Wallstreet-Analysten erwarten, dass die türkische Zentralbank am Ende ihrer heutigen Krisensitzung eine Erhöhung des Leitzinses in Höhe von zwei Prozent verkündet. Diese Maßnahme sei nötig, um einer weiteren Entwertung der türkischen Lira entgegenzuwirken. Gestern erreichte die türkische Währung ein historisches Rekordtief von 2,39 zum US-Dollar.
Nach Ansicht der Strategen ist eine drastische Erhöhung der Leitzinsen unabdingbar. „Wir denken, dass die Politik dadurch sehr viel einfacher wird – oder zumindest hängt davon der Erfolg der Maßnahme ab“, zitiert Business Insider Olgay Büyükkayalı, Strategie-Analyst des japanischen Finanz-Holdings Nomura. „Die Bank kann diesen Erfolg erreichen, wenn sie einwilligt, den Leitzins auf 9,75 Prozent zu heben, sprich die gegenwärtigen 7,75 Prozent drastisch nach oben wuchtet, und dies als einzigen Leitzins für die nächsten paar Monate beibehält“, so Büyükkayalı.
Timothy Ash, Chefökonom für Schwellenmärkte bei Standard Bank, hält sogar eine höhere Aufwertung für nötig. „Wenn nicht, stürzt ihre Glaubwürdigkeit ab und die Lira geht gegen 2,5 Einheiten gegenüber dem Dollar, und zwar sehr schnell“, so Ash im Business Insider. Nach seiner Annahme muss der Leitzins sehr deutlich erhöht werden, nämlich um mindestens 3 Prozentpunkte mit steigender Tendenz.
Es gibt jedoch auch andere Vorschläge wie jener von George Magnus, ehemals Chefökonom und nun Haupt-Wirtschaftsberater der Schweizer UBS. Eine bessere Maßnahme als die Erhöhung des Leitzinses seien drastische regulierende Eingriffe wie die Einführung von Kapitalkontrollen.
„Es ist ziemlich ungewöhnlich, ein solches Treffen und eine mitternächtliche Stellungnahme abzuhalten, in der man dann lediglich ein paar Standard-Finten monetärer Politik verkündet“, zitiert Bloomberg Magnus. „Irgendwie sagt mir dieser merkwürdige Zeitpunkt, dass da etwas sehr viel Markt-empfindlicheres stattfinden wird, sodass der gesamte Markt erschüttert wird, nicht nur die Kosten für Geldakquise“.