Die Politik der EU ist immer dieselbe: Große internationale Konzerne werden gefördert, die Kleinen sind der EU lästig.
Die EU will lieber Monsanto oder Dow Chemical in Europa sehen als die Bio-Bauern.
Und auch bei den Banken hat die EU eine Schwäche für die Starken.
Daher wird der Stress-Test der EZB der erste Test für die internationalen Investment-Banken und die europäischen Großbanken: Sie können sehen, wo die Schwachen der Branche sitzen, welche Assets sie haben, was zu holen ist bei der kleineren Konkurrenz.
Es ist angerichtet für das große Fressen.
Danièle Nouy war im Dezember 2013 zur Aufsichtschefin der europäischen Bankenaufsicht (EBA) gewählt worden. Sie trat am 1. Januar 2014 ihr Amt an und soll mit Mario Draghi eine solide Achse bilden: Die Stabilität des europäischen Finanz-Systems wird so durch ein französisch-italienisches Duo sichergestellt (mehr hier).
„Wir müssen akzeptieren, dass einige Banken keine Zukunft haben“, erklärte Nouy laut der Financial Times am Montag. „Einige müssen wir in geordneter Art und Weise verschwinden lassen und nicht unbedingt versuchen, sie mit anderen Instituten zu verschmelzen.“ Sie wisse nicht, wie viele Banken abgewickelt werden müssen. Aber schwache Banken müsse man sterben lassen.
Das klingt nach dem großen Fressen, über das wir vor einiger Zeit berichtet haben (mehr zu diesem dramatischen Prozess - hier).
Nach Ansicht von Nouy werden einige Banken den geplanten Stress-Test nicht bestehen. Das sei durchaus erwünscht, um dem Stresstest Glaubhaftigkeit zu verleihen. Die Märkte erwarteten, dass die Prüfung nicht zu lasch ausfalle.
Ähnlich hatte sich zuletzt auch Mario Draghi geäußert. Im Vorfeld des Asset Quality Review (AQR) und des Stresstests durch die EZB gehe er davon aus, dass Investoren in Zukunft nur dann wieder Vertrauen in die Euro-Bankenlandschaft fassen, wenn nicht alle Banken die „Prüfungen“ bestehen (mehr hier).
Zudem möchte Nouy offenbar künftig die Risiken von Staatsanleihen in den Portfolios der Banken stärker berücksichtigen. Bisher gelten die Schuldpapiere der Regierungen nach den europäischen Bilanzierungs-Regeln als risikolos
„Eine der wichtigsten Lektionen der aktuellen Krise ist, dass es keine risikofreien Anlagen gibt, somit sind auch Staatsanleihen nicht ohne Risiko“. Das habe sich bisher gezeigt, man müsse jetzt reagieren. „Mitten in der Krise ist vielleicht nicht der beste Moment dafür, die Regeln zu ändern“, aber es bestehe die Möglichkeit, mehr zu tun.
Die bei der EZB als „Superaufsicht“ angesiedelte EBA will ab November 2014 künftig nicht nur die etwa 130 Großbanken im Euroraum beaufsichtigen, sie bekommt auch bei der Aufsicht über alle rund 6.800 Banken in den 18 Euro-Ländern sozusagen stets das letzte Wort und kann sich selbst über die nationalen Aufsichtsbehörden hinwegsetzen.
Damit ist das Bankensterben in Europa eingeläutet. Kleine Banken werden aussortiert. Vor allem internationalen Investment-Banken wie JPMorgan oder Goldman Sachs dürften auf verwertbare Vermögenswerte (Assets) von den kleinen, abgewickelten Banken im Euroraum hoffen. Aber auch die Großbanken werden sich die lukrativsten Assets schnappen wollen, die von den kleinen übrigbleiben (mehr hier).
Wie aus einer Mitte Januar veröffentlichten Statistik der EZB hervorgeht, ist die Zahl der Banken 2013 um 3,8 Prozent auf 6.790 geschrumpft (mehr hier). Den größten Kehraus gab es in den Krisenstaaten Zypern (minus 26 Prozent) und Griechenland (minus 17 Prozent).
Absehbar ist jedoch, dass es nach dem Abwickeln der Banken Fusionen geben wird, zum Vorteil von amerikanischen und britischen Investment-Banken und europäischen Großbanken. Wenn Banken also im Euroraum abgewickelt werden, wird dieser Prozess der „Marktbereinigung“ vor allem den Großbanken nützen.
Selbst wenn Nouy betont, man solle in Zukunft „nicht unbedingt versuchen, sie [die schwachen Banken] mit anderen Instituten zu verschmelzen“, so dürfte vor einer Abwicklungen rechtzeitig die eine oder andere Großbank auf den Plan treten und ihre Lobby vorzeitig in Position bringen, um sich bei noch möglichen Assets zu bedienen.
Je mehr kleine Banken sterben, desto ertragreicher für Großbanken wie beispielsweise für die Deutsche Bank. In der Vergangenheit wurde sichtbar: Die Kreditvergabe in Deutschland ist gestiegen, obwohl die Zahl der Kreditinstitute gesunken ist. Das bedeutet: Das Geschäft für die Großbanken verbessert sich mit jeder Bank, die vom Markt verschwindet. Der Deutschen Bank gehören heute schon unter anderen die Postbank, die Berliner Bank und Sal. Oppenheim (mehr hier).
Bereits im September 2013 sagte Jürgen Fitschen, Co-Vorsitzender der Deutschen Bank und Mitglied der Trilateralen Kommission, auf einer Fachtagung in Frankfurt, die Banken-Branche werde in drei, vier Jahren ganz anders aussehen. „Es darf keinen Aufschrei geben, wenn einige Institute aus dem Markt ausscheiden werden.“
Die Trilaterale Kommission ist eine private Politikberatung. Sie wurde 1973 auf Betreiben von David Rockefeller bei einer Bilderberg-Konferenz gegründet und agiert als private, „politikberatende discussion group“.
Die Trilaterale Kommission besteht aus etwa 400 außerordentlich einflussreichen Mitgliedern aus den drei großen internationalen Wirtschaftsblöcken Europa, Nordamerika und Japan. Dazu gehören außerdem ausgewählte Vertreter außerhalb der Tri-Wirtschaftszone.
Zur europäischen Fraktion dieser Gesellschaft gehörten vormals Mario Monti, Loukas Papadimos und Jean-Claude Trichet. Absicht ist eine koordinierte Abstimmung dieser „Tri“-Wirtschaftsmächte.
Für die Deutsche Bank dürfte die Ankündigung von Nouy willkommen sein. Vor geraumer Zeit forderte Fitschen bereits „pan-europäische Banken“. Als Begründung nannte er: „Anderenfalls würden uns die Wachstumsräume China, Indien, Brasilien oder auch Russland wirtschaftlich abhängen.“
Daher rechnete er mit weiteren „Filialsterben in Deutschland“. Die Konzentration in der europäischen Bankenbranche sei längst nicht abgeschlossen, sagte Fitschen. Die Aufstellung des europäischen Finanzmarkts entspreche bei Weitem nicht der Bedeutung des Euro.
Auch in Frankreich bereiten sich die Großbanken auf das Endspiel vor. Die französischen Großbanken BNP Paribas und Societe Generale dünnen Gewerkschaftskreisen zufolge ihre Filialnetze aus und streichen daher Hunderte Arbeitsplätze. Bei Gesprächen mit Belegschaftsvertretern habe das BNP-Management angekündigt, dass etwa 100 der 2200 Zweigstellen in Frankreich geschlossen würden, sagte ein in die Pläne eingeweihtes Gewerkschaftsmitglied der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Eine Sprecherin der Bank erklärte, es gebe keinen Generalplan für die Schließung von Filialen. Beim angekündigten Sparprogramm werde man aber nicht auf die Schließung von Zweigestellen und den Abbau von Arbeitsplätzen verzichten können.
Die Reduzierung des Filialnetzes zeigt: Die Banken bereiten sich auf wertvolle Geschäfte vor.
Das Geschäft mit dem kleinen Privatkunden gehört nicht dazu.
Die Banken wollen fit sein für die bevorstehende Konsolidierung.
Fressen und nicht gefressen werden heißt das Motto.