Politik

Russisches Militär startet Manöver an ukrainischer Grenze

Lesezeit: 2 min
13.03.2014 15:17
Das russische Militär hält Manöver an der Grenze zur Ukraine ab. An den Übungen sollen 8500 Soldaten beteiligt sein. Merkel warnte den russischen Präsident Putin vor massiven Konsequenzen, sollte Russland nicht einlenken.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das russische Militär hält Manöver an der Grenze zur Ukraine ab. An den Übungen im Süddistrikt seien 8500 Soldaten beteiligt, erklärte das Verteidigungsministerium am Donnerstag.

Wie lange die Manöver dauern, wurde nicht mitgeteilt. Zum Einsatz kämen Artillerie und Raketenwerfer. Die Übungen dürften die Sorgen im Zusammenhang mit dem Streit zwischen der Ukraine und Russland um die Krim verstärken.

Die Diskussionen um mögliche Sanktionen gehen indes weiter. Sollten die USA und die Europäische Union tatsächlich Reisebeschränkungen und Kontensperrungen verhängen, werde die Regierung in Moskau Gleiches mit Gleichem vergelten, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Alexej Lichatschew am Donnerstag in Moskau. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte Präsident Wladimir Putin vor massiven Konsequenzen, sollte Russland nicht einlenken. Zugleich warf sie ihm vor, die Abspaltung der Krim von der Ukraine aktiv voranzutreiben: „Es ist offenkundig: Die territoriale Unversehrtheit wird ganz offen infrage gestellt und verletzt.“ Putin wies diesen Vorwurf umgehend zurück: Russland sei nicht der Anstifter der Krise.

Auf der Krim soll die mehrheitlich russisch-stämmige Bevölkerung am Sonntag über eine Abspaltung von der Ukraine und die Aufnahme in die Russische Föderation abstimmen. Die Übergangsregierung in Kiew hat das Referendum als unrechtmäßig kritisiert. Auch die EU und die USA haben Russland vor einer Annexion der geo-strategisch wichtigen Halbinsel gewarnt und mit mehrstufigen Sanktionen gedroht, die im Ernstfall auch wirtschaftliche Strafmaßnahmen einschließen.

Bei einer Annexion der Krim und einer Destabilisierung der Ost-Ukraine werde sich nicht nur das Verhältnis der EU und der G7-Staaten zu Russland grundlegend ändern, sagte Merkel in einer Regierungserklärung im Bundestag. „Nein, dann schadet dies nicht zuletzt, davon bin ich ganz fest überzeugt, massiv auch Russland, und zwar wirtschaftlich und politisch.“

Merkel warf Putin vor, mit Mitteln des 19. und 20. Jahrhunderts die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen zu wollen.

Russland nutze eine Schwächephase des Nachbarlandes, um die Krim an sich zu reißen. „Das Recht des Stärkeren wird gegen die Stärke des Rechts gestellt“, kritisierte Merkel die russische Politik. Zugleich machte die Kanzlerin deutlich, dass ein militärisches Vorgehen in der Ukraine keine Option sei. Die EU wolle Gespräche zwischen Russland und der Ukraine ermöglichen und der Übergangsregierung in Kiew helfen. Wenn die Führung in Moskau aber nicht einlenke, würden schrittweise weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. „Die russische Seite hat es ja jederzeit in der Hand, ... eine solche Spirale zu unterbinden.“

„Wir sind auf alles vorbereitet“, erwiderte der russische Vize-Wirtschaftsminister Lichatschew. Russland werde auf die Sanktionen des Westen mit identischen Schritten antworten. Gleichwohl hoffe man, dass es nur zu politischen Strafmaßnahmen komme und wirtschaftliche Sanktionen vermieden werden könnten. Ähnlich äußerte sich der chinesische Botschafter in Deutschland. „Wir halten nichts von Sanktionen“, sagte Shi Mingde in einem Reuters-Interview. „Denn Sanktionen führen vielleicht zu Gegenaktionen. Damit beginnt eine Spirale mit unvorhersehbaren Folgen.“ China sehe immer noch Chancen, eine Eskalation zu verhindern.

Die deutsche Wirtschaft hatte bereits in den vergangenen Tagen vor einer Sanktionsspirale gewarnt. Doch Merkel machte vor der Unionsfraktion nach Angaben von Teilnehmern am Dienstag deutlich, dass Europa in der Ukraine-Krise standhaft bleiben und notfalls wirtschaftliche Folgen in Kauf nehmen müsse. Deutschland bezieht etwa ein Drittel seines Gases aus Russland. Für die Autobauer ist Russland ein wichtiger Absatzmarkt. Wegen der Ukraine-Krise erwartet Volkswagen schon jetzt eine „klare Belastung“ im Russland-Geschäft durch Wechselkurseffekte.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...