Zukunft Italiens seien, würden nun auswandern. „Wenn wir unsere Studenten verlieren, verlieren wir alles“, sagt er.