Politik

Schäuble will neues Parlament für Euro-Staaten gründen

Wolfgang Schäuble glaubt, dass die Euro-Staaten ein eigenes Parlament gründen sollten, um die Probleme zu lösen. Zu bezahlen wären die zusätzlichen Kosten von Steuerzahler. Die Parteien hätten allerdings einen neuen Verschiebebahnhof für ihre verdienten Mitarbeiter.
28.01.2014 01:30
Lesezeit: 2 min

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat eine eigene Volksvertretung für die Länder der Eurozone ins Spiel gebracht. „Ich kann mir vorstellen, dass es ein Parlament für die Eurozone gibt“, sagte der CDU-Politiker am Montagabend in Brüssel. „Wir müssen die europäische Integration auf intelligente Art und Weise verbessern und bewahren, indem wir die (EU-)Verträge ändern“, sagte er auf einer Veranstaltung der Europäischen Volkspartei (EVP). Einige Änderungen könnten die neue Realität der Euro-Zone besser widerspiegeln.

Damit gesteht Schäuble ein, dass die EU in ihrer bisherigen Form gescheitert ist.

Schäuble erinnerte daran, dass Frankreich und Deutschland im Mai vorgeschlagen hätten, das EU-Parlament enger in die Entscheidungen für die Eurozone einzubinden. „Das wäre recht einfach zu erreichen, wenn man ein Parlament für die Eurozone gründet.“ Die Tür müsse zudem weit offen bleiben für Länder, die bisher den Euro noch nicht eingeführt hätten. Es müssten mehr Übereinstimmung gefunden werden, wenn es um die Einführung strengerer Regeln zur Haushaltsdisziplin gehe. Schäuble räumte aber ein, Vertragsänderungen seien nur schwer zu erreichen, weil ihnen alle Staaten der EU zustimmen müssten.

Die EVP, zu der auch die CDU gehört, bildet die stärkste Fraktion im Europa-Parlament. Die EU-Volksvertretung umfasst auch Länder wie Großbritannien oder Schweden, die nicht Teil der Eurozone sind. Vor allem Großbritannien hatte sich wiederholt gegen Maßnahmen gesträubt, die eine strengere Kontrolle durch Brüsseler Institutionen bedeutet hätten.

Die Idee Schäubles ist hanebüchen: Das Problem der EU sind nicht zu wenige Gremien, sondern dass das demokratische Zusammenspiel nicht funktioniert. Das EU-Parlament ist bei Gesetzen, die die im Hinterzimmer bestellte EU-Kommission vorlegt, immer in der Defensive. Die wichtigen Themen werden von den Regierungschefs ohne demokratische Kontrolle und ohne Transparenz beschlossen.

Bestes Beispiel: Das Freihandelsabkommen mit Kanada ist vor Monaten unterschrieben worden. Bis heute weiß kein Mensch, was das Abkommen enthält. Das neue Abkommen TTIP wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Exklusive Informationen gibt es nur für Lobbyisten und Anwälte.

Das Problem der EU ist ihre Intransparenz. Entscheidungen werden nicht im Interesse der Bürger, sondern im Dienste der Lobbyisten und im Geiste der Bürokraten getroffen.

Das Problem des Euro ist die Tatsache, dass eine Währung nicht funktioniert, wenn es keinen einheitlichen Wirtschaftsraum gibt. Die bisherigen „Lösungen“ der Euro-Krise bestanden darin, dass die Bürger in den „geretteten“ Staaten geschröpft und die Schulden, die die verantwortungslosen Regierungen aufgenommen haben, von den europäischen Steuerzahlern auf die Konten der Banken umgeleitet wurden.

Die einzigen, die von einem zusätzlichen Parlament profitieren würden, wäre die Parteien: Sie hätte ein neues Gremium, in dem der Steuerzahler Posten und Spesen finanzieren müsste. Schon jetzt stehen die Kosten in keinem Verhältnis zu den Leistungen (wie man hier nachrechnen kann). Die EU leistet sich darüber hinaus mit Brüssel und Straßburg zwei Parlaments-Sitze. Über die Abschaffung wird nicht mehr diskutiert, weil die Franzosen ihr Veto eingelegt haben.

Schäubles Idee ist ein Wahlkampf-Gag für die EU-Wahl.

Es würde schon reichen, wenn der Deutsche Bundestag die Interessen der hiesigen Bürger vertritt.

Und nicht andauernd mit „alternativlosen“ Notverordnungen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...