Finanzen

Zypern: Nur 4 Prozent der Bank-Einlagen wurden rasiert

Lesezeit: 2 min
18.03.2014 00:04
Nur 4 Prozent aller Bank-Einlagen wurden bei der Rettung der zypriotischen Banken enteignet. Die Zyprioten sagen, sie hätten sich gegen die Euro-Zone durchgesetzt, die ultimativ auch die Beteiligung von kleinen Sparern gefordert hätten.
Zypern: Nur 4 Prozent der Bank-Einlagen wurden rasiert

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In einem Interview mit der FAZ sagte der zypriotische Premier Nikos Anastasiadis, dass die Euro-Zone von Zypern verlangt habe, auch Sparguthaben unter 100.000 für die Banken-Rettung im Jahr 2013 zu rasieren. Zypern habe sich dem jedoch widersetzt - und darauf gedrungen, dass die Gläubiger bezahlen müssen. Allerdings dürfte dieser erste Bail-In in der Euro-Zone nicht nachhaltig gewesen sein: Anastasiadis sagte, dass er hoffe, dass künftig der ESM für die Banken in Zypern angezapft werden könne.

Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten haben schriftlich bei der Botschaft Zyperns in Berlin nachgefragt - um sich schildern zu lassen, wie der Bail-In wirklich abgelaufen ist.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie ist das Geld von den Sparern zum Staat gelangt? Haben die Banken die Konten einfach geschlossen und das Geld entfernt? Oder mussten die Kunden, die Bürger Zyperns, eine Transaktion vornehmen? Wer bekam das Geld am Ende, was ist damit passiert?

Botschaft Zypern: Die Geschäfte der Cyprus Popular Bank (CPB) wurden in die Bank of Cyprus (BOC) überführt, nachdem Maßnahmen in Übereinstimmung mit Beschlüssen der Eurogruppe vom 25. März 2013 umgesetzt wurden. Demzufolge sind alle Vermögenswerte der CPB (mit Ausnahme von Investitionen in ausländische Tochterfirmen) sowie alle Kunden-Einlagen bis zum versicherten Betrag von 100.000€ (oder dem Äquivalent in ausländischer Währung) an die BOC übertragen worden. Darüber hinaus wurde die BOC durch vollumfängliche Beiträge ihrer Anteilseigner und 47,5% der Spareinlagen über 100.000€ rekapitalisiert.

Ein kleiner Teil der nicht-versicherten Spareinlagen, die für einen Bail-In herangezogen wurden, wurden als Verluste der BOC des vorigen Jahres abgeschrieben. Der Großteil wurde jedoch in Aktienanteile umgewandelt. Dadurch wurden die bisherigen Besitzer nicht-versicherter Spareinlagen zu Aktienhaltern der Bank. Die obigen Maßnahmen wurden auf Anordnung der Zentralbank Zyperns, in ihrer rechtlichen Rolle als Beschluss-Behörde und in Übereinstimmung mit dem Finanzministerium, umgesetzt. Nach der vollumfänglichen Rekapitalisierung und Herstellung der Zahlungsfähigkeit durch Bail-In der nicht-versicherten Spareinlagen, hat die BOC am 30. Juli 2013 die Phase der Abwicklung verlassen, den normalen Bankbetrieb wiederaufgenommen, einen neuen Aufsichtsrat ernannt und ein neues Management bestimmt, und einen detaillierten Restrukturierungsplan entworfen, der zur weiteren Stärkung ihrer finanziellen Kapazität und Bonität umgesetzt wird.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Können Sie uns sagen, wie viele Personen am Bail-In beteiligt wurden? Wie viele Personen mit mehr als 100.000€ [Spareinlagen] und wie viele mit weniger als 100.000€?

Botschaft Zypern: Spareinlagen bis zum versicherten Wert von 100.000€ waren von den Maßnahmen in der CPB und BOC überhaupt nicht betroffen. Es wird geschätzt, dass nur 4% der Bankkunden über nicht-versicherte Spareinlagen über 100.000€ verfügten und die dadurch von den Maßnahmen betroffen waren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Haben die Sparer irgendeine Information darüber erhalten, die ihnen erklärte, wie der Bail-In ablaufen würde? Wenn Sie so etwas haben, können wir es bekommen?

Botschaft Zypern: Die Beschlüsse, die von der Zentralbank erlassen wurden, in ihrer Rolle als Beschluss-Behörde, wurden in der „Official Gazette oft the Republic“ und auf der Webseite der Zentralbank (www.centralbank.gov.cy) publiziert und waren einer großen Öffentlichkeit zugänglich. Darüber hinaus gab es wiederholte öffentliche Stellungnahmen der Zentralbank und des Finanzministeriums, die die Öffentlichkeit und die Kunden über die bevorstehenden Maßnahmen informiert haben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...