Deutschland

Schiffs-Schulden der Landesbanken landen beim Steuerzahler

Die Kreditausfälle der Landesbanken durch die Schiffsfinanzierung betragen voraussichtich 16 Milliarden Euro. Die Schiffsbauer stecken aufgrund von Überkapazitäten und hohen Treibstoffkosten in der Krise. Die fehlenden Gelder müssen aus dem Steuerhaushalt bereitgestellt werden.
31.01.2014 00:17
Lesezeit: 2 min

Bereits in der Vergangenheit hatten die Landesbanken, wie etwa die HSH Nordbank, Kapitalspritzen von den Ländern erhalten und darüber hinaus bis zu 30 Milliarden Euro aus dem Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin. Ursache waren vor allem die in der Vergangenheit ausgegebenen Kredite zur Finanzierung von Schiffen.

Zur Lösung des Problems arbeiteten die für die HSH verantwortlichen Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein an einer Aufstockung des bestehenden Garantierahmens um 3 Milliarden Euro. Die Gelder müssen aus dem Steuerhaushalt bereitgestellt werden.

Beim nunmehr bevorstehenden Asset Quality Review (AQR) und dem Stresstest der europäischen Aufsichtsbehörden stehen die Schiffsbanken erneut im Fokus. Denn zur Frage der Risikobewertung der Bankbilanzen gehört beispielsweise, dass von der HSH Nordbank 27 Milliarden für Schiffskredite ausgereicht wurden, ebenso bei der Commerzbank und der Nord-LB, die je 18 Milliarden Euro an Krediten für die krisengeschüttelten Reeder ausreichten (mehr hier).

Allein Ende 2012 hatten die acht größten deutschen Schiffs-Finanzierer laut der Ratingagentur Moody‘s 105 Milliarden Euro an die schwächelnde Branche verliehen, berichtet das Wirtschaftsblatt. Im Einzelnen betrifft dies die Schifffahrtsportfolios folgender Banken: HSH Nordbank, NordLB, Commerzbank, die DZ-Bank-Tochter DVB Bank, die bundeseigene KfW -Tochter Ipex, die Deka, Helaba und HypoVereinsbank.

Die Ratingagentur Moody‘s ging bereits Ende Dezember 2013 davon aus, dass diese acht größten deutschen Schiffsfinanzierer in den kommenden Jahren Kreditausfälle von 16 Milliarden Euro für die teuren Kähne erleiden werden.

„Banken, die unverhältnismäßig stark in der Schifffahrt aktiv sind, werden Verluste erleiden, die ihr Kapitalpolster belasten“, so Moody's. Vermutlich würden vor allem die DZ-Bank-Tochter DVB Bank, die HSH Nordbank, die KfW-Tochter Ipex-Bank, die Nord LB sowie die Nord LB-Tochter Bremer Landesbank unter den nicht mehr zurückzahlbaren Darlehen für den Schiffsbau leiden. Unterm Strich sind das „faule Kredite“, für die letztlich der deutsche Steuerzahler haftet.

Diese Kredite wurden nicht nur deutschen Schiffsbauern zur Verfügung gestellt. Die deutschen Banken – darunter vor allem die staatseigenen Landesbanken – gehören weltweit zu den wichtigsten Kreditgebern der Schifffahrt. Welche deutsche Bank welche Schiffsbauer in aller Welt finanziert, ist nicht bekannt.

Lediglich für 30 Prozent der ausfallgefährdeten Schiffskredite haben die Institute Rückstellungen veranlasst. Dieses Jahr müssen sie daher noch weiteres Kapital für die Kreditausfälle zurücklegen.

Im Vorfeld des Asset Quality Review (AQR) und des Stresstests durch die EZB geht man davon aus, dass Investoren in Zukunft nur dann wieder Vertrauen in die Euro-Bankenlandschaft fassen, wenn einige Banken die „Prüfungen“ nicht bestehen. Mario Draghi sagte kürzlich in einem Interview: „Banken müssen durchfallen“.

Wahrscheinlich werden beim Stresstest nicht nur Banken in den Krisenländern durchfallen. „Aus politischen Gründen“ könnte auch bei einigen Banken in Deutschland ein Kapitalbedarf zum Vorschein, sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des deutschen Bankenverbandes (BdB). „Andere Länder könnten im Stresstest eine Chance sehen, dem Musterschüler ans Schienbein zu treten.“

„Die Details der Tests werden demnächst kommuniziert“, sagte hierzu ein EZB-Sprecher. Kenner sagt, man müsse die Schiffsportfolios differenziert betrachten. Es gehe nicht an, einen pauschalen Satz für Wertberichtigungen auf alle Schiffskredite ansetzen.

Beim bevorstehenden Stresstest rechnet Sascha Steffen, Professor an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin damit, dass deutsche Banken mit bis zu 20 Prozent der benötigten Summen (ausgehend von 200 Milliarden Euro) vom Steuerzahler bezuschusst werden müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...