Politik

Abkommen unterzeichnet: Die Krim gehört nun offiziell zu Russland

Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnete am Dienstag mit Vertretern der Krim-Region einen Vertrag, der das bislang zur Ukraine gehörende Gebiet zum Teil Russlands erklärt. Der Westen protestiert heftig. Am Abend kommt es zu ersten gewaltsamen Auseinandersetzungen.
19.03.2014 01:53
Lesezeit: 2 min

Trotz massiver Proteste des Westens hat Russland den Anschluss der Halbinsel Krim am Dienstag formell besiegelt. Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnete gemeinsam mit Vertretern der Krim-Region einen Vertrag, der das bislang zur Ukraine gehörende Gebiet zum Teil Russlands erklärt. Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk verkündete umgehend, die Krise sei nun von einem politischen in ein militärisches Stadium übergegangen. Nach seinen Worten griffen russische Soldaten auf der Krim ukrainische Streitkräfte an. "Dies ist ein Kriegsverbrechen." (mehr dazu hier).

"Die Krim ist in ihren Heimathafen zurückgekehrt", verkündete Putin nach der Vertragsunterzeichnung vor einer begeisterten Menschenmenge unter "Russland-" und "Putin"-Rufen auf dem Roten Platz. In einer Rede vor beiden Kammern des Parlaments sandte der Kreml-Chef allerdings auch Entspannungssignale aus und erklärte, er strebe nicht die Abspaltung weiterer Teile der Ukraine an. Die Reaktionen des Westens auf den Anschluss der Krim fielen dennoch heftig aus: US-Vizepräsident Joe Biden sprach von einem Landraub, Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Russlands Aufnahme der Krim einen Verstoß gegen internationales Recht. Am Nachmittag telefonierte die Kanzlerin erneut mit US-Präsident Barack Obama.

Putin untermauerte den russischen Anspruch auf die Krim-Region in seiner Rede vor dem Parlament mit einer stark patriotisch gefärbten Rede. Das Referendum vom Sonntag habe den überwältigenden Willen der Bevölkerung dort gezeigt, mit Russland wiedervereinigt zu werden, sagte der Kreml-Chef, dessen Rede von stehenden Ovationen und zahlreichen Tränen der Rührung unter den Abgeordneten begleitet wurde. "In den Herzen und Köpfen der Menschen war und wird die Krim immer ein unteilbarer Bestandteil Russlands sein", heißt es auch in dem von Putin unterzeichneten Vertrag zur Eingliederung des Gebiets. Dem Westen warf Putin aggressives und unverantwortliches Verhalten vor. Die Regierung in Kiew nannte Putin illegal und sagte, ihr gehörten "Neo-Nazis, Russland-Feinde und Antisemiten" an.

In dem Referendum hatten sich auf der Krim am Sonntag fast 97 Prozent für einen Anschluss an Russland ausgesprochen. Die EU, die USA und Japan erkennen die Volksabstimmung nicht an und verhängten neue Sanktionen gegen Russland. Putin konterte mit einem Vergleich: Der Westen habe die Unabhängigkeit der früheren serbischen Provinz Kosovo unterstützt und verweigere jetzt den Einwohnern der Krim dieses Recht. "Man kann die gleiche Sache heute nicht schwarz und morgen weiß nennen." Der Präsident ging auch auf Sorgen in der Ukraine und im Westen ein, überwiegend russisch-sprachige Teile der Ost-Ukraine könnten sich jetzt ebenfalls Russland anschließen. "Glauben Sie nicht denjenien, die Ihnen mit Russland Angst machen wollen und die schreien, dass andere Regionen der Krim folgen werden", sagte Putin. "Wir wollen keine Teilung der Ukraine, wir brauchen das nicht."

Auf der Krim spitzte sich die Lage unterdessen bedrohlich zu. Bei der Erstürmung einer ukrainischen Militärbasis durch russische Truppen wurde nach Angaben eines Armeesprechers ein ukrainischer Soldat getötet. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte einen ukrainischen Militärsprecher zunächst mit den Worten, der Soldat sei im Nacken und am Schlüsselbein verwundet worden. Später hieß es, ein Soldat sei getötet worden. Der Vorfall habe sich in einem Stützpunkt in der Krim-Metropole Simferopol ereignet. Die russischen Soldaten hätten die Zentrale der Militäreinrichtung eingenommen und den Kommandeur festgesetzt. Die ukrainischen Soldaten hätten es abgelehnt, ihre Waffen niederzulegen und sich verbarrikadiert.

Ein ukrainischer Soldat sagte im Fernsehen, rund 20 ukrainische Soldaten hätten es abgelehnt, sich zu ergeben. Bei ihnen seien 10 bis 15 weitere Personen, darunter Frauen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Was Deutschland nach der parlamentarischen Sommerpause erwartet: Spahn, Arbeitslosengeld und Bundesverfassungsgericht
13.07.2025

Die umstrittene Juristin Frauke Brosius-Gersdorf wurde am Freitag nicht zur Verfassungsrichterin ernannt. Im Sommerinterview mit der ARD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft: Wie wenig Unternehmen wirklich Deutschlands Wachstum und Wohlstand produzieren
13.07.2025

Analyse des McKinsey Global Institute (MGI) zeigt: Statt Effizienzsteigerung in der Breite treiben nur wenige deutsche Unternehmen den...

DWN
Finanzen
Finanzen Wenn Märkte überhitzen: Droht der Small-Cap-Rally das Aus?
13.07.2025

US-Anleger stürzen sich auf kleine Firmen – ein alarmierendes Zeichen. Warum Euphorie an der Börse oft das Ende markiert und was das...

DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...