Finanzen

Analyst schlägt Alarm: „Belgiens Defizit ist nicht beherrschbar“

Lesezeit: 1 min
12.04.2012 13:39
Belgien liegt mit seiner Verschuldung noch hinter Portugal und Irland. Aber allein der demografische Wandel könnte zu einer immensen Zunahme des Defizits beitragen. Ganz abgesehen von dem ESM und den Garantien für die Dexia Bank. Damit wird die Verschuldung nicht mehr „beherrschbar“.
Analyst schlägt Alarm: „Belgiens Defizit ist nicht beherrschbar“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die offiziellen Daten von Eurostat zeigten zum Ende des dritten Quartals 2011 für Belgien eine Verschuldung von 98,5 Prozent des BIP. Das entspricht 361,3 Milliarden Euro. Damit liegt Belgien hinsichtlich des Defizits knapp hinter Portugal (110 Prozent) und Irland (105 Prozent). Ökonomischen Untersuchungen zufolge ergeben sich bei einer Verschuldung von mehr als 90 Prozent erhebliche, negative Folgen für das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosenentwicklung und die öffentlichen Finanzen, analysiert der unabhängige belgische Wirschaftsjournalist Johan Van Overtveldt.

Belgiens Regierung würde also gut daran tun, sein Defizit abzubauen. In einer Untersuchung der Ökonomen Bernd Raffelhüschen und Stefaan Moog von der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg wurde deutlich, dass schon allein aufgrund des demografischen Wandels die Verschuldung Belgien in den kommenden Jahrzehnten enorm ansteigen werde. Würde also die Politik den Entwicklungen nicht entgegenwirken, läge das Defizit Belgien dann bei 426 Prozent des BIP. Grund hierfür sind die ausufernden Ausgaben für Renten und die Gesundheitsversorgung.

Der Studie zufolge würde auf Belgien entsprechend ein Konsolidierungsbedarf von 5,3 Prozent des BIP zukommen, um eine solche Negativentwicklung des Defizits zu verhindern. Was in etwa 19 Milliarden Euro entspräche, die jährlich mindestens drei Jahrzehnte eingespart werden müssten. Aber allein in den nächsten drei Jahren muss die belgische Regierung rund 12 Milliarden Euro einsparen, um einen ausgeglichenen Haushalt entsprechend der EU-Vorgaben vorzuweisen (hier). Hinzu kommt, dass diese Einsparungen eher auf Steuererhöhungen und anderen weniger nachhaltigen Maßnahmen basieren und dementsprechend keine Wirkungskraft über mehrere Jahre hinweg erreichen können, so Johan Van Overtveldt. Seiner Meinung nach, ist das Defizit Belgiens nicht beherrschbar.

Doch neben den demografischen Entwicklung, die das Defizit Belgiens massiv in die Höhe treiben könnten, kommen neben den neuen Instrumenten in der EU Staatsgarantien für die Dexia-Bank hinzu. Bei Dexia garantiert Belgien, obgleich Frankreich und Luxemburg ebenfalls Garantien geben, 54,5 Milliarden Euro. Zudem wurden die Rettungsschirme jüngst auf 800 Milliarden Euro ausgeweitet (hier). Noch stehen nicht alle Beiträge Belgiens dazu gänzlich fest, zumal der Gouverneursrat des ESM die Schlagkraft des ESM in Zukunft noch erhöhen kann. In jedem Fall aber, erklärt Johan Van Overtveldt muss Belgien zunächst einmal rund 30 Milliarden Euro in Form von Kapital und Garantien zur Verfügung stellen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...