Politik

Erdogan freut sich: Drohnengeschäft boomt

Das türkische Drohnengeschäft läuft wie geschmiert. Die neue Superdrohne Kizilelma soll nun Erdogans neues Prestige-Objekt werden.
08.09.2022 08:54
Lesezeit: 2 min
Erdogan freut sich: Drohnengeschäft boomt
Das Drohnengeschäft in der Türkei ist zur Freude von Präsident Erdogan ein voller Erfolg. (Foto:dpa) Foto: Murat Cetinmuhurdar

Die Drohnen des türkischen Herstellers Baykar sind aktuell sehr gefragt. Zu Beginn des Ukrainekrieges kamen die Drohnen oft zum Einsatz, um russische Panzer auszuschalten und waren damit sehr erfolgreich. Die Ukrainer schafften es der russischen Armee mit Bayraktar-Drohnenangriffen empfindlich wehzutun, wie die Webseite Eurasian Times berichtet.

Seitdem hat die Drohne in der Ukraine Kultstatus. Der Kult ging so weit, dass eine ukrainische Musikformation extra ein Lied über die Bayraktar-Drohne veröffentlichte. Der Song wurde zu einem Hit auf YouTube mit über einer Million videoaufrufen. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov erklärte Ende Juni, dass Kiew und Ankara immer noch an einem Plan zum Bau einer Fabrik in der Ukraine arbeiten, die bewaffnete Bayraktar-Drohnen herstellen soll.

Mehrjährige Warteliste wegen starker Nachfrage

Aktuell exportiert Baykar Drohnen in mehr als zwei Dutzend Länder, darunter Katar, Aserbaidschan und Polen, oder hat entsprechende Verträge unterzeichnet, wie die slowakische Wirtschaftswebseite HN Online sagt. Die Drohnen von Baykar sind so stark gefragt, dass das Unternehmen sich entschlossen hat, die Produktion der Bayraktar-Drohne TB2 zu verdoppeln. Bisher hat man jährlich 200 dieser Drohnen produziert, 2023 sollen es 500 Stück sein, wie Unternehmenschef Haluk Bayraktar laut der Eurasian Times gegenüber der türkischen Agentur Anadolu erklärte.

Bayraktar führt das Unternehmen mit seinem Bruder Selcuk, der gleichzeitig Schwiegersohn vom türkischen Staatspräsident Recep Tayip Erdogan ist. Die hohe Inflation scheint Baykar durch die hohen Nachfragen für die Drohnen nicht so hart getroffen zu haben.

Die neue Superwaffe heißt Kizilelma

Nachdem die Bayraktar-Drohne ein Kassenschlager war, wurde nun am 30. August die neue Drohne Kizilelma auf dem Teknofest Karadeniz, dem größten Technologiefest der Türkei vorgestellt. Eine Pilotenausbilderin des Unternehmens, Elif Ergin, erklärt gegenüber der Eurasian Times, dass die Drohne nächstes Jahr zum ersten Mal starten wird. Ergin zufolge soll die Drohne von Schiffen mit kleinen Landebahnen, wie dem zukünftigen türkischen Flaggschiff Anadolu starten und landen können. Die Drohne hat eine Flugzeit von fünf Stunden und eine Einsatzhöhe von 35.000 Fuß. Das Startgewicht beträgt sechs Tonnen und die Nutzlastkapazität 1,5 Tonnen. Damit hat die Kizilelma eine zehnmal so starke Nutzlast wie die Bayraktar-Drohne.

Baykar beabsichtigt die Drohne mit sämtlicher im Inland hergestellter Munition im Bestand der Luftstreitkräfte zu integrieren, wie die Eurasian Times berichtet. Der Zeitung zufolge wird Kizilelma mit ukrainischen Triebwerken ausgestattet sein. Baykar hatte bei dem staatlichen Unternehmen Ivchenko-Progress die Triebwerke AI-322F und AI-25TLT für 2022 bestellt.

Erdogan droht Griechenland

Am Samstag lies sich auch Präsident Recep Tayip Erdogan mit der Kizilelma ablichten und drohte Nachbar Griechenland mit militärischen Angriffen wegen der Truppenstationierungen Griechenlands vor der türkischen Westküste. Der Streit um Inseln war in der letzten Zeit wieder aufgeflammt. Der Auftritt vor dem neuen Prestige-Objekt ist kein Zufall. Die Türkei befindet sich mitten im Vorwahlkampf für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im nächsten Jahr. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme ist die Vorstellung der Kizilelma ein positives Ereignis.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....