Die Krim-Krise hat einen Strich durch die Pläne des Handelsriesen Metro gemacht, seine russischen Großmärkte rasch an die Börse zu bringen. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen seien die richtigen Kapitalmarktbedingungen für den Sprung aufs Börsenparkett nicht gegeben, erklärte ein Konzernsprecher am Dienstag. Das Projekt ist aber offenbar nicht endgültig vom Tisch. „Wir halten weiterhin an den Plänen für eine Börsennotiz von Metro Cash & Carry Russland fest“, betonte der Sprecher. Für die Anleger kam die Entscheidung angesichts der Eskalation der Krise auf der ukrainischen Halbinsel Krim nicht überraschend. Metro-Aktien lagen klar im Plus.
Metro-Chef Olaf Koch hatte ursprünglich einen Termin um die Osterfeiertage für den milliardenschweren Börsengang angepeilt. Doch zuletzt mehrten sich wegen des Ukraine-Konflikts die Hinweise für eine Verschiebung. So betonten mit der Transaktion vertraute Banker, dass der Handelskonzern wohl kräftige Abstriche bei den erhofften Einnahmen machen müsste. Denn die russischen Börsen und auch der Kurs der Landeswährung Rubel sind in den vergangenen Wochen massiv unter Druck geraten. Auch in anderen Ländern kam es teils zu hohen Verlusten. Investoren beunruhigt, dass die Europäische Union und die USA Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Russland hat faktisch die Kontrolle über die Krim übernommen und strebt nach Ansicht des Westens eine Annexion an.
Der russische Metro-Rivale Lenta hatte es zuletzt gerade noch an die Börse geschafft, doch die Anleger hatten auch bei den neuen Aktien nur verhalten zugegriffen. Metro will bis zu 25 Prozent des Russlands-Geschäfts seiner Großmarktsparte an die Börse in London bringen. Der Anteilsverkauf könnte mehr als eine Milliarde Euro in die Kassen spülen. Mit dem frischen Geld könnte Koch das Wachstum des Russlands-Geschäfts ankurbeln und als Großaktionär auch künftig noch davon profitieren. Metro betreibt rund 70 Cash&Carry-Großmärkte in Russland, der Jahresumsatz lag 2013 bei 4,4 Milliarden Euro.