Politik

Die Stunde der Krisen-Profiteure: Deutsche Bank erwartet Bank-Sterben in Europa

Lesezeit: 3 min
13.05.2013 01:26
In Europa zeichnet sich ein Banken-Sterben ab. Das nennt man dann Markt-Konsolidierung. Profitieren werden die Großbanken und die Investmentbanken - also jene, die immer schon profitiert haben. Bezahlen werden jene, die immer schon bezahlt haben - Sparer, Anleger und Bank-Kunden.
Die Stunde der Krisen-Profiteure: Deutsche Bank erwartet Bank-Sterben in Europa

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die hektische Betriebsamkeit der EU, Regeln zur Rettung der Banken aufzustellen, hat einen handfesten Hintergrund: Der Banken-Sektor steht vor einer Konsolidierung. Auf Deutsch: Etliche Banken werden sterben. Um das Banken-Sterben zu finanzieren, hat sich die EU entschlossen, Sparer, Anleger, Gläubiger und Steuerzahler an den Begräbnis-Kosten der Rettung zu beteiligen (hier).

Der Prozess der Marktbereinigung wird vor allem den Investment-Banken und den großen Instituten nützen. Denn wenn Banken sterben, gibt es jede Menge Arbeit.

Das ist dann die Stunde von Goldman Sachs.

JPMorgan.

Morgan Stanley.

Deutsche Bank.

Denn neben dem Sterben wird es Fusionen geben, Verkäufe, Mergers & Acquistions.

Ein Banken-Insider sagt den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Es gehört zum Geschäftsmodell der Investment-Banken, dass sie am meisten verdienen, wenn sich viel ändert. Nichts ist für eine Investment-Bank schlimmer als Stabilität, Ruhe, Stillstand.“ Daher bereite sich Goldman Sachs im Hintergrund bereits auf die Zeit nach dem Crash vor. Der Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, der deutsche Goldman-Chef Alexander Dibelius, dürfte der Bundesregierung in der Frage der Banken-Rettung bereits viele nützliche Tipps gegeben haben. Bei der EZB sitzt mit Mario Draghi ein ehemaliger Goldman-Banker. Draghi weiß, was Investment-Banken wollen.

Draghi hat die EZB zu einer Art Vorfeld-Organisation der Investment-Banken gemacht.

Ein Blick auf die Lage der Banken zeigt: In Europa gibt es jede Menge Arbeit für Goldman & Co.

Jeder Banken-Crash kann sich zur Goldgrube für die Investment-Banken entwickeln.

Die Schürfrechte sind freilich nicht in den Händen jener, die bezahlen werden.

Die Schürfrechte haben jene, die am meisten Insider-Wissen haben.

Daher haben die Investment-Banken in Griechenland oder Zypern auch nie Geld verloren - eine erstaunliche Tatsache, über die sich noch niemand so recht Gedanken gemacht hat.

Es ist kein Zufall, dass Warren Buffett erst vor kurzem massiv in Goldman Sachs investiert hat: Der Star-Investor aus Omaha weiß immer, wo die Musik spielt.

Und er weiß es meist früher als alle anderen.

In Europa gibt es einem Bericht der European Banking Federation zufolge etwas mehr als 8.000 Kreditinstitute. Innerhalb der letzten Dekade hat sich diese Zahl bereits von etwa 9.500 deutlich reduziert, aber gemessen an der Realwirtschaft ist der Bankensektor in Ländern wie Zypern, Malta und Luxemburg immer noch viel zu groß (mehr hier). „Grundsätzlich hat Europa zu viele Banken“, sagte Jürgen Fitschen, Chef der Deutschen Bank, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das billige Geld von der EZB sei nicht gesund, sagte Fitschen. Die Realzinsen seien bereits negativ, die Sparer verlieren ihr Geld: „Wir sollten möglichst schnell dahin kommen, dass  die Realzinsen positiv werden“, sagte Fitschen in einem Bericht der FAZ. Die EZB hat vergangene Woche den Leitzins auf ein historisches Tief von 0,5 Prozent gesenkt. Finanzminister Schäuble fürchtet bereits, die Situation sei außer Kontrolle geraten und fordert von den Zentralbanken, die überschüssige Liquidität irgendwie wieder einzusammeln (hier).

Fitschen sieht die Gefahr eines „exzessiven Wettbewerbs“, da sich gerade in Deutschland etliche Institute auf den Mittelstand als lukrative Kundschaft stürzen. Damit dürfte Fitschen wohl die Konkurrenz der Deutschen Bank durch lokale und kleine Banken meinen, die ihren eigenen Kundenstamm binden. „Es wird nicht zu vermeiden sein, dass in einigen Bereichen weniger Personal benötigt wird“, sagte der Banker. Dabei ist die Zahl der Beschäftigten in den europäischen Banken von 2010 bis 2011 nur leicht gefallen, obwohl die Zahl der Kreditinstitute selbst um 148 gesunken ist (vgl. Grafik).

Je mehr kleine Banken sterben, desto besser ist das für die Investment-Banken und die  Großbanken wie die Deutsche Bank. Wie die Tabelle zeigt, ist nämlich die Zahl der Kredite im gleichen Zeitraum sogar noch gestiegen, obwohl die Zahl der Kreditinstitute gesunken ist. Das bedeutet: Das Geschäft für die Großbanken verbessert sich mit jeder Bank, die vom Markt verschwindet.

Der Deutschen Bank gehören heute schon unter anderem die Postbank, die Berliner Bank, Sal. Oppenheim.

Neben den Übernahmen werden die Investment-Banken davon profitieren, dass sie für die Beratung der Regierung oder anderer Banken satte Gebühren kassieren können. Je unübersichtlicher die Lage, desto profitabler wird der Prozess.

Für das bevorstehende Banken-Sterben gilt also der alte Satz: In jeder Krise gibt es Profiteure.

Originellerweise sind es immer dieselben, die profitieren.

Und es sind am Ende immer dieselben, die bezahlen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...