Finanzen

Crash-Vorbereitung: Chinas Zentralbank bunkert Gold

In China sind Importe und Produktion von Gold deutlich höher als der Konsum. Der Verbleib von mehr als 500 Tonnen Gold allein im letzten Jahr ist ungeklärt. Die Zentralbank des Landes behauptet, seit Jahren überhaupt kein Gold mehr zu kaufen. Doch offenbar deckt sie sich heimlich und im großen Stil mit Gold ein.
12.02.2014 00:09
Lesezeit: 2 min

Die Chinesische Volksbank hat offenbar ihre Gold-Reserven massiv erhöht. Zwar behauptet die Zentralbank, seit Jahren kein Gold gekauft zu haben. Doch die widersprüchlichen Daten zum chinesischen Gold-Konsum zeigen, dass sie im vergangenen Jahr den niedrigen Goldpreis genutzt hat und circa 500 Tonnen Gold zu ihren Reserven hinzugefügt hat.

Nach offizieller Darstellung hat die chinesische Zentralbank zuletzt im Jahr 2009 ihre Gold-Reserven erhöht. Beamte der Zentralbank haben seitdem wiederholt gesagt, dass sie Gold keine sinnvolle Anlage zur Diversifizierung sei. Der globale Goldmarkt sei zu klein relativ zur Größe der chinesischen Fremdwährungsreserven, zitiert die FT die Zentralbank.

Die Fremdwährungs-Reserven der chinesischen Zentralbank liegen bei 3,8 Billionen Dollar. Ihre offiziellen Goldreserven machen jedoch nur etwa 1 Prozent ihrer offiziellen Reserven aus. Das ist deutlich weniger als die offiziellen Zahlen fast aller entwickelten Staaten.

Doch selbst die offiziellen Daten des vergangenen Jahres zeigen, dass China viel mehr Gold importiert und produziert hat, als die Bürger des Landes kaufen konnten. Es wird daher vermutet, dass die Zentralbank trotz gegenteiliger Aussagen massiv Gold gekauft hat.

Chinas offizielle Nachfrage nach Gold stieg im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 1.176 Tonnen, so die China Gold Association. Das Land überholte Indien und war erstmals der größte Gold-Konsument der Welt. Doch Importe und Produktion war sogar noch stärker.

China importierte im vergangenen Jahr 1.158 Tonnen Gold über Hong Kong. Das ist mehr als doppelt so viel wie 2012. Hinzu kommen die noch nicht veröffentlichten Importe über Shanghai. Die heimische Gold-Produktion lag bei 428 Tonnen. China ist der weltweit größte Gold-Produzent.

Diese Zahlen zeigen, dass Chinas Gold-Konsum tatsächlich bei über 1.700 Tonnen lag – mehr als 500 Tonnen höher als offiziell berichtet. Das ist genau der Betrag, den die Deutsche Bundesbank eigentlich von der Federal Reserve zurück nach Deutschland holen wollte. Sie erhielt jedoch bisher nur 5 Tonnen (mehr hier).

Es war erwartet worden, dass die Chinesische Volksbank im Januar eine Erhöhung ihrer Gold-Reserven berichtet (hier). Doch die Zentralbank sagte, dass sie seit April 2009 konstant 1.054 Tonnen Gold als Reserven hält.

Massive Zukäufe der Zentralbank sind nur eine mögliche Erklärung für die Lücke von mehr als 500 Tonnen in den Zahlen zum chinesischen Gold-Konsum. Auch die Juweliere und Banken des Landes könnten ihre Vorräte aufgestockt haben, sagt Liu Xu, Analyst für Capital Futures in Peking.

Diese Vorräte erscheinen nicht in den Daten zur Goldnachfrage, da das Gold noch nicht an den Konsumenten verkauft worden ist. Auch Schmuck-Exporte der chinesischen Juweliere werden möglicherweise nicht in den offiziellen Daten erfasst.

Im vergangenen Jahr fiel der Goldpreis um 28 Prozent. Ohne die massive Nachfrage aus China wäre dieser Preisrückgang möglicherweise noch deutlich stärker ausgefallen. Die Chinesen kauften massiv kleinere Barren, Münzen und Schmuck. Schweizer Raffinerien fahren zusätzliche Schichten, um das Gold der westlichen Investoren für den asiatischen Markt umzuschmelzen (mehr hier).

Liu sagt, dass die chinesische Zentralbank gute Gründe hat, über ihren möglichen Ankauf von mehr als 500 Tonnen Gold allein im vergangenen Jahr zu schweigen: Sie befürchtet, dass der Goldpreis dann massiv steigen würde. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um 6 Prozent gestiegen. Am Dienstagnachmittag lag er bei 1.284 Dollar (940 Euro).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.